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Tom Thorne 02 - Die Tränen des Mörders

Titel: Tom Thorne 02 - Die Tränen des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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Empfehlung von einem Bekannten und ein Tölpel von einem Kunden, den er ordentlich abzocken konnte, einer, der keine Ahnung hatte, was so bezahlt wird.
    Er drängte sich an die Theke und bestellte einen Jack Daniels mit Cola.
    Im Lauf der Jahre hatte er mit allen möglichen Typen Geschäfte gemacht, aber dieser war ohne Frage merkwürdig gewesen. Zum einen hatte der Kerl keine Ahnung, was er eigentlich wollte. Jemand hatte ihm alles auf einem Zettel aufgeschrieben, wahrscheinlich der Typ, der ihn zu Duddridge geschickt hatte. Er sagte natürlich, er brauchte das Ding zu seinem Schutz, das sagten sie alle. Gaben vor, sie müssten sich wappnen angesichts der gefährlichen Zeiten. Es sei eilig, und sie wollten sich nicht mit all diesen Genehmigungen und dem Kram herumschlagen. Genau, und die Leute nahmen auch nur Drogen, weil sie wissen wollten, wie das ist, da sie ein Buch drüber schrieben.
    Doch diesem Typen hätte Duddridge die Geschichte beinahe abgekauft. Der Riese von einem Doofsack wirkte zu Tode erschrocken. Die meisten seiner Kunden waren etwas nervös, aber schließlich kauften sie keine Cornflakes. Der Typ, der ihm den Packen Zwanziger rübergeschoben hatte, von denen Duddridge nun einen runterblätterte, um seinen Drink zu bezahlen, hatte ausgesehen, als mache er sich jeden Moment in die Hose.
    Vielleicht wollte er sie wirklich zu seinem Schutz. Mit Sicherheit sah die Knalltüte nicht aus, als ob er jemandem etwas zuleide tun könne – oder wolle.
    Es machte Duddridge immer ein wenig nervös, wenn er solchen Typen etwas verkaufte. Man konnte nie sagen, wann etwas auf einen zurückfiel. Die Stücke, die er verkaufte, ließen sich nicht zurückverfolgen – darauf begründete sich sein Ruf –, aber man konnte nie genau vorhersagen, was die Käufer mit ihnen machten. Gegen einen simplen Job war nichts einzuwenden, davon lebte er. Er sah sich selbst als jemanden, der Qualitätswerkzeuge an Profis verkaufte.
    Aber bei Irren wusste man nie, wie man dran war.
    Duddridges Handy vibrierte an seinem Gürtel. Der nächste Kunde. Er kippte seinen Drink runter und bahnte sich den Weg zur Tür. Das Bild seines letzten Kunden tauchte vor ihm auf, wie er vor ein paar Minuten das Gleiche getan, sich unbeholfen zwischen den Tischen hindurchgeschlängelt hatte. Der ungeschickte Sack hatte ein Glas umgestoßen. Eine Hand hatte sich flatternd auf den Türgriff gelegt, während die andere das neu erworbene Stück umklammerte, als ginge es um sein Leben.
    An den Amateuren verdiente er stets mehr, dennoch machte er nicht wirklich gern Geschäfte mit ihnen. Man konnte nie sicher sein, worauf man sich einließ. Es waren immer die grauen Mäuse, die merkwürdigen Kerle, die, deren Nachbarn dann stets so schockiert und überrascht waren … man sah es in den Nachrichten, diese riesigen Augen, die Freaks, die auf einem Spielplatz rumballerten oder seelenruhig mit einer Uzi in einen McDonald’s spazierten.
    Dabei fiel ihm etwas ein. Uzis. Er musste mit seinem Kontaktmann in den Staaten reden, mal sehen, ob er sich ein paar unter den Nagel reißen konnte.

 
1999
    Er machte die Tür hinter sich zu, zog sein Sakko aus und ließ sich auf seinen Stuhl hinter seinem Schreibtisch fallen. Es musste um die fünfunddreißig Grad haben. Im ganzen Gebäude surrten die Ventilatoren, es roch nach Schweiß und übler Laune. Sein Blick wanderte zum Fenster hinaus. Zufrieden. Er hatte seine eigenen Methoden, mit Stress umzugehen.
    Er fasste in seine Jackentasche und zog seine Brieftasche heraus. Darin steckte ein kleines, abgegriffenes Foto. Zwei Jungs, die an einem Nachmittag, diesem nicht unähnlich, in einem Fotoautomaten Grimassen schnitten. Zwei Jungs, die er gekannt hatte, die sich bei Woolworths herumtrieben. Vor mehr als fünfzehn Jahren.
    Körperlich wies er so gut wie keine Ähnlichkeit mehr auf mit dem kleineren der beiden auf dem Foto. Eigentlich nur noch die Augen. Da lag eine Welt dazwischen.
    Er war beinahe dreißig und hatte, in Anbetracht des etwas holprigen Starts, unglaublich viel erreicht. Daran kam niemand vorbei. Das Leben war gut zu ihm, es ging noch immer bergauf, und mit Caroline schien er die perfekte Frau gefunden zu haben. Sie passte in jeder Hinsicht zu ihm, die ideale Partnerin. Sie hatten sich vor sieben Jahren kennen gelernt, während der Ausbildung, und es hatte sofort gefunkt. Sie lachten über dieselben Dinge, jeder hatte seine eigenen Interessen, und in den fünf Jahren, in denen sie verheiratet waren, war,

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