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Tom Thorne 02 - Die Tränen des Mörders

Titel: Tom Thorne 02 - Die Tränen des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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ganze Zeit nicht aufs Tapet gebracht worden, bis Thorne aufbrechen wollte. Und selbst dann beschränkte sie sich auf den gewohnten ermüdenden Eiertanz, ein frustrierendes Hin und Her an der Türschwelle.
    »Also, Dad … kommst du jetzt oder was?«
    »Wozu musst du das jetzt schon wissen? Geht doch nicht um die Anzahl der Gäste, oder?«
    »Es ist nur noch eine Woche und …«
    »Neun Tage.«
    »Ich möchte halt wissen, was läuft.«
    »Ich weiß es nicht … wär vielleicht nett, mal was anderes zu machen.«
    »Na ja, das liegt an dir, aber …«
    »Ich könnte zu Eileen …«
    »Klar. Hast du mit ihr gesprochen?«
    »Nenn mir die letzten sechs Premierminister …«
    »Dad …«
    »Blair, Major, Thatcher.«
    »Hast du mit Eileen gesprochen?«
    »Das sind die einfachen. Callaghan …«
    Es wurde allmählich dunkel, und Thorne schaltete die Scheinwerfer ein. Er wechselte langsam auf die innere Spur. Die Heimfahrt war entspannend, er wurde ruhiger und hatte es nicht eilig.
    Er schaltete das Radio ein und suchte Radio 5 Live. Die zweite Halbzeit von Ipswich gegen Leicester City. Kein glamouröses Ereignis, aber er fand den Kommentar fesselnd, während er sich auf der alles andere als leeren Autobahn in Richtung Nordlondon bewegte. Weg aus dem Land, das kein richtiges Land mehr war, und hinein in das vertraute wuchernde Krebsgeschwür der Vorstädte, Brent Cross, Swiss Cottage und Camden. Weg aus dem Leben eines alten Mannes, das langsam den Bach runterging, und hin zu Gedanken über vier junge Frauen, denen nicht einmal dieses Glück vergönnt war. Hin zu dem Damoklesschwert weiterer Morde …
    Weg von einem Nachmittag und hinein in die Nacht.
     
    Sie lösten sich voneinander und lagen da, schwitzend, erschöpft, und zerbrachen sich beide den Kopf, was sie Nettes sagen könnten. Etwas Hilfreiches. Schließlich fiel Holland etwas ein, doch Sophie hatte sich bereits umgedreht, um zu schlafen. Der Sex war gut gewesen, besser als gut, aber das war eigentlich immer so nach einem Streit. Sie hatten den Großteil des Tages damit verbracht, sich zu streiten, und den Rest dann weggefickt, wobei sie so taten, als hätte der Streit nicht stattgefunden.
    Der Krach war mit dem langsamen Grauen eines Lastwagens auf sie zugekommen, der bei überfrierender Nässe ins Schleudern geraten war. Mit einem öden Sonntag vor sich, hatte die Langeweile zunehmend einer Gereiztheit Platz gemacht und schließlich der Aggression. Diese Aggression war natürlich die ganze Zeit über da gewesen, wie ein übler Geruch in einem abgesperrten Zimmer, der, sobald er einen Weg hinausgefunden hatte, sich überall breit machte. Er folgte ihnen überallhin in der Wohnung, als sie einander fluchend und brüllend und gegen die Wände hämmernd von einem Zimmer ins nächste jagten. Er haftete noch immer an ihnen, als sie weinten und einander umklammerten, bis sie schließlich anfingen sich zu küssen.
    Dann verschlangen ihre Münder einander, die sich kurz zuvor noch übel beschimpft, sich mit Worten tief verletzt hatten. Dabei waren einige Ausdrücke häufiger als andere gefallen. Arbeit, Job, Unterstützung, Wichser, egoistisch, Biest, Kinder, freie Entscheidung, Thorne …
    Sophies Atem wurde rasch gleichmäßig, und Holland wusste, sie war eingeschlafen. Doch er würde es ihr nicht gleichtun können. Zu vieles ging ihm durch den Kopf.
    Er grübelte darüber nach, wie viel Schaden diese wöchentlichen Eskapaden anrichteten und ob das Geld und die Zeit und die Mühen, die sie für die neue Wohnung aufgewendet hatten, nicht verschwendet waren.
    Er grübelte darüber nach, warum er, wo es doch meist genau andersrum war, sich von Sophie noch immer angezogen fühlte, sie aber nicht mehr besonders mochte. Und warum hatte er, wenn er sich so von Sophie angezogen fühlte, die meiste Zeit, als sie miteinander schliefen, an Sarah McEvoy gedacht?
     
    Jacqui hatte ein Mittagessen für sieben Leute zubereitet, ohne dafür auch nur ein Wort des Dankes zu hören. Roastbeef und was dazu gehört, für ihren Mann, ihre Mutter und die Familie ihrer Schwester. Wie immer hatte sie selbst, als sie fertig war, keinen wirklichen Appetit mehr. Als sie vor dem Spiegel stand und sich wegen des Lippenstifts zum zweiten Mal anders entschied, beschloss sie, einfach unterwegs etwas zu essen. Vielleicht hatte ja eine der anderen Lust auf eine kleine Stärkung. Falls sie es je schaffte, dorthin zu gelangen …
    Nicht dass sie damit gerechnet hätte, dass ihr jemand anbieten würde, ihr

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