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Tom Thorne 02 - Die Tränen des Mörders

Titel: Tom Thorne 02 - Die Tränen des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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worden, Uhren und Bargeld vielleicht, aber hier war es nicht um Diebstahl gegangen.
    Das war vorbei.
     
    Als er durch die Empfangshalle zum Büro des Hoteldirektors ging, fühlte sich Thorne zu seiner Verblüffung ungemein an die Halle von Baynham & Smout erinnert. Der Mörder muss beeindruckt gewesen sein von dem Marmor und dem Leder. Beeindruckt und erregt von dem Aufwand, der betrieben worden war. Wenn er stahl, wollte er die Leute bestehlen, die sich etwas Besseres leisten konnten.
    Als Thorne an die Tür des Hoteldirektors klopfte, fragte er sich, ob ein Motiv des Diebs wohl im Neid zu suchen war. Er schob den Gedanken zur Seite. Nein, das hatte nichts mit Diebstahl zu tun …
    Detective Inspector Colin Maxwell vom Team 2, Serious Crime Group (West), hatte einen breiten, aber schmalen Mund, und die Mundwinkel bogen sich merkwürdig nach oben, wodurch der Eindruck entstand, er lächle ständig, etwa wie ein Delfin. Worüber seine Kollegen so oder so ihre Scherze gerissen hätten – dass er jedoch fast immer kreuzunglücklich war, machte das Ganze noch lustiger.
    »Tom.« Sie schüttelten sich die Hand. Maxwell wandte sich dem untersetzten, kräftigen Mann am Schreibtisch zu. »Mr. Felgate, das ist Detective Inspector Thorne.« Felgate erhob sich, und Thorne trat näher, um ihm die Hand zu schütteln. Erst dann bemerkte er die Frau, die auf einem Stuhl an der Tür saß. »Und das ist Mary Rendle, die die Toten fand.«
    Als ihr Name fiel, hob die Frau den Kopf und schaute zu Thorne. Sie war in den Vierzigern, hatte kurzes, schwarzes Haar und eine Narbe am Kinn. Thorne blickte als Erster weg.
    »Wie lange, denken Sie, brauchen Sie noch, bis die Toten weggebracht werden?« Felgates Frage klang sachlich, als hätte er es in seinem Hotel jeden Tag mit Leichen zu tun.
    »Wir arbeiten, so schnell wir können«, antwortete Maxwell.
    »Also …« Thorne wartete, bis Felgate ihn ansah. »Die Van Der Vlugts hatten eine Bestellung beim Zimmerservice aufgegeben. Wann genau war das?«
    Felgate öffnete den Mund und sah zu Maxwell. Thorne versuchte, nicht übermäßig ungeduldig zu klingen. »Sir?«
    »Ich bin diese Fragen bereits mit Mr. Felgate durchgegangen«, sagte Maxwell. »Ich informiere Sie später darüber.«
    Für jemanden, der – zumindest theoretisch – hierher geschickt worden war, um zu helfen, fühlte sich Thorne nicht gerade herzlich aufgenommen.
    Ein Gefühl, das ihm nur allzu vertraut war.
    Thorne wandte sich an Mary Rendle. »Erzählen Sie mir, wie Sie die Toten gefunden haben.« Er sah den Blick, den sie Maxwell zuwarf, und trat einen Schritt näher auf sie zu. »Und mir ist klar, Sie haben das bereits mit Detective Inspector Maxwell durchgesprochen.« Und noch einen Schritt. »Sprechen Sie es noch einmal mit mir durch.«
    »So um sieben Uhr wollte ich reingehen, um das Bett zu machen.« Ihre Stimme war sehr tief; die Höhen waren vermutlich zahllosen Zigaretten zum Opfer gefallen. »Es kam keine Antwort, also benutzte ich den Generalschlüssel« Ihre Augen blitzten. »Das ist ganz normal.«
    »Niemand behauptet das Gegenteil.«
    »Mehr war nicht, ja? Sie lag auf dem Bett, und er war im Badezimmer. Keine Ahnung, was Sie sonst noch von mir hören wollen …«
    »Für den Anfang zum Beispiel, warum Sie nicht zuerst die Polizei gerufen haben.«
    Thorne hätte schwören können, dass sie leicht lächelte, als hätte sie mit dieser Frage gerechnet. Eine, auf die sie eine gute Antwort parat hatte.
    »Sie waren tot, das war klar. Was für einen Unterschied machte das schon? Wären sie noch am Leben gewesen, hätte ich den Notarzt angerufen, aber das waren sie nun mal nicht. Also setzte ich mich hin und dachte darüber nach …«
    Thorne war wie vor den Kopf geschlagen. »Sie setzten sich hin und dachten darüber nach?«
    Sie warf ihm einen bösen Blick zu. »Ich bekomme drei Pfund sechzig die Stunde dafür, dass ich schmutzige Handtücher einsammle und Toiletten putze. Ich musste nicht lange darüber nachdenken.«
     
    Thorne und Maxwell durchquerten schweigend die Lobby.
    Thorne hatte sich abgefunden mit Tod durch Gewalt. Die meisten seiner Kollegen waren bestenfalls immun dagegen. Inzwischen reagierten ganz normale Leute genauso, zum dritten Mal bereits, seit er aufgestanden war. Thorne überlegte, wie es wohl wäre, den ganzen Krempel hinzuschmeißen, einen Pub aufzumachen oder in einem Laden zu arbeiten oder einfach den ganzen Tag rumzusitzen, bis besorgte Nachbarn an die Tür schlugen.
    Am Lift blieben

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