Tom Thorne 02 - Die Tränen des Mörders
Stunde – hörte er Hollands Stimme.
»Sir …«
Thorne ließ die Augen geschlossen. »Wenn Sie frischen Kaffee für mich haben, Holland, ist Ihre Beförderung geritzt.«
»Es ist besser als Kaffee.«
Thorne setzte sich auf, als Holland sich auf den Stuhl gegenüber fallen ließ. Als er ihn sah, kam ihm der Gedanke, dass Holland vielleicht ebenfalls eine harte Nacht hinter sich hatte.
»Margie Knight ist aufgetaucht.«
Es war genau der Adrenalinstoß, den Thorne brauchte. »Wo?«
»Die Streife hat sie letzte Nacht aufgegriffen. Als sie gerade in der Caledonian Road in einem geparkten Auto einem Anwalt einen blies.«
Genau das, was Thorne brauchte. Und vielleicht auch das Quäntchen Glück, das der Fall brauchte. Eine typische Londoner Geschichte, wie sie zu Tausenden nach Einbruch der Dunkelheit passierten. Ein Polyp mit einer Taschenlampe, eine Verkäuferin, die am Freitagabend noch sauber machte, und ein Anwalt, der die Hose nicht oben lassen konnte. Weniger reichte, um einen Fall zu entscheiden.
»Gut, bringt sie und Murrell heute hierher. Ich will so bald wie möglich überall Bilder von diesem Kerl sehen. Wir müssen da Schwung reinbringen, Dave.« Holland nickte und stand auf. »Was ist eigentlich heute mit McEvoy los?«
Holland blieb an der Tür stehen und drehte sich um. »Wie bitte?«
»Jemand scheint ihr auf den Schlips getreten zu sein. Ich ließ eine Bemerkung über ihr Aussehen fallen, und sie hat mir halb den Kopf abgerissen.«
»Aha.« Holland sah zur Seite und schüttelte nachdenklich den Kopf. »Wohl etwas überempfindlich. Vielleicht hat sie ihre …«
Thorne hob die Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen. »So wie sie im Augenblick drauf ist, Holland, reicht vermutlich allein die Andeutung, sie habe ihre Tage, und sie bringt Sie auf der Stelle um.« Thorne spielte es herunter, aber er wurde das Gefühl nicht los, dass mehr dahinter steckte als schlechte Laune. Mit seiner Bemerkung hatte er zwar nur gleichziehen wollen, doch es stand außer Frage, dass McEvoy mitgenommen aussah.
»Ich versuche herauszufinden, ob was nicht stimmt.« Holland sprach, als hätte Thorne ihn gebeten, eine Autopsie vorzunehmen.
»Ist mit Ihnen alles in Ordnung, Dave?«
Eine lange Pause entstand, und die paar Worte, die Holland nuschelte, bevor er aus dem Büro stürmte, kamen ihm offensichtlich nicht leicht über die Lippen. »Zu Hause gibt’s ein paar Probleme …«
Das hatte Thorne schon länger beschäftigt, aber dies war das erste Mal, dass Holland zumindest andeutete, zwischen ihm und Sophie sei nicht alles in Butter. Aus seiner Zurückhaltung schloss Thorne, dass der Augenblick wohl nicht gerade günstig war, um nachzubohren. Was immer das Problem sein mochte, Thorne hoffte, sie lösten es schnell. Thorne hatte Sophie nur einmal gesehen, und er hatte sie recht nett gefunden.
Ein Blick auf die Uhr. Kurz vor zehn. Brigstocke musste jeden Moment von einem Meeting mit Jesmond zurückkommen. Bei dem es wohl wenig Grund zum Feiern gegeben hatte. Thorne wollte ihn umgehend auf den neuesten Stand bringen über letzte Nacht und ihm anschließend von Margie Knights wundersamem Auftauchen erzählen.
Etwas Druck rausnehmen.
McEvoy … Holland … Brigstocke. Thorne stand auf, verließ sein Büro und ging zum Kaffeeautomat. Vielleicht, schoss es ihm durch den Kopf, war er doch nicht der Erste, der zusammenklappte.
Duddridge wartete stets, bis der Kunde gegangen war, bevor er das Geld nachzählte. Das gehörte sich. Außerdem wusste er, dass niemand je versuchte, ihn beim Zahlen reinzulegen, was zu seiner entspannten Haltung bei Gelddingen beitrug. Er vergaß nie, den Leuten freundlich zu erklären, dass er sie finden würde, sollte ein finanzielles Problem auftauchen.
Und sich dazu aus seinem Lager bediente.
Das Geld kam immer in Zwanzigernoten. Er zählte es, ohne hinzublicken. Dabei sah er sich im Pub um, das sich mit den Nachmittagskunden, den Fußballern, zu füllen begann. Den Kerlen mit den Vokuhila-Frisuren und in Slippern, die sich am letzten Samstag vor der Weihnachtspause hier trafen. Man versammelte sich vor dem großen TV-Bildschirm, soff sich blöd und schaute sich auf Sky die Übertragung der Spiele des Tages an. Wobei jeder für genug Geld Bier in sich hineinkippte, um sich damit locker zweimal eine Satellitenschüssel für zu Hause kaufen zu können.
Das Geld war da, wie erwartet. Duddridge beschloss, darauf einen zu heben. War schließlich ein nettes Geschäft gewesen. Eine einfache
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