Tom Thorne 02 - Die Tränen des Mörders
Frage zusammen entscheiden mussten …
Heute hatte er nicht einmal diese lächerliche Nummer richtig hingebracht.
In seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken, so wie bereits den ganzen Tag über, jede Sekunde. Es gab so viel zu bedenken, so viele Möglichkeiten taten sich auf. Noch immer war er auf der Suche nach der Idee, die ihn erfüllte, die seine Fantasie erregte. Er wusste, was er zu tun hatte, aber erst musste er es schaffen, sie zu visualisieren. Die große Idee. Das Konzept, das das kurzlebige Palmer-Abenteuer ersetzen sollte.
Caroline redete über Kinderkrippen und Mutterschaftsurlaub …
Ein neues Szenario war unabdingbar. Ein neuer Hintergrund für den Mord selbst, der schließlich das Einfachste daran war, der plumpe Teil. Er hatte in Gedanken mit neuen und interessanten Varianten gespielt, doch letztlich landete er immer bei etwas, das wie das Drehbuch zu einem alten Hammer-Film mit Vincent Price wirkte, der die Leute, die ihn geärgert hatten, wie in den ägyptischen Plagen oder einer Shakespeare-Tragödie abmurkste.
Nein, er musste den Kontext verändern, sein Umfeld so gestalten, dass es ihn stimulierte und anfeuerte, ihn herausforderte und ihm neue Energie gab.
Vor allem musste er vorwärts gehen. Immer weiter, nie zurück.
Damit sollte er sich auseinander setzen, aber seine Wut stand ihm im Weg. Er war nicht in der Lage, kreativ zu denken, solange er sich nicht wirklich konzentrieren konnte.
Es machte ihn wütend, dass sie nach Karen suchten.
Caroline beugte sich über den Tisch und griff nach seiner Hand. Gab es einen geeigneteren Zeitpunkt als jetzt! Sie hatten beide einen sicheren Job, es kam genug Geld rein. Es würde nicht alles glatt laufen, natürlich nicht, man müsste sich umstellen, aber das würden sie schaffen …
Er hatte Thorne und Palmer unten am Bahngleis beobachtet. Thorne, der ihm gut zuredete, Vorschläge machte, Palmer in seinen Handschellen, der verloren aussah. Er hatte zugesehen, wie sie wie ein altes Schwuchtelpärchen mit einem Sinn für SM den Bahndamm entlangliefen. Was zum Teufel glaubte Thorne eigentlich damit zu gewinnen, selbst wenn er sie finden sollte?
Ihre Familie würde ihnen helfen. Mit Babysachen und Babysitten. Sie könnten immer noch ausgehen, ein eigenes Leben führen …
Es war seine Vergangenheit, und er würde nicht zulassen, dass sich jemand daran zu schaffen machte. Er wollte nicht, dass etwas daran verändert wurde. Wenn, falls er wollte, dass etwas davon ans Licht kam, war er derjenige, der sie zu der Entdeckung führen würde. Er war es, der die Fäden in der Hand hielt.
Es ging darum, zusammenzuarbeiten, einander zu unterstützen …
Er musste diese Wut beiseite schieben, in einem Teil seines Gehirns isolieren. Ja, das könnte klappen. Der Rest konzentrierte sich auf die Zukunft – darauf, einen neuen Antrieb zu finden.
Caroline wollte nicht zu lange damit warten. Sie wollte es genießen, eine Mutter zu sein, und zwar solange sie noch jung war …
Er würde ihn finden, keine Frage, wenn er nur Raum genug hatte, daran zu arbeiten. Doch Thorne und die anderen gingen ihm allmählich wirklich auf die Nerven.
Ein Kind brächte sie einander nahe, brächte sie einander näher …
Er konnte es vor sich sehen, beinahe – noch etwas verschwommen und nicht so richtig greifbar.
Wollte er denn kein Kind? Er hatte doch gesagt, er wolle eins.
Wie etwas, das einem auf der Zunge liegt, so nahe … aber was bildete sich dieser Thorne eigentlich ein?
Liebte er sie denn nicht mehr … ?
Er beugte sich vor und schlug ihr ins Gesicht.
Es war nicht seine Schuld. Sie hörte einfach nicht auf, hielt keine fünf Sekunden den Mund. Wie sollte er da seine Gedanken und Gefühle sortieren können? Wahrscheinlich auch nicht ihre Schuld, natürlich nicht, schließlich hatte sie ja keine Ahnung. Sie durchschaute sein Lächeln nicht, das Gesicht, das nichts verriet, aber selbst dann, zum Teufel noch mal …
Er brauchte einfach etwas Platz, um sich damit auseinander zu setzen. Um die Wut von der Kreativität zu trennen.
Er betrachtete sie. Der Handabdruck war deutlich zu sehen, ein hässlicher roter Fleck, der sich über ihr Kinn und den Halsansatz erstreckte.
Blöde Kuh. Hörte nicht auf, über Babys zu Schwallen. Wenn er ein klein wenig Ruhe brauchte, um über den Tod nachzudenken.
Die Tasse Tee, bevor er zu Bett ging, war für Thorne zu so etwas wie einem Ritual geworden. Der Spaziergang zu dem kleinen Laden, der bis spät in die Nacht offen
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