Tom Thorne 04 - Blutzeichen
mit Gordon Rooker zu unterhalten. Und hatte den Ball ins Rollen gebracht. Sie hatten Druck auf Rooker ausgeübt, bis er seine Unschuld gestand und ihnen von Billy Ryan erzählte. Damit hatte er sie in der Tasche …
So ein Idiot …
»Also traf Rooker eine Abmachung mit uns und sorgte gleichzeitig dafür, dass er einen etwas anderen Schutz von Memet Zarif bekam, richtig? Ist das richtig, Wayne?«
»Sie kamen zu meinem Haus.« Chamberlain schlug die Beine übereinander und strich ihren Rock glatt.
Thorne stellte sich einen bizarren Augenblick lang vor, dass sie beide mit Brookhouse ein Vorstellungsgespräch führten.
»Sie standen in meinem Vorgarten und sahen hoch zu mir, richtig?«
Brookhouse streckte die Beine aus und schlug die Spitzen seiner Turnschuhe zusammen. »Das ist alles so eine gequirlte Scheiße hier«, sagte er. Er nickte in Richtung Chamberlain. »Man braucht sie sich doch bloß anzuschauen. Die ist doch kein Bulle. Sieht aus wie meine Tante …«
» Ich bin ein Bulle«, sagte Thorne.
»Ach ja? Sie wären nicht mit ihr zusammen, wenn das hier was Offizielles wär. Sieht doch ein Blinder, dass Sie mich nicht verhaften. Das hier ist was … Privates. Stimmt’s?«
Thorne zuckte die Achseln. »Was haben Sie also vor, Wayne? Möchten Sie die Polizei rufen?«
Brookhouse lehnte sich vor, stützte die Arme auf die Knie. »Ich ruf vielleicht meinen Anwalt an, das könnt ich tun.«
»Das Telefon steht neben der Tür …«
Der Mann auf dem Sofa hielt Thornes Blick kurz stand, dann lächelte er wieder. »Sie können mir rein gar nichts anhaben.« Er fing an loszulachen, hoch und lauthals loszulachen. Er amüsierte sich wirklich. Der kleine Scheißkerl fand die Situation tatsächlich lustig. Er glaubte ernsthaft, dass sie ihm nichts anhaben konnten, dass er geschützt war.
»Sie haben vollkommen Recht, Wayne. Das ist privat. Und das bedeutet, ich verliere meinen Job nicht, wenn ich zu Ihnen rüberkomme und Ihnen in die Eier trete.«
Thornes Drohung – oder vielleicht seine Miene dabei – reichte, um Waynes Lachen zu ersticken, aber das war’s schon.
»Na gut«, sagte Brookhouse. »Das ist wahrscheinlich die einzige Möglichkeit, das hier zu einem Ende zu bringen.«
»Das liegt an Ihnen …«
Brookhouse setzte sich gerade. »Mir soll’s recht sein, wenn dieser Mist damit erledigt ist. Eine Abreibung macht mir nichts aus, wenn’s sein muss. Aber Sie bekommen auch fett was ab, das versprech ich Ihnen.« Wieder nickte er in Richtung Chamberlain. »Macht sie auch mit? Ich hab nämlich kein Problem damit, ihr eine zu verpassen.«
Sein Selbstvertrauen wurde kurz erschüttert, als Chamberlain unvermittelt aufstand und ihn anbrüllte: »Und auch kein Problem damit, ein Mädchen an einer Bushaltestelle anzuzünden, ja?«
»Keine Ahnung, wovon Sie reden …«
Thorne war jetzt klar, dass der Angriff am Swiss Cottage den Einsatz erhöhen sollte. Als es danach aussah, dass Rookers Angebot abgelehnt würde, schien das die einzige Möglichkeit, um im Spiel zu bleiben. Und es hatte ja wunderbar geklappt. Die Polizei hatte keine andere Wahl, als in Rookers Vorschlag einzuwilligen.
»Das waren auch Sie, Wayne, oder? Das an der Bushaltestelle?« Das Gesicht hochrot, baute Chamberlain sich drohend vor ihm auf. »Das war versuchter Mord, und Sie müssen mit derselben Strafe wie Rooker rechnen …«
Brookhouse hielt ihrem Blick stand und wischte sich ruhig ihre Spucke von der Wange.
»Sie sind überall zu gebrauchen«, sagte Thorne. »Sind Sie der einzige von Memets Leuten, der das alles beherrscht? Oder hat die Familie ihr ganzes Geld für Nutten und teure Auftragsmörder ausgegeben?«
Brookhouse sagte nichts darauf …
Thorne beugte sich vor. Dies war jetzt wichtig. »Wer hat das Kreuz in meine Tür geschnitten, Wayne?«
Die Antwort folgte auf ein Gähnen. »Verpisst euch …«
Thornes Finger ballten sich zu Fäusten. Und genau in diesem Moment drehte sich Chamberlain zu ihm, die plötzlich wieder die Ruhe in Person war.
»Hast du noch irgendwo ein Paar Handschellen rumliegen?«, fragte sie ihn.
Gordon Rooker ging einkaufen.
Er hatte bereits eine Menge Geld ausgegeben. Er hatte sich schicke Klamotten besorgt und mehrere Paar modischer Schuhe. Er hatte genug zu trinken bestellt für eine ganze Kneipe voll Fremder, die nun seine besten Kumpel waren. Er hatte sich das neueste Handy gekauft, ein hübsches Radio und einen gigantischen Flachbildschirmfernseher, den er in einem Journal gesehen hatte und
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