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Tom Thorne 04 - Blutzeichen

Titel: Tom Thorne 04 - Blutzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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glatte, vollkommene Gesicht, das sie zuvor hatte – hatte sie allzu leicht vergessen können.
    Jack kam herauf und brachte den Tee. Sie versuchte das Bild zu verdrängen.
    Sie behielt Gordon Rooker so in Erinnerung, wie er aussah, als sie ihn das erste Mal traf. Sie war dazu verdammt, auch Jessica Clarke so in Erinnerung zu behalten.
     
    Am Ende des Tages stieg Thorne weitaus enthusiastischer in seinen BMW als elf Stunden zuvor. Er verließ den Parkplatz des Peel Centre und fuhr die nächsten Minuten auf Autopilot. Den Großteil seiner Aufmerksamkeit beanspruchte die weitaus wichtigere Aufgabe, die richtige Musik zu wählen. Das Auto verfügte über einen im Kofferraum montierten CD-Wechsler, und Thorne genoss es, einmal pro Woche die CDs auszutauschen und dabei darauf zu achten, dass ihm die neue Auswahl eine große Bandbreite bot, aber zugleich ausgewogen war. Normalerweise war immer etwas Country dabei und etwas Aktuelleres – Hank Williams und Lyle Lovett waren im Augenblick die Favoriten. Dazu dann ein paar Compilations, manchmal ein Soundtrack und so gut wie immer eine alternative Country-Band, auf die er im Augenblick stand – Lambchop vielleicht, oder Calexico. Und natürlich durfte nie ein Cash-Album fehlen.
    Er überflog die Möglichkeiten, die ihm zur Verfügung standen. Es war wichtig, dass er die richtige Entscheidung traf, die richtige Musik für die dreißig Minuten Fahrt wählte, um in einer anderen Stimmung zu Hause anzukommen. Er brauchte etwas Ablenkung, musste sich in der Musik verlieren und zumindest etwas von dem Dampf ablassen.
    Das Problem war Tughan …
    Kurz vor Hendon hatte Thorne sich für Unchained entschieden. Als Cash »Sea of Heartbreak« zu singen begann und Thorne dazu mit den Handflächen gegen das Lenkrad schlug, ging es ihm wesentlich besser. Soweit das in Anbetracht der aktuellen Arbeitsstrukturen möglich war. Der aktuellen Arbeitskollegen …
    Eine Weile fuhr er nach Osten, dann nach Süden, überquerte die North Circular und schlug die Richtung nach Golders Green ein.
    Thorne war sich mit Nick Tughan vor vier Jahren wegen eines Falles in die Haare geraten und hatte allen Gottheiten gedankt, an die er nicht glaubte, als sich ihre Wege endlich trennten. Während Thorne dem neuen Team zugeteilt wurde, das in der Serious Crime Group entstand, hatte Tughan andere Mittel und Wege gefunden, um in der SO7 nach oben zu kommen. Nun war er wieder zurück, als Teil des Teams, das in Sachen Ryan-Morde ermittelte. Die Ermittlung, an der Thorne und sein Team mitarbeiten sollten. Er war zurück, um Thorne das Leben schwer zu machen. Das Schlimmste daran war, dass der Arschkriecher nun Detective Inspector war.
    Obwohl sie sich seit vier Jahren nicht gesehen hatten, nahmen sie in ihrer Beziehung den Faden genau dort auf, wo sie ihn damals hatten fallen lassen. Ihr erster, angespannter Wortwechsel in der Einsatzzentrale im Becke House gab die Richtung vor.
    »Thorne …«
    »Tughan …«
    »Ich würde Sir oder Guv vorziehen …«
    »Wie wär’s mit Arsch?«
    Ließ sich ein Polizeibeamter dazu hinreißen, einen gleichrangigen oder untergebenen Beamten anzugreifen, ihm zum Beispiel einen Kinnhaken zu versetzen, konnte das eng werden. Falls er diesen Kinnhaken jedoch einem Vorgesetzten, zum Beispiel einem Detective Inspector, versetzte – und diesem dabei vielleicht die Nase brach oder einen Wangenknochen –, ja, selbst wenn er diesem nur einen ordentlichen, kräftigen Hieb verpasste, würde er ganz, ganz tief in der Scheiße stecken. Thorne dachte gerade darüber nach, wie ungerecht das doch war, als sein Handy läutete. Er atmete tief durch, als er die Nummer auf dem Display erkannte.
    »Tom …?‹« Tante Eileen, die jüngere Schwester seines Vaters. »Hör mal, es besteht kein Grund zur Panik …«
    Thorne hörte ihr zu, während er in den Rückspiegel sah, die Spur wechselte und auf einer Busspur zum Halten kam. Er hörte zu, während Busse und Taxis einen Bogen um ihn machten, hörte zu, taub gegenüber den Schimpftiraden der aufgebrachten Fahrer und ihrem wilden Gehupe. Er hörte zu, wobei ihm abwechselnd übel wurde, der Angstschweiß ausbrach und er schließlich erleichtert auflegte.
    Er fädelte in einen U-Turn ein, gab Gas und fuhr den Weg zurück, den er gekommen war.
    Der Brandfleck zog sich hinter dem Herd die Wand hoch und reichte etwa einen halben Meter in die Decke hinein. An den Stellen, an denen sich das Fett im Lauf der Jahre angesammelt hatte, waren Leim und Gips

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