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Tom Thorne 04 - Blutzeichen

Titel: Tom Thorne 04 - Blutzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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den Platz mit seinem Zwillingsbruder, als gerade niemand guckt, und marschiert in die Freiheit. Also muss jetzt klar gemacht werden, wer der Häftling ist, und wir müssen uns alle aufbrezeln wie die Idioten, wenn wir Besuch bekommen. Sie glauben, ich denk mir das alles aus?«
    Seine Stimme war ausdrucksvoll und lebendig. Die Stimme eines Pub-Philosophen oder Komödianten, die durch einen jahrzehntelangen Konsum von vierzig Selbstgedrehten pro Tag eine angenehme Patina bekommen hatte. Während Rooker sprach, hatte Thorne seinen Polizeiausweis herausgezogen. Er schob ihn über den Tisch. Rooker kümmerte sich nicht darum.
    »Was wollen Sie, Mr. Thorne?« Er hob die Hand hoch. »Nein, bloß keine Umstände. Quatschen wir einfach. Ich bin mir sicher, Sie werden schon darauf zu sprechen kommen.«
    »Carol Chamberlain ist eine Freundin von mir.«
    Rooker kniff die Augen zusammen.
    »Sie müssten sie unter dem Namen Carol Manley kennen gelernt haben …«
    Der Goldzahn schob sich langsam wieder ins Bild. »Hat es die Frau zum Commissioner gebracht? Ich hatte immer das Gefühl, die hat das Zeug dazu.«
    Thorne schüttelte den Kopf. »Sie war Detective Inspector, als sie in den Ruhestand ging. Das war vor sieben oder acht Jahren.«
    »Die war gut drauf, sag ich Ihnen.« Rooker sah in die Ferne, hing seinen Erinnerungen nach. Dann glitten seine Augen zurück zu Thorne. »Es überrascht mich nicht, dass sie geheiratet hat. Sah gut aus. Wie hat sie sich gehalten? Macht sie noch was her?« Er beugte sich über den Tisch. »Mögen Sie es, wenn sie ein bisschen älter sind?«
    Ob diese Frage ein Versuch war, ihn aus dem Konzept zu bringen oder mit ihm eine Beziehung herzustellen, interessierte Thorne nicht, er ignorierte sie. »Sie wird belästigt. So ein Irrer schickt ihr Briefe und ruft sie an …«
    »Das tut mir aber Leid.«
    »Wer immer es ist, er behauptet, er habe Jessica Clarke angezündet.« Thorne fixierte Rooker, suchte sein Gesicht nach einer Reaktion ab. »Er sagt, er sei verantwortlich für den Mordversuch.«
    Eine Frage blieb aus, aber Rooker schien amüsiert zu sein. Thorne hatte keine Ahnung, warum.
    »Ist das lustig?«, fragte Thorne.
    »Ziemlich lustig, ja. Wie gesagt, das mit Miss Manley oder wie sie jetzt heißt tut mir Leid. Andererseits ist es schon komisch, wenn man seinen eigenen Verrückten am Hals hat. Hat sich lange Zeit gelassen, wer immer er ist …«
    »Sie wollen mir also erzählen, dass Sie nicht wissen, wer dieser Kerl ist?«
    Rooker hob die Hände und schob sie unter seinen Latz. »Ich hab nicht die geringste Ahnung.«
    Hätte er in diesem Augenblick Geld darauf setzen müssen, ob Rooker die Wahrheit sagte, hätte Thorne keine Sekunde gezögert, ein paar Scheine zu riskieren.
    »Im Lauf der Jahre bekam ich eine Menge Briefe«, fuhr Rooker lächelnd fort. »Sie wissen schon, die mit der grünen Tinte, wo der Füller so hart aufs Blatt gedrückt wurde, dass er durchs Papier ging. Leute, die möchten, dass ich ihnen alles erzähle, damit sie sich einen runterholen können, oder was weiß ich. Waren auch ein paar verrückte Weiber darunter, die mir heiße Briefe geschrieben haben, sie wollen mich heiraten …«
    Vor einem Jahr – als Thorne Carol Chamberlain kennen lernte – gab es einen Fall, der mit solch einem Brief begonnen hatte. Der Brief damals war nicht echt gewesen, aber es gab genug echte. Was Thorne noch immer überraschend und Ekel erregend fand. »Sie sind offensichtlich ein prima Fang, Gordon.«
    »Aber das hier ist was anderes, stimmt’s? Das ist eine Art verkehrter Stalker. Mich kann er nicht verfolgen, also verfolgt er jemand anderen, jemand, der mit der Sache zu tun hatte. Und dabei tut er so, als wär er ich. Tut so, als hätte er getan, was ich getan habe …«
    Thorne fand es an der Zeit, mit dem Gerede aufzuhören. »Er tut also nur so, hm? Das ist nämlich mehr oder weniger der Grund, warum ich hier bin. Um sicherzugehen.«
    Die Großspurigkeit, die Coolness, schmolz langsam zwischen den Falten in Rookers Gesicht dahin. Die Schultern fielen nach vorne. Die Stimme war leise und ruhig. Sachlich …
    »Glauben Sie mir. Ich habe dieses Mädchen angezündet. Das ist der Grund, warum ich hier bin.«
    Eine halbe Minute lang sah Thorne Rooker zu, wie er an das Tischende starrte. Rosa und schuppig schien seine Kopfhaut unter den weißen Haaren durch. »Wie Sie sagten, er hat sich lange Zeit gelassen, dieser Irre. Warum sind Sie so lange hier, Gordon?«
    Die alte Lebhaftigkeit kehrte

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