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Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Titel: Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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gelegentlichen Ausflüge in die Welt der Erpressung hatten zum abrupten Ende mindestens einer politischen Karriere geführt. Dennis gehörte zur alten Schule. In einem Zeitalter, in dem Hardcore-Videos für zehn Pfund zu haben waren und jeder Trottel per Mausklick veranlassen konnte, dass es Zwerge mit Eseln trieben, glaubte er immer noch an die Kraft der Fotografie. Im Grunde seines Herzens bewunderte Thorne diesen Kerl …
    »Der Pub hieß früher Bucket of Blood, wissen Sie?«
    Thorne wusste es. Vor zweihundertfünfzig Jahren hatten Nutten und Halsabschneider hier ihre Geschäfte erledigt und sich für einen Penny die Kehle durchgeschnitten, während Hogarth in der Ecke gesessen, Skizzen angefertigt und Studien für seine Gemälde betrieben hatte. Thorne blickte sich um. Er fragte sich, ob er sich damals hier nicht etwas wohler gefühlt hätte.
    »Laufen die Geschäfte gut?«
    Bethell zündete sich eine Silk Cut an. »Ich kann nicht klagen. Ich hab sogar eine Website …«
    »Du zerstörst meine Illusionen.«
    »Man muss mit der Zeit gehen, oder? Haben Sie das Zeug gesehen, das es überall gibt?«
    Das hatte Thorne. Zur Genüge. »Und du glaubst, das Zeug, das du machst, ist anders?«
    »Ich mache nichts mit Kindern, Mr. Thorne, das wissen Sie. Mit der Sauerei habe ich nichts am Hut. Außerdem sind meine Sachen exklusiver, denke ich. Sie sind schwerer zu bekommen.«
    »Ja. Man muss sich beim Zeitungshändler auf die Zehenspitzen stellen.«
    Bethell blickte sich nervös um und drückte die Kippe aus, lange bevor er sie zu Ende geraucht hatte. Dann zündete er sich die nächste an. »Können wir zur Sache kommen, Mr. Thorne?«
    »Klar. Tut mir Leid, dass ich dich aufhalte.«
    »Hören Sie, Mr. Thorne, in diesen Tagen kommt mir nur wenig zu Ohren. Ich hänge nicht mehr so viel in der Gegend rum wie früher.«
    Der Barmann kam mit dem Wechselgeld zurück. Vom Tisch hinter ihnen hörte Thorne gedämpftes Kichern. Er hoffte wirklich, dass es nicht dem Mann galt, der ihm gegenübersaß.
    Bethell fasste Thornes Schweigen als Enttäuschung auf.
    »Ich kann Ihnen ein bisschen was über Drogen erzählen. Diese jungen Mädchen werfen Ecstasy ein, als gäbe es kein Morgen mehr. Sie essen nichts mehr, sehen …«
    Wieder Gekicher, und diesmal hörte es auch Bethell. Thorne drehte sich um. Vier Medientypen. Kurze Haare, viereckige Brillen und Turnschuhe, die wahrscheinlich mehr gekostet hatten als Thornes Anzug. Sie würdigten ihn keines Blickes. Er drehte sich wieder um und erklärte leise, was er von Bethell erwartete.
    »Ich brauche keine Informationen, Kodak.«
    »Ach so.«
    »Ich würde gerne auf deine hochwertigen professionellen Dienstleistungen zurückgreifen, die du mir im Austausch dafür bietest, dass ich dir die Sittenpolizei nicht in deine Dunkelkammer schicke.«
    Bethell dachte einen Augenblick nach. »Sie wollen, dass ich ein paar Fotos mache?«
    »Einfache Schwarzweißfotos, so nah, wie es geht. Die betreffende Person soll nicht merken, dass sie fotografiert wird.« Bethell hätte nicht auffälliger sein können, aber Thorne wusste, dass sein Gegenüber über reichlich Erfahrung verfügte, wenn es darum ging, sich im Verborgenen zu halten. In einem parallelen Universum hätte er es vielleicht zu einem hoch bezahlten Paparazzo gebracht.
    »Kein Problem, Mr. Thorne. Ich habe mir gerade diese neue Nikon Zoom mit dreihunderttausend Pixel gekauft.«
    Thorne beugte sich vor. »Hör zu, Bethell, es ist eine ganz simple Sache, klar? Ein einfaches Kopfbild. Wenn er aus dem Haus kommt oder ins Auto steigt, egal. Das dürfte für dich doch kein Problem sein. Keine Bettszene. Keine Tiere. Keine bedröhnten Mädchen.«
    Er dachte an Helen Doyle, wie sie lachend im Pub saß.
    »So etwas habe ich nie gemacht, Tommy. Ich stehe doch nur auf Bacardi Breezer …«
    Er gab Bethell die Adresse und leerte sein Glas. Bethell schwärmte noch ein wenig von der Nikon, bevor er auf der Männertoilette verschwand. Beim Gehen warf er dem Quartett am Nachbartisch einen finsteren Blick zu.
    Thorne war sich ziemlich sicher, dass Bethell gute Arbeit leisten würde, und zwar nicht nur, weil Thorne ihm sonst das Leben zur Hölle machen würde, sondern weil er stolz auf seine Arbeit war. Nicht zum ersten Mal dachte Thorne, dass die Jagd auf Berufsverbrecher wesentlich einfacher war. Bei diesem Spiel war er gut. Selbst die verrücktesten Bastarde, mit denen er in den achtzehn Monaten beim Flying Squad abgerechnet hatte, waren leicht zu

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