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Tom Thorne 02 - Die Tränen des Mörders

Titel: Tom Thorne 02 - Die Tränen des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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    »Kommst dir wohl superschlau vor?«
    »Nein.«
    »Hast du eine Ahnung, was mich das kostet? Komm schon, du Klugscheißer, du hast doch den Finger am Puls der Zeit. Hast du eine Vorstellung, was man für ein Gramm blecht?«
    Holland hatte die Schnauze voll, sich Vorträge anzuhören. Er stand auf und trat auf sie zu. »Hör dir doch mal selbst zu …«
    »Ich kann es mir nicht leisten, es wegzuwerfen …«
    »Ich denke, dass du es dir leisten musst.«
    McEvoy lachte. Kein angenehmes Lachen. »In welchem Scheißseminar hast du das aufgeschnappt?«
    Holland sah sie an. Sie schüttelte den Kopf, ihr Atem ging schwer. Sie hatte schnell wie ein Maschinengewehr gesprochen. Obwohl das Öl sie aufgehalten hatte, hatte es sie offensichtlich nicht gestoppt. Wahrscheinlich hatte sie eine Line vom Handrücken geschnupft.
    »Du hast gesagt, du nimmst nichts während der Arbeit.«
    »Du denkst wirklich, ich hätte ein Problem, stimmt’s?« Wieder lachte sie, ohne ihn jedoch anzusehen. »Du tust so, als sei ich ein Junkie. Ich mach’s nur ab und zu. Ab und zu, Herrgott noch mal …«
    »Du hast gesagt, du nimmst nichts während der Arbeit, Sarah.«
    Sie hustete, krümmte sich leicht, als etwas hochkam. »Na ja, war auch nicht gerade ein stinknormaler Tag.« Sie hastete an ihm vorbei und ließ sich auf den Stuhl hinter dem Schreibtisch fallen. »Ich brauchte etwas, nachdem ich den ganzen Vormittag in dieses Loch gestarrt habe. Reicht das?«
    Holland wurde klar, dass ihm in diesem Augenblick diese Frau, deren Körper ihm so vertraut war, praktisch fremd war. »Nein, das reicht nicht.«
    Sie blickte auf und lächelte sarkastisch. »Und du bist immer noch da?«
    »Das ist wohl die übelste Rechtfertigung
    »Quatsch! Ich brauche keine Rechtfertigung für das, was ich tue.«
    »Nein, aber du musst es offensichtlich vor dir selbst rechtfertigen …«
    McEvoy nahm ein Blatt Papier in die Hand und studierte es. »Die Pistole, mit der Palmer auf Jacqui Kaye zu schießen versuchte. Er sagt, Nicklin habe sie vor seiner Tür abgelegt. Der Boss meint, das sei Blödsinn. Vermutet, Palmer lüge aus irgendeinem Grund.«
    »Ich weiß, Sarah …«
    »Wir wissen also nicht, warum Palmer das für sich behält, aber irgendwoher muss er die Pistole haben. Von jemandem, der ihm nahe gelegt hat, er solle die Details besser für sich behalten.«
    Holland hörte nicht zu. Ob sie zuhörte, konnte er nicht sagen. »Das ist dumm …«
    »Wenn es eine Verbindung zu Nicklin gibt, müssen wir sie verfolgen. Hier ist also eine Liste von bekannten oder vermutlichen Waffenhändlern, die ich aufgeteilt habe. A, weil sie deprimierend lang ist, und B, weil es wohl besser ist, wir arbeiten getrennt. Ich will dich schließlich nicht kompromittieren …«
    »Du musst mit jemandem reden.«
    Den Blick, mit dem sie ihn bedachte, würde er nie vergessen. »Oder du redest mit jemandem?«
    Es klopfte leise und Paul Moorhead, ein in der Ausbildung befindlicher Detective, steckte den Kopf zur Tür herein. Seinem Gesichtsausdruck nach zu schließen war er sich vollkommen bewusst, dass ihm dieser sogleich abgerissen würde.
    »Entschuldigung …«
    »Wofür?«
    »Detective Chief Inspector Lickwood ist am Telefon. Soll ich den Anruf durchstellen?«
    »Ja, danke.«
    McEvoy legte die Hand auf das Telefon und hob es im selben Augenblick ab, in dem es zu klingeln begann.
    »Derek.«
    Sie lachte über was auch immer Lickwood gesagt hatte, legte eine Hand über die Sprechmuschel und fixierte Dave Holland, bis er ging.
     
    »Da ist noch was, was ich Ihnen gern erzählen würde.«
    Im Fernsehen saß ein halbes Dutzend dumpfer, unattraktiver Menschen in einem Haus, und jeder versuchte zu vermeiden, rausgewählt zu werden. Thorne biss wenig enthusiastisch in ein Sandwich und betete, etwas Interessantes möge geschehen. Ein Meteorit möge ins Haus einschlagen oder ein Messerkampf ausbrechen, etwas in der Richtung.
    Der Ton wurde runtergefahren. Folsom Prison Blues sorgten für den Soundtrack.
    Thorne war sich ziemlich sicher, dass der Belmarsh Prison Blues nicht so beschwingt war. Kein Bum-tschika-bum. Sondern ausschließlich Feedback. Ein unmelodisches, dumpfes, hinausgebrülltes Klagelied. Als Martin Palmer vor ein paar Stunden in den Besucherbereich gekommen war, hatte er ausgesehen, als hätte er diesen Song in der letzten Woche sehr häufig gehört.
    Thorne hatte nichts gesagt. Er hatte den Plastikbeutel auf den Tisch gelegt und ihn zu ihm hinübergeschoben. Palmer hatte sich

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