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Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Titel: Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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Eltern abzugeben, der Glückspilz. Seine waren ein Albtraum! Aber das war nie das Thema gewesen, oder? »Wie würdest du damit zurechtkommen, wenn ich an einer lebenserhaltenden Maschine hängen würde und völlig bewegungs- oder kommunikationsunfähig wäre?« Darüber redet man doch nicht, wenn man gerade anfängt, sich besser kennen zu lernen.
    Ach ja, ich habe eine Luftmatratze bekommen, damit ich keine Druckstellen kriege. Das ist wirklich tierisch bequem. Macht allerdings einen ordentlichen Krach.
    Manchmal wache ich nachts im Dunkeln auf und denke, dass jemand nebenan eine mitternächtliche Staubsaugerparty veranstaltet.
    Anne ist scharf auf diesen Polizisten, denke ich. Er scheint nett zu sein. Netter als ihr Ex jedenfalls, der sich wie ein Arsch anhört. Aber der Polizist ist lustig. Ich hab mir fast in die Hose gemacht, als er sich entschuldigte, weil er »gemuffelt« hat. Ich habe gehört, wie Tim eine der Schwestern nach den Blumen gefragt hat. Es war keine Karte dabei, und die Schwester ist losgezogen und hat eine Kollegin gefragt. Jetzt glaube ich, Tim vermutet, ich hätte eine Affäre mit einem Polizisten. Muss ein ziemlich seltsamer Polizist mit einer Vorliebe für billige gelbe Nachthemden und äußerst folgsame Freundinnen sein, die nie nachhaken.
    Wie geht der Witz noch mal von der perfekten Frau? Wenn ich eine Nymphomanin wäre und mein Vater eine Brauerei besitzen würde, hätte er einen Haufen Kohle …

Vier
    Der Sierra blieb hinter dem Krankenwagen stehen. Als Thorne ausstieg, wusste er, dass die Sache schwierig werden würde. Selbst um zwei Uhr morgens war es noch schwül, doch es würde bald regnen. Wertvolle Beweise würden verloren gehen, wenn sich der Schauplatz in Matsch verwandelte. Die Fotografen, die Polizisten und die Mitglieder des forensischen Teams gingen ihrer Aufgabe mit schweigsamer Effizienz nach. Sie wussten, dass ihnen nicht viel Zeit blieb. Alles, was nützlich war, wurde gewöhnlich innerhalb der ersten Stunde gefunden. Die goldene Stunde.
    Tughan würde ohnehin alles abdecken lassen. Er hatte bestimmt die Wettervorhersage gehört.
    Thorne ging die steilen Stufen hinunter, die zur U-Bahn-Station Highgate führten und den Zugang zu Queens Wood bildeten, dem Stück Grünfläche, das die Archway Road säumte. Beim Gehen sah er die Scheinwerfer durch die Bäume hindurchschimmern, er sah, wie sich die forensischen Spezialisten in ihren weißen Kunststoffanzügen über etwas beugten, das die Leiche zu sein schien, und in der Kleidung des Mädchens nach Fasern oder Haaren suchten. Er hörte, wie Befehle gebellt wurden, er hörte das Zischen von Blitzlichtern und das konstante Dröhnen des tragbaren Generators. Er war in der Vergangenheit an vielen Tatorten gewesen, an zu vielen, doch hier hatte er den Eindruck, als würde er dem A-Team zuschauen. Eine solche Zielstrebigkeit hatte er bisher nur einmal erlebt.
    Kein Pfeifen, kein Galgenhumor und keine Thermosflasche mit Tee.
    Erst als Thorne unter dem Geländer hindurchgekrabbelt war und sich die Plastiküberschuhe angezogen hatte, die ihm ein Mitarbeiter der Spurensicherung gegeben hatte, wurde ihm bewusst, wie schwer es sein würde, diesen Tatort zu untersuchen. Er sah auch sofort, wie abgebrüht der Mörder bei seiner Wahl des Abladeplatzes gewesen war. Die Leiche lag direkt an dem hohen Metallgeländer, das den ganzen Weg den Hügel hinunter säumte. Auf einer Seite lag die Hauptstraße, auf der anderen ein breiter, dicht bewachsener Streifen Wald an einem steilen Abhang, der zur U-Bahn-Station Highgate führte. Die Leiche war nur zu erreichen, wenn man den Hügel hinauf-, und zwischen den Bäumen hindurchging. Obwohl bereits eine Art Pfad entstanden war, war es immer noch eine langwierige Angelegenheit, bis zur Leiche zu gelangen. Der Untergrund war hart und trocken, doch es würde nur zehn Minuten dauern, bis er sich in eine matschige Rutschbahn verwandelt hätte. Es lohnte sich nicht, den Tatort mit Kunststoffzelten abzudecken. Er hoffte, sie würden schnell die Hinweise bekommen, die sie brauchten.
    Dave Holland rannte ihm auf dem Pfad entgegen, eindrucksvoll von den Scheinwerfern beleuchtet. Thorne konnte die Silhouette des Notizbuchs erkennen, das er in der Luft schwenkte. Er sieht gar nicht aus wie ein Polizist, dachte Thorne, eher wie ein Vertrauensschüler. Trotz der angedeuteten Bartstoppeln provozierten seine blonden Haare und die rötliche Gesichtsfarbe Bemerkungen wie: »Ach, die Polizisten sehen heute ja noch so

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