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Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Titel: Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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durchschauen gewesen. Einige hatte er geschnappt, andere nicht, aber nie musste er seine Zeit mit der Überlegung verschwenden, warum sie es getan hatten. Gewöhnlich wegen Geld. Manchmal wegen Sex. Die Spielregeln waren jedenfalls einfach: Sorge dafür, dass sie damit aufhören, und lass hinterher jemand anderen das Warum herausfinden.
    Bishop und seinesgleichen spielten nicht nach diesen Regeln. Thorne wusste, dass er es vorsichtig angehen musste, wenn er Jeremy Bishop schnappen wollte – Schritt für Schritt. Und Bethell war der erste Schritt. Was auch immer dies für ein neues Spiel war, Bishop hatte einen entscheidenden Vorteil. Thorne war sich sicher, dass das Warum wichtig, wenn nicht gar entscheidend war. Aber hier stieß er an seine Grenzen.
    Denn Thorne war das Warum scheißegal.
    Als Bethell wieder an den Tisch trat, stand Thorne auf und zog sich den Mantel an. »Haben wir alles geklärt?«
    Bethell griff nach seinen Zigaretten. »Ja. Ich brauche wohl nicht zu fragen, wie schnell Sie diese Fotos benötigen?«
    »Eigentlich nicht, nein.«
    Das Lachen hinter ihm sagte Thorne, dass er auf direktem Wege das Lokal verlassen sollte. Bethell machte bereits einen Schritt auf sie zu.
    »Was gibt’s zu lachen?«
    Der Größte der vier erhob sich und blickte Bethell durch seine Designer-Brille an. Er wollte nicht aggressiv wirken, sondern hatte nur aus Reflex gehandelt, doch das war Bethell egal. Der dicke Finger, den er dem Mann in den Brustkorb drückte, musste sich wie ein Presslufthammer anfühlen. »Irgendwas darüber, wie hoch ich spreche, oder? Los, sag schon.« Quadratbrille schlug den Finger zur Seite; Kurzhaar stand auf, um seinen Freund zu schützen – und schon ging’s los.
    Als Bethell seine mit Siegelringen bestückte Faust Quadratbrille ins Gesicht rammte, trat Thorne einen Schritt nach vorn und klatschte dem Freund die Rückhand auf den Mund. Er fiel rückwärts über den Tisch und ließ mit seinen teuren Turnschuhen Gläser und Flaschen in alle Richtungen fliegen. Der dritte Mann griff nach einem großen Aschenbecher aus Metall, aber Thorne war im gleichen Augenblick bei ihm und stieß ihm die Stirn gegen das Nasenbein.
    Erst als der Vierte so schnell das Weite suchte, dass er einen Teller mit orangefarbenem Tikka-Massala-Hühnchen auf den Schoß einer Frau beförderte, nahm die Schreierei ernsthafte Ausmaße an. Während der australische Barmann zögernd näher kam, stürmte die blondierte Wirtin mit einem abgebrochenen Billardstock hinter dem Tresen hervor. »Los. Ruf die Polizei.«
    Der Barmann zeigte mit einem Finger auf Thorne. »Sie ist schon da.«
    Thorne rieb sich die Stirn und schaute sich um. Drei Männer lagen oder knieten auf dem mit Glasscherben übersäten Holzboden, Blutflecken prangten auf Designer-Militärhosen, und zwei Dutzend Zuschauer blickten entsetzt, aber auch äußerst interessiert drein …
    Thorne vermutete, dass dies nicht der richtige Zeitpunkt war, der Wirtin zu erzählen, dass Hogarth an der Szene Gefallen gefunden hätte.
    Zehn Minuten später standen Thorne und Bethell auf dem Bürgersteig vor dem Garrick Club. Die Wirtin hatte sich besänftigen lassen, und diejenigen mit eingeschlagenen Zähnen und Nasen hatten umgehend den Mund gehalten, als Thorne das Wort »Kokain« hatte fallen lassen.
    Bethell legte die Hand auf Thornes Schulter. »Danke, Mr. Thorne. Dass Sie auf die Wichser draufgehauen haben, war nett von Ihnen.«
    Thorne spürte, wie die Kopfschmerzen anklopften. »Das habe ich nicht für dich getan.«
    Er streckte den Arm aus, um ein Taxi anzuhalten.
    Und es waren auch nicht sie, auf die ich draufgehauen habe …
     
    Sie warteten, bis Alisons Freund gegangen war, dann schoben sie die Tafel hinein. Bishop dachte, dass Anne vielleicht ein bisschen übersensibel war. Immerhin hatte sie Tim über Alisons Zustand ständig auf dem Laufenden gehalten. Er würde also kaum erwarten, dass sie sich hinsetzen und anfangen würde zu singen.
    Anne wollte noch eine Weile warten, bis sie Tim einweihte. Erst wenn alles klappte, war sie bereit, ihn mit einzubeziehen. Dann würde er mit Alison weiterarbeiten müssen. Sie brauchte nur die Grundlagen zu schaffen. Sobald das System funktionierte, würde es allen in Fleisch und Blut übergehen. Anne spürte, dass er eine falsche Vorstellung von Alisons Zustand bekommen würde, wenn er nicht genau verstand, was Alisons Antworten bedeuteten.
    Spätestens dann würde er annehmen, dass er Alison verloren hatte.
    Die Rollen unter

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