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Tom Thorne 02 - Die Tränen des Mörders

Titel: Tom Thorne 02 - Die Tränen des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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mochte, von denen Hendricks gesprochen hatte? Da unten im Zelt mussten Millionen davon herumschweben und sich unsichtbar an das helle weiße Material heften. Einige gelangten sicher hindurch und setzten sich auf der Haut fest, in den Ärmeln und an den Schuhsohlen. Warteten nur auf den richtigen Augenblick, um aufzufunkeln.
    Wenn es dunkel genug war.
    Thorne atmete tief durch und begann schneller zu klettern. Er spürte seine Schenkel, als er sein Handy herausholte und Vic Perks Nummer wählte.
     
    Er wäre gerne geblieben und hätte gewartet, bis sie sie herausbrachten. Das wäre interessant gewesen. Wie sie wohl aussah? Wahrscheinlich nur ein weiterer Fleck auf diesem schmuddeligen alten Teppich, in den er sie eingerollt und den er über seine Schulter geworfen hatte. Auf die Abdrücke ihrer Umrisse reduziert. Ihr schmaler Körper durch Körperflüssigkeiten nachgebildet in dem billigen Nylonkram.
    Er wäre gerne geblieben, aber er musste in die Arbeit.
    Er war verärgert, ließ den Ärger jedoch nicht an sich ran.
    Er war wütend, dass man in seiner Vergangenheit wühlte, sie untersuchte, wo er sich immer solche Mühe gemacht hatte, zu gewährleisten, so etwas wie eine Vergangenheit habe in keiner Hinsicht je wirklich existiert. Es machte ihn fertig, dabei zuzusehen, wie sie ihm etwas von dieser Kontrolle aus der Hand wanden. Er fühlte sich überrollt.
    Doch er hatte nicht vor, sich den Spaß verderben zu lassen.
    Sollten sie doch ein kleines Stück seiner Vergangenheit aufdecken. Es würde ihnen überhaupt nichts bringen. Er war dabei, einen gewaltigen Schritt nach vorne zu tun.
    Letzten Abend hatte er es ganz nah gefühlt. Fast in Reichweite, als Caroline nicht aufhörte mit ihrem Kindergeschwätz. Danach, als sie weinte und schrie, als er sie in seine Arme zog, hatte er es zu fassen gekriegt.
    Den Schritt nach vorne.
    Zwei wesentliche Änderungen in seiner Vorgehensweise standen an, nun, da er allein arbeitete. Zwei. Und jede Einzelne davon allein reichte aus, um die Spannung anzukurbeln, um alles, was Adrenalin ausspuckte, auf Hochtouren zu bringen. Doch noch während er über seinen Entschluss nachdachte, erhielt seine Erregung einen Dämpfer, als ihm durch den Kopf schoss, dass er dies nie würde übertreffen können. Wie sollte er auch?
    Natürlich war er wieder einmal viel zu bescheiden. Hatte er nicht das Gleiche gedacht, als er die Hände um den Hals einer Frau legte und sich dabei vorstellte, wie Palmers Hände um den Hals einer anderen lagen, er genau seine Anweisungen befolgte? Als er die Pistole an den Kopf des jungen Mädchens setzte und sich ausmalte, wie eine andere Pistole angesetzt wurde? Eine Pistole, die, wie sich herausstellte, in nicht ganz so sicheren Händen lag.
    Jetzt standen Veränderungen an. Er hatte seinen neuen Antrieb.
    Immer weiter, nie zurück.
    Dieses Mal würde er die Wahl des Opfers nicht dem Zufall überlassen. Sie – und es würde eine Sie sein – würde nicht willkürlich aus der Menge herausgegriffen. Sie würde sorgfältig ausgewählt werden.
    Die zweite Veränderung war das Atemberaubende – der Teil seines Plans, der wirklich den Reiz ausmachte und das Risiko. Es war so wunderbar unverfroren.
    Die Frau, die er als Nächstes zu töten gedachte, würde eingeladen werden zu sterben.
    Nun musste nur über den Gast auf der Liste entschieden werden.
     
    Sarah McEvoy schlug die Tür hinter sich mit solcher Wucht zu, dass Holland sich darauf gefasst machte, gleich Glas splittern zu hören, was dankenswerterweise ausblieb. Den Fenstern blieb es zum Glück ebenfalls erspart, McEvoys Zornesausbruch zum Opfer zu fallen, den sie, als sie durch das Büro stürmte, wie einen Knüppel vor sich herschwang.
    » Du Wichser! Du selbstgerechtes kleines Arschloch!«
    »Hör mal …«
    »Was war es? WD40? Motoröl?«
    Holland hatte das Gefühl, einen Schlag in die Magengrube erhalten zu haben. Diese Wut raubte ihm den Atem, und in Anbetracht der Ursache dafür wurde ihm übel. Es machte ihn fertig, dass das, was er getan hatte, sich im Nachhinein als nötig herausgestellt hatte. »Es war normales Salatöl. Nur Salatöl …«
    Eine dünne Schicht auf dem Spülkasten in der Damentoilette, unsichtbar, wenn man nicht danach suchte. Das Kokain im Handumdrehen weg. Ein Trick aus den Clubs, die, was Drogen anging, nicht beide Augen zudrückten. Er hatte sich das Öl auf dem Weg zur Arbeit besorgt. Er wollte nicht dabei gesehen werden, wie er die Flasche zu Hause aus dem Schrank nahm

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