Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tom Thorne 02 - Die Tränen des Mörders

Titel: Tom Thorne 02 - Die Tränen des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
Vom Netzwerk:
davon betroffen …«
    »Wenn er’s nur wäre«, brummte Holland. »Ein furchtbares Arschloch.«
    Hendricks grinste. »Schwer erträglicher Typ, stimmt’s?«
    »Als ob ich nicht wüsste, was Kreosot ist!« Thorne schüttelte den Kopf. Sein verletzter Gesichtsausdruck gab den Ausschlag. Sie prusteten alle los, und das hatten sie auch verdammt nötig. Sie lachten und schüttelten den Kopf, während sie ungeschickt aus ihren Plastikanzügen stiegen. McEvoy strauchelte und hielt sich kurz an Holland fest, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Wonach das Gelächter schnell verstummte und sie kurze Zeit schweigend dastanden und ihre Lungen mit der herrlich schmutzigen Londoner Luft füllten.
    »Was ich nicht verstehe«, sagte Hendricks schließlich und blickte sich um, »ist, dass er offensichtlich nicht wollte, dass sie gefunden wird, na ja, von den Tieren …«
    Holland nickte. »Er muss ewig gebraucht haben, um diese Steine zu finden. Liegen nicht viele hier rum.«
    »… aber es schien ihm egal zu sein, wo er sie verscharrte. Sie war nicht gerade gut versteckt.«
    »Sie war überhaupt nicht versteckt«, sagte Holland. »War nicht schwer zu finden. Es hat nur niemand gesucht, das ist alles.«
    McEvoy zündete sich eine Zigarette an und erklärte, als sie ausatmete: »Offensichtlich dachte er nicht, dass man hier nach ihr suchen würde.«
    »Er wusste, dass hier niemand nach ihr suchen würde«, entgegnete Thorne. »Dafür hat er gesorgt.«
    Sie stieg in ein blaues Auto, Sir. Cavalier, heißen die …
    »Damals war er vierzehn«, sagte McEvoy. »Dann verschwindet er und taucht fünfzehn Jahre später wieder auf. Fünfzehn Jahre.«
    Thorne nickte. Er wusste, was als Nächstes kam. Er stellte die Frage laut, die Frage, die er sich selbst gestellt hatte, als er vor den Überresten Karen McMahons gestanden war. »Wie viele Leichen liegen noch da draußen?«
    Es wurde wärmer. Hier, am Fuß des Bahndamms, herrschte absolute Windstille, und der Rauch von McEvoys Zigarette stieg schnurgerade auf, hob sich blau ab vor dem Betonhimmel.
    »Keine Chance auf eine DNS-Spur?«, fragte sie.
    Thorne schüttelte den Kopf.
    »Hab ich doch gesagt«, meinte Hendricks.
    Thorne zuckte mit den Achseln. Einen Versuch war es wert. War ohnehin akademisch. Sie wussten, wer drinnen in dem Zelt lag, in einem Loch, dem sie mit dem Wort Grab eine gewisse Würde verliehen, und sie wussten, wer sie dorthin gebracht hatte.
    Einen beinharten Beweis gab es nicht im Palmer-Nicklin-Fall, im Garner- Fall. Aber sie hatten eine Leiche gefunden. Thorne konnte seinen Vorgesetzten eine Leiche bieten. Er kam sich beinahe vor wie eine Katze, die ihrem Herrchen einen toten Vogel vor die Füße legt. Streichel mich. Schau, wie klug ich bin.
    In seinem ganzen Leben hatte Thorne sich noch nicht weniger klug gefühlt.
    Auf ein Rascheln der Zeltplane hinter ihrem Rücken wandten sie sich um und sahen Pettet herauskommen, einen kleinen Plastikbeutel mit Beweismaterial in der Hand. Er nahm seine Maske ab und trat näher. Thorne freute sich, mit der schlechten Haut Recht behalten zu haben.
    »Ich dachte, das interessiert Sie vielleicht.«
    Er hob die Tüte hoch, und Thorne und die anderen bildeten neugierig einen Kreis darum. Was immer es war, es war einmal knallbunt gewesen, aber nun verblichen und schlammüberzogen. Holland war es, der als Erster herausfand, was der teilweise verwischte und kaum lesbare Schriftzug besagte.
    »Scheiße, die hab ich geliebt. Bekommt man die noch?«
    Hendricks beugte sich ein Stück vor und lugte in die Plastiktüte. Sie war dreckverschmiert. Unten hatte sich eine Pfütze schmutzigen Wassers gebildet, in der winzige Steine und Knochenteilchen schwammen. »Was ist das?«
    »Eine Schokoriegelverpackung«, erklärte Thorne. »Und nein, ich glaube nicht, dass man die noch kriegt.« Davon ging er aus, es sei denn, Nicklins Geschmack hätte sich geändert. Es war nicht dieselbe Marke, die sie sauber abgeschleckt in Charlie Garners Hand gefunden hatten. Dennoch lief es ihm bei diesem Fund eiskalt über den Rücken.
    Thorne ging ein paar Schritte den Bahndamm hinauf, blieb stehen und sah zurück. Er blickte über Pettets Kopf hinweg hinüber zum Zelt und rief ihm zu: »Seid vorsichtig, wenn ihr sie da rausholt, ja?«
    Pettet öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, aber Thorne hatte sich bereits umgedreht und kletterte den Bahndamm hinauf, den weißen Plastikanzug in der Hand. Wie viel Schutz dieser wohl gegen die kleinen Todesflusen bieten

Weitere Kostenlose Bücher