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Tom Thorne 04 - Blutzeichen

Titel: Tom Thorne 04 - Blutzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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Sie’s genau wissen wollen … Ich finde, Stephen Ryan ist ein Haufen Scheiße, und von Ihnen halte ich auch nicht viel mehr. Tatsache ist, säßen Sie jetzt mit Ryan zusammen in der Wanne, würde ich mich ganz vorne anstellen, um einen Toaster hineinzuwerfen …«
    »Soll ich mich da drüber aufregen?«
    »Sie sollen zuhören. Es wird keine Rache wegen der Sache im Minicab-Büro geben. Kapiert? Es ist vorbei. Ihr Jungs könnt eure Kanonen wegstecken.«
    »Sie wissen nicht, wovon Sie reden …«
    »Mir ist egal, was die offizielle ›Strategie‹ ist. Ich geb einen Scheiß drauf, wenn die Kräfte auf einen anderen Zielbereich konzentriert und die Ressourcen umverteilt werden, und sogar darauf, dass ihr uns alle einen Gefallen damit tut, euch gegenseitig umzubringen. Ich sag Ihnen nur so viel: Wenn noch mehr Leichen auftauchen, wenn der Schwiegersohn von der besten Freundin von der Tante von Stephen Ryans Cousin sich auch nur den Knöchel verstaucht, werde ich mehr als unangenehm werden. Wie immer die offizielle Strategie lautet, ich werde nirgends hingehen …«
    Man hörte Memet an, wie sehr ihn dieser Ausbruch belustigte. Aber er klang zugleich verwirrt und neugierig. »Warum nehmen Sie das alles so … persönlich?«
    Mit einem Mal fühlte Thorne sich hilflos wie die kleine, ohnmächtige Gestalt, als die er sich seinen Vater vorgestellt hatte. Was er darauf antworten wollte, waren große Worte, die gebrüllt oder geschrien werden mussten. Die eingesogen und ausgespuckt werden mussten wie ein tödliches Gift. Stattdessen murmelte Thorne sie halbherzig und verstockt. »Weil ihr nicht aufhört, wo andere aufhören.« Er blickte zu Boden, während er das sagte, der Schweiß brannte ihm in den Augen. Er stierte auf die schmuddelige Fuge, die die Fliesen vom Whirlpool trennte. »Weil es für euch keine Grenze gibt …«
    Eine lange Zeit herrschte Schweigen. Schließlich hievte sich Memet auf den Rand der Wanne. Das Wasser sammelte sich in dicken Tropfen auf seinen rundlichen Schultern. Es lief durch die dunklen Haare auf seiner Brust und seinem Bauch, bis es an seinen Fettwülsten kleben blieb.
    »Ich werde mit den Leuten reden, die Einfluss in der Gemeinde haben …«
    »Ersparen Sie mir jetzt bloß den ›Säulen der Gemeinde‹-Schwachsinn.« Thorne hatte aufgehört zu murmeln. »Davon hab ich genug in dem Hotel gehört.«
    »Meine Familie hat alles getan, worum man uns gebeten hat …«
    »Apropos Familie, weiß Mrs. Zarif eigentlich über diese Mittagspausen Bescheid?«
    »Sie klingen langsam richtig verzweifelt …«
    »Wenn’s uns weiterbringt …«
    Memet saß da und tropfte.
    »Reden wir doch darüber, was Sie machen«, sagte Thorne. »Erzählen Sie es mir, hier und jetzt, los. Erzählen Sie mir davon, wie es ist, jemanden umzubringen. Von dem Kick, oder was immer Sie dabei spüren, wenn Sie Macht haben über das Leben anderer. Es geht doch nicht nur um Geld …« Er hielt inne, als Memet sich auf die Füße rappelte und ihn anstarrte. Dabei lag ein solcher Hohn in seiner Haltung, eine solch merkwürdige Herausforderung in seiner Nacktheit. »Es gibt niemanden, vor dem man sich hier verstecken müsste, richtig?«, sagte Thorne. Das Wasser wurde kälter, aber in dem Raum schien es von Sekunde zu Sekunde heißer zu werden. »Hier sind nur wir beide. Ich schreibe nichts auf, mein Gedächtnis ist nicht mehr das, was es war, und ich habe kein Aufnahmegerät in der Tasche. Es bleibt also alles zwischen uns, hier in diesem Zimmer. Wie alles andere, was hier vorgeht. Reden Sie einfach einmal ehrlich mit mir. Nur einmal …«
    Langsam streckte Memet die Hand nach dem Handtuch aus, das über der Sofalehne hing, und begann sich abzutrocknen. »An dem Tag im Café meines Vaters«, sagte er. »Da sagten Sie zu mir, ich solle mir was wünschen, erinnern Sie sich?«
    Thorne erinnerte sich an die Lampen, die von der Decke hingen, den Zigarettenqualm, der wie ein Flaschengeist um sie herumtanzte. Er erinnerte sich an seine sarkastische Bemerkung, als er das Café verließ. »Und, haben Sie sich was gewünscht?«
    »Ja, aber mein Wunsch hat sich nicht erfüllt.«
    Thorne kam Memet zuvor und vermasselte ihm die Pointe. Er lächelte zwar, spürte jedoch, wie sich der Schweiß in seinem Nacken in Eis verwandelte, als er sagte:
    »Weil ich noch da bin.«

Achtundzwanzigstes Kapitel
    »Ich weiß, ich hätte was zum Spielen oder so kaufen sollen.«
    »Kein Problem. Die können wir sicher umtauschen.«
    »Pech gehabt. Ich hab die

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