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Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Titel: Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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allerdings aus den falschen Gründen. Er redete von der Vollständigkeit des Falls, was auch immer das bedeutete, und dass er es sich nicht leisten könne, einen hervorragenden Beamten wie Thorne zu verlieren. Was die Briefe und den Überfall auf Thorne betraf, der, wie Keable versicherte, als versuchter Mord eingestuft wurde, hielt sich Keable ziemlich bedeckt. Er beharrte darauf, dass dieser Aspekt des Falles ausgiebig verfolgt wurde, doch Thorne spürte Keables Angst, dass er selbst zum Ziel der bizarren Aufmerksamkeit des Mörders werden könnte, falls Thorne ausschied.
    Thorne wusste, dass dies nie geschehen würde.
    Die simple Wahrheit war, dass Keable Angst vor der Presse hatte, falls sie Wind von Thornes Ausscheiden bekommen sollte. Außerdem war er verständlicherweise nicht gerade begeistert, seinem eigenen Vorgesetzten erklären zu müssen, warum einer der leitenden Beamten das Schiff verlassen hatte. Thorne hatte ihm gesagt, er solle Tughan die Schuld geben. Oder ihm. Egal wem.
    Keable bat ihn, sich die Sache noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen. Thorne hatte in die gelangweilten braunen Augen des Exmoor-Hirsches geblickt und war hart geblieben.
    Am Mittag war er zur Serious Crime Group (West) draußen in Hendon versetzt worden, - Dienstbeginn um neun Uhr am nächsten Morgen.
    Er hoffte, dass sich die Situation dort ein wenig geändert hatte im Vergleich zu der Zeit, als er von dort weggegangen war.
    Die Metropolitan Police wurde von Grund auf umgekrempelt. Nicht nur, dass sie jetzt unter der Aufsicht der Stadt und von Bürgermeister Livingstone stand, sie wurde auch größeren Strukturveränderungen unterzogen. Die Bürokratie des Gesundheitswesens war zwar durchaus beeindruckend, aber nichts im Vergleich zu dem, was hier passierte.
    Das alte System gab es nicht mehr. Fünf Londoner Bereiche (Nordwest, Nordost, Südwest, Südost und Mitte) wurden nun von drei Serious Crime Groups (Ost, West, Süd) abgelöst. Das Ergebnis der Umstrukturierung? Hunderte von Beamten, die keinen Schimmer hatten, was vor sich ging. Oder warum. Offiziell hieß es, die neuen Serious Crime Groups sollten bereits im Vorfeld aktiv werden – die Met würde sich nicht mehr zurücklehnen und auf die Verbrechen warten.
    Die Theorie war gut.
    Doch man konnte nicht vorausahnen, was Leute wie Jeremy Bishop planten.
    Bezüglich der Versetzung nach Hendon hatte Thorne Glück gehabt. Er hatte sechs Monate lang mit Detective Chief Inspector Russel Brigstocke bei Serious Crime gearbeitet, und er wusste, dass Brigstocke, solange nichts Wichtiges den Bach runterging, keinen Krach schlagen würde, sollte Thorne von Zeit zu Zeit nicht zur Verfügung stehen.
    Was an diesem Morgen seit neun Uhr der Fall war.
    »Kodak!«
    Wenn Thorne ganz »nützlich« aussah, war der Mann, der nickend auf ihn zukam, zweifellos unersetzlich – Anfang vierzig, einszweiundneunzig groß, gebaut wie ein Bulldozer, gebleichtes blondes Haar, Nasenring und heute mit einer leuchtend gelben Steppjacke bekleidet. Aber das war noch nicht alles: Dennis Bethells Stimme konnte auf hundert Meter Entfernung die Wände zum Wackeln und ein Bierglas zum Bersten bringen.
    »Darf ich Ihnen was zum Trinken besorgen, Mr. Thorne?«
    Thorne musste jedes Mal lächeln, wenn er die unpassende quiekende Stimme hörte. Wer auch immer für solche Dinge verantwortlich war, hatte die Sache entweder gehörig vermasselt oder Sinn für Humor.
    Er zeigte auf sein Wasser. »Danke, hab schon.«
    Bethell nickte etwa zehn Sekunden lang.
    Thorne leerte sein Glas, als der Barmann schließlich das neue brachte und das Geld entgegennahm. Bethell schien seit dem letzten Mal noch kräftiger geworden zu sein.
    »Steroide verursachen Krebs, weißt du das, Kodak?«
    »Sie gehen auf die Eier«, quiekte Bethell. »Sie machen unfruchtbar. Ist es Ihnen recht hier, Mr. Thorne? Ich weiß, hier ist viel Betrieb, aber in den Westen zu kommen ist so praktisch für mich. Ich mache hier einen Haufen Geschäfte.«
    »Das glaube ich wohl, Kodak …«
    Von den Pornogroßhändlern gehörte Dennis Bethell zu denen, die am wenigsten unangenehm waren. Zwanzig Jahre lang hatte Thorne seine Karriere mit Interesse verfolgt. Er war Lieferant von allem, von schönen Bildern mit Weichzeichner für Autozeitschriften bis zu dem besser ausgeleuchteten Zeug für diejenigen Publikationen, die etwas schwieriger zu bekommen waren. In den Achtzigern waren seine Cumshot- Fotos in Topqualität sehr gefragt gewesen, und seine

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