Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes
zurück und deutete auf die anderen. »Susan ist Krankenschwester oben im Royal Free, Gary ging zur Armee und macht jetzt eine Ausbildung als Drucker, Claire bekommt gerade ihr drittes Baby …«
»Ganz schön viele«, sagte Holland.
»Die meisten Kinder blieben lange bei uns, mir war es lieber so. Ich ertrug es nicht, wenn sie gingen, kaum dass sie sich eingewöhnt hatten. Immerhin, wir hatten mehr als zwanzig Kinder, vor und nach Mark und Sarah. Ich weiß, was die meisten von ihnen machen …«
Sie lächelte traurig. Holland erwiderte ihr Lächeln und dachte dabei an die zwanzig Kinder und an den Mann, der mal ihr Pflegevater gewesen war …
»Ich wusste nicht, ob Sie bereits gegessen haben«, sagte sie. »Daher habe ich, nachdem Sie anriefen, eine Lasagne aus der Tiefkühltruhe genommen. Es dauert keine fünf Minuten mehr …«
»Oh, gut …«
»Sie dürfen doch etwas trinken?«
Entgegen seiner vorherigen Meinung empfand Holland plötzlich so etwas wie Zuneigung für diese Frau. Er dachte an all die Kinder, die sie auf die eine oder andere Weise verloren hatte, und an ihr aufrichtiges Vertrauen in einen Mann, dessen Herz so sehr von Dunkelheit erfüllt gewesen war, dass es aufgehört hatte zu schlagen. Er fühlte sich wohl …
»Trinken wir beide etwas«, schlug er vor. »Ich habe eine schöne Flasche Wein im Auto.«
»Du musst mich für die Matratze zahlen lassen«, sagte Thorne.
»Nein, kommt nicht in Frage. Du kannst ja das Essen bezahlen …«
»Wie viel hast du dafür ausgegeben?«
»Es ist ein verspätetes Geburtstagsgeschenk«, sagte Eve. »Um das erste zu ersetzen.« Lächelnd fügte sie hinzu: »Ich kann mich nicht erinnern, irgendwo in der Wohnung die Pflanze gesehen zu haben, weshalb ich vermute, dass du es geschafft hast, sie umzubringen.«
»Oh, genau. Ich wollte es dir später beichten«, erwiderte Thorne.
Ein Kellner brachte ihnen ihren Wein, und gleichzeitig kam der Restaurantbesitzer mit einem Teller Papadam an ihren Tisch. »Auf Rechnung des Hauses«, erklärte er und legte mit einem Zwinkern in Richtung Eve die Hand auf Thornes Schulter. »Einer meiner besten Kunden«, sagte er. »Aber heute Abend ist er das erste Mal in Begleitung einer jungen Dame hier …«
Als der Restaurantbesitzer gegangen war, schenkte Eve sich und Thorne ein großes Glas Wein ein. »Ich bin mir nicht ganz sicher, wie ich das verstehen soll«, meinte sie. »Will er damit sagen, dass du normalerweise mit jungen Männern hier bist?«
Thorne nickte schuldbewusst. »Das war das andere, was ich noch beichten wollte …«
Sie lachte. »Du kommst also oft alleine hierher?«
»Nicht oft.« Er nickte in Richtung Restaurantbesitzer. »Er meinte die vielen Takeaways …«
»Jetzt habe ich dieses Bild von dir im Kopf, wie du hier einsam und verlassen und ohne einen einzigen Freund dasitzt und ganz allein dein Chicken Tikka Masala isst »Moment mal.« Thorne versuchte, verletzt dreinzuschauen. »Ich habe ein oder zwei Freunde.«
Eve brach den Stapel Papadam in Stücke. Sie nahm sich ein großes Stück und belud es mit Zwiebeln und Chutney. »Erzähl mir von ihnen. Was machen sie?«
Thorne zuckte mit den Schultern. »Auf die eine oder andere Weise haben sie wohl alle mit meiner Arbeit zu tun.«
Er griff nach einem Stück Papadam und biss ab. »Phil ist Pathologe …«
Sie nickte wissend.
»Was?«, fragte Thorne.
»Du schaltest wohl nie richtig ab, oder?«
»Ehrlich gesagt reden Phil und ich fast die ganze Zeit über Fußball …«
»Wirklich.«
Thorne trank einen Schluck Wein, spürte, wie der Wein die Brösel von seinen Zähnen spülte, und ließ sich durch den Kopf gehen, was Eve gesagt hatte. »Ich glaube nicht, dass irgendjemand das, was er macht, vollständig hinter sich lässt«, erklärte er. »Wir reden doch alle über unseren Beruf. Jeder wird … an Dinge erinnert.« Sie erwiderte seinen Blick und führte das Weinglas an ihrem Kinn entlang. »Komm schon, wenn du irgendwo ausgehst und du siehst ein fantastisches Blumenarrangement …?«
»Blumen sind aber keine Leichen.«
Es störte Thorne, doch langsam wurde er etwas gereizt. Er versuchte, es sich nicht an der Stimme anmerken zu lassen, als er nach der Flasche griff und ihnen nachschenkte. »Na ja, man könnte sagen, sie sterben in dem Moment, in dem sie gepflückt werden.«
Eve nickte langsam. »Alles stirbt. Was soll das überhaupt? Genauso gut könnten wir den Kellner bitten, uns Glassplitter in das Biryani zu mischen.«
Thorne sah sie
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