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Tom Thorne 02 - Die Tränen des Mörders

Titel: Tom Thorne 02 - Die Tränen des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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Minuten im Cyberspace brauchte, die nötig waren, um eine Hand voll Wörter durch die Stadt zu schicken.
    So ziemlich die einzige Reaktion, zu der er in der Lage war …
    Er konnte nicht genau abschätzen, was Thorne mit diesem Besuch in der Schule bezweckte, aber er war dort gewesen. Er biss erneut in seinen Schokoriegel. Der Detective Inspector war offenkundig kein Mann, dessen Handlungen vorhersehbar oder leicht zu erklären waren. Das war in Ordnung.
    Denn bei ihm war es nicht anders.
    Mit der üblichen Sorgfalt gab er seine Anweisungen in der E-Mail. Jedes Missverständnis musste ausgeschlossen werden. Er hatte sich stets bemüht, es für Palmer ganz einfach zu halten, vollkommen klar. Das hatte Martin schon immer gebraucht.
    Tu genau das, jetzt. Tu das, erst wenn ich es dir sage.
    Weniger klar war, zumindest im Augenblick, warum er sich überhaupt die Mühe machte. Warum schickte er Palmer diese detaillierten Anweisungen? Anweisungen, die niemals befolgt werden würden, außer bei der Erstellung eines Zeitungsberichts über einen Mord, der nie stattgefunden hatte? Doch aufgepasst, sobald der Mord, der stattfinden würde, entdeckt wurde, würden sie sich ohnehin nicht mehr mit dem Ausdenken von Geschichten aufhalten.
    Warum also behielt er diese Routine bei? Warum spielte er ihr Spiel?
    Palmer hatte beschlossen, sich aus der Gleichung herauszunehmen, und hatte damit dem Ganzen auch etwas von … dem Pep geraubt. Diesen zusätzlichen Kick. Vielleicht erhielt er so etwas davon zurück. Er brauchte diesen Kick, brauchte es, ihr nicht allzu kluges Tun-wir-mal-so-als-ob-Spiel mitzuspielen und zu sehen, wohin es sie alle führte.
    Aber das war nicht der einzige Grund.
    Wenn er ehrlich war, mochte er die Routine, und nur er entschied, wann sich daran etwas änderte. Ja, es war eine Weigerung … eine absolute Weigerung, die Kontrolle aufzugeben. Doch es hatte auch, gestand er sich ein, mit diesem perversen Verlangen zu tun … einfach so weiterzumachen wie bisher. Business as usual, zumindest für den Augenblick. Er hatte insgeheim stets diese sehr britische Unterart von Verrückten bewundert, die Flut, Feuersbrunst und Pestilenz als kleinere Unannehmlichkeiten behandelten und jede Anpassung verweigerten. Für sie war es nicht nötig, deshalb woanders hinzuziehen, zum Arzt zu gehen oder einen Aufstand zu machen. Starrköpfig und absolut bescheuert. Tapfer und total durchgeknallt. Natürlich konnte man es auch anders sehen. Nur in diesem Land konnte jemand im Lotto Millionen gewinnen und sich dafür entscheiden, weiterhin in der Fabrik am Fließband zu stehen. Natürlich passten sich diese Schwachköpfe letzten Endes immer an, und er würde es nicht anders machen, sollte es knüppeldick kommen. So kompliziert war das nun auch wieder nicht. Geh mit der Zeit oder geh, wie du bist, vor die Hunde.
    Im Augenblick aber wollte er sich das mal ansehen.
    Oben hustete Caroline im Schlaf. Der Ärmsten ging es seit Tagen nicht besonders. Während er seinen Text auf Tippfehler durchlas, machte er sich eine geistige Notiz, morgen für sie Hustensaft zu besorgen.
    Er schob sich das letzte Stückchen Schokolade in den Mund und klickte auf »senden«.
     
    Sie lösten sich voneinander und lagen schwitzend und erschöpft da. Holland stützte sich auf einen Ellbogen und flüsterte der Frau neben sich gespielt verführerisch ins Ohr: »Komm schon, erzähl mir von diesem mysteriösen Keksspiel.«
    McEvoy rang noch immer nach Atem und konnte es nach wie vor nicht fassen: Vor eineinhalb Stunden war sie nach Hause gekommen, und Holland hatte auf ihrer Türschwelle gesessen, eine Flasche Wein in den Händen und stotternd und stammelnd wie ein Hugh Grant für Arme.
    Sieben Uhr dreißig. Linkisches Geplauder, während sie nach dem Schlüssel kramt. Zwanzig nach acht: die zweite Flasche wird geköpft, man liegt herum wie Studenten. Neun Uhr: die beiden grinsen, nackt und feucht.
    In letzter Zeit war sie definitiv impulsiver.
    »Komm schon …«
    Wurde sie wirklich rot? »Es ist nur dieses blöde – wahrscheinlich ist nicht mal was dran. Nur eine Legende.« Sie legte sich auf die Seite. Breit grinsend betrachtete er sie, wartete darauf, dass sie fortfuhr. »Okay, es geht darum, dass die Jungs sich alle im Kreis aufstellen und wichsen.«
    »Wichsen?«
    »Ja, scheinbar. In der Mitte liegt ein Keks, und auf den wichsen sie. Wer als Letzter kommt, muss den Keks essen.«
    Die Pause, die nun folgte, bevor Holland angeekelt aufstöhnte, hätte kein

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