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Tom Thorne 04 - Blutzeichen

Titel: Tom Thorne 04 - Blutzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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seine Haustür erreichte. Er erstarrte, den Schlüssel in der Hand. Er blickte auf den aufgeritzten Lack und sah Memet Zarifs Gesicht vor sich, sah, wie sich das Wasser langsam den Weg durch die dichten, dunklen Brauen bahnte. Blickte auf die Kerben, die Wülste und Splitter in dem Holz, die hervorgehoben wurden von dem Licht der nahen Straßenlaterne. Wieder spürte er diese Kälte im Nacken. Ihm war klar, Memet hat eine Entscheidung getroffen. Wenn das Wünschen nicht half, musste man handeln.
    Thorne blickte auf seine Haustür, auf das tief darin eingeritzte, zersplitterte »X«.

Neunundzwanzigstes Kapitel
    Thorne riss den Wagen herum und drückte aufs Gas. Binnen einer Minute war er auf der Hauptstraße. Die ganze Zeit über machte er dabei seiner Wut lautstark Luft. Sein Herz führte einen wahren Veitstanz auf, sein Atem ging so schnell wie der des Babys, das er vor einer Stunde gesehen hatte.
    Es war wichtig, ruhig zu bleiben, heil in einem Stück dort anzukommen, wo er hinwollte. Er musste seine Wut im Zaum halten, sie sich für Memet Zarif aufsparen, für den Augenblick, wenn er dieses Arschloch vor sich hatte …
    Er brüllte seinen Frust hinaus und trat auf die Bremse, sein Schrei übertönte das Quietschen der Reifen, als diese blockierten und der BMW vor der Ampel mit einem Ruck zum Stehen kam. Er sah zu, wie seine Knöchel am Lenkrad langsam weiß wurden, als er darauf wartete, dass die Ampel von Rot auf Grün schaltete.
    Zusah, wie ein Taxi vorbeifuhr. Spürte, wie der Sicherheitsgurt über seiner Brust spannte. Hörte, wie das Leder gegen das Nylon rieb, sein Herz wie verrückt schlug …
    Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag. Thorne spürte geradezu körperlich, wie sie sich in ihm ausbreitete. Langsam beugte er sich vor und schaltete die Warnblinkanlage ein, ohne den Autos, die sich an ihm und der Ampel vorbeischlängelten, Beachtung zu schenken.
    Ein Taxi … ein Minicab …
    Er erinnerte sich an das Gesicht hinter dem Lenkrad des schwarzen Omega, das er um ein Haar gar nicht bemerkt hätte – der Fahrer vor Zarifs Haus in Green Lanes, der ihn gefragt hatte, ob er ein Taxi brauche. Ihm fiel ein, wo er das Gesicht schon einmal gesehen hatte.
    Thorne wartete, bis die Ampel wieder umschaltete, wendete den Wagen und fuhr langsam zu seiner Wohnung zurück.
    Warum fuhr dieser Mann für Memet Zarif Taxi? Ob er wohl um diese Zeit noch arbeitete? Einen Versuch war es wert …
    Thornes Gedanken rasten nicht minder als zuvor, das Adrenalin jagte durch seinen Körper, doch zugleich machte sich eine Ruhe breit, floss da hin, wo sie benötigt wurde.
    Die Ruhe nach der Entscheidung.
    Er wählte die Nummer, bevor der BMW vor der Wohnung zum Stehen kam. Er lauschte auf das Freizeichen, während er auf den Bürgersteig trat.
    Der Schleimhochzieher, der den Hörer abhob, war am Telefon nicht höflicher als in Person.
    »Taxiservice …«
    »Ich brauche so schnell wie möglich ein Taxi in Kentish Town«, sagte Thorne.
    »Die Adresse?«
    »Hören Sie, ich brauche einen ordentlichen Wagen. Einen ordentlichen Motor, verstehen Sie? Ich muss Eindruck schinden. Haben Sie einen Mercedes, was in der Richtung?«
    »Nein, haben wir nicht.«
    Thorne lehnte sich gegen seinen Wagen. »Irgendwas Nettes müssen Sie doch haben. Einen Scorpio, einen Omega, was in der Art. Ich leg auch gern etwas mehr dafür hin …«
    »Wir haben ein paar Omegas.« Der Typ hörte sich an, als sei ihm jede Silbe zuwider.
    »Ja, gut. Einen von denen. Wer ist der Fahrer?«
    »Was geht Sie das an?«
    War da ein misstrauischer Unterton herauszuhören? Thorne beschloss, dass es sich dabei wahrscheinlich nur um natürlichen Missmut handelte. »Ich hatte letzte Woche einen Fahrer von euch, der hielt einfach nicht die Klappe …«
    Thorne hörte den Namen des Fahrers, und da war es, dieses Kribbeln. »Passt wunderbar«, sagte er.
    »Und die Adresse?«
    Thorne starrte auf das »X« an seiner Tür. Er konnte ihnen unmöglich eine Adresse nennen, die ihnen nur allzu vertraut war. Schließlich wollte er nicht, dass der Fahrer wusste, wen er da abholte. Er nannte einen Laden in der Kentish Town Road, sagte dem Mann in der Zentrale, er warte draußen.
    »Fünfzehn Minuten …«
    Thorne war bereits unterwegs.
     
    Aus den fünfzehn Minuten wurden eher fünfundzwanzig, aber die Zeit verging schnell. Thorne musste nachdenken. Er konnte unmöglich sagen, ob der Fahrer, als er ihn vor dem Minicab-Büro angesprochen hatte, genau wusste, mit wem er es zu tun hatte.

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