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Tom Thorne 04 - Blutzeichen

Titel: Tom Thorne 04 - Blutzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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in die Ecke seines neuen Wohnzimmers stellen wollte. Er wusste noch nicht, wo genau dieses Wohnzimmer sein würde oder wie viel Geld er bräuchte, um all diese Dinge zu kaufen, wenn er wirklich dazu in der Lage war, aber er genoss es, alles durchzuplanen. Er schwelgte in dem Gefühl, wieder etwas zu besitzen, wieder Geldnoten in Händen zu haben.
    Im Dunkeln auf seiner Pritsche versuchte er, sich seine Zukunft auszumalen. Das hatte er natürlich bereits unzählige Male zuvor getan, als es kaum den Hauch einer Hoffnung auf Entlassung gab. Doch dieses Mal war es anders. Er konnte die Freiheit, von der ihn nur noch ein paar Tage trennten, schmecken, riechen, fühlen.
    Er aß ein teures Menü – drei Gänge und eine teure Flasche Wein – in einem Restaurant, das es höchstwahrscheinlich längst nicht mehr gab. Er gab ein großzügiges Trinkgeld und verließ das Lokal mit dem Gefühl, als sei er ein König …
    Geld war ein Thema gewesen, als Ryan noch lebte. Damals war es Teil des Deals gewesen, obwohl sie zurückhaltend waren, was die genaue Summe anging. Jetzt blieb ihm wohl nicht viel übrig, als für weniger Kohle zu singen als geplant, aber etwas mussten sie rausrücken. Sie konnten ihn ja schlecht in einer fremden Stadt abliefern und ihn zum nächsten Arbeitsamt schicken, oder?
    Er hatte versucht, aus diesem Dreckskerl Thorne ein paar klare Antworten herauszubekommen, aber genauso gut hätte er versuchen können, gegen den Wind zu pissen. So vieles war noch nicht geregelt, und das hatte nach zwanzig Jahren sturer Routine etwas Beunruhigendes, aber er konnte damit leben. Ein Entlassungsdatum, schwarz auf weiß, war ihm Sicherheit genug.
    Er kaufte Bücher, Dutzende davon: Spionagethriller und Biografien. Er hatte gelernt, sich darin zu verlieren, und freute sich darauf, sie selbst auszuwählen.
    Er kaufte sich eine Saisonkarte für Upton Park. Wo immer er landete, er würde immer wieder mal dort vorbeischauen, um seinen Enkel spielen zu sehen.
    Und er kaufte sich eine Frau. Im Knast bekam man kräftige Handgelenke, aber die Scheine, die man ausgab, um sich zurückzulehnen und einer Puppe zuzusehen, wie sie ihre Arbeit machte, waren gut investiert.
    Rooker dämmerte dem Schlaf entgegen, während er an große, weiche Betten dachte und an Fleisch unter seinen Fingern, das nicht seines war.

Einunddreißigstes Kapitel
    Thorne kannte Wayne Brookhouse noch nicht lange, und diesen Blick hatte er definitiv noch nicht bei ihm gesehen. Die Augen traten hervor. Das Gesicht wirkte steif und gelb wie altes Zeitungspapier.
    Chamberlains Züge waren ihm weitaus vertrauter, aber sie waren so verzerrt, dass sie ihm nicht weniger fremd erschienen.
    »Das ist so … verdammt … falsch«, stieß Brookhouse hervor. Dabei warf er den Kopf hin und her und brachte das Bett zum Wackeln, als er sich loszureißen versuchte.
    Mit einem Handgelenk war er an das Metallgestell gekettet, das andere war mit einer schwarzen Krawatte daran gefesselt, die Thorne normalerweise nur für Beerdigungen herauskramte. Thorne saß auf den Beinen seines Gefangenen und hielt sich am Fußteil des Bettes fest, um von Brookhouse, der sich aus Leibeskräften wehrte, nicht hinuntergestoßen zu werden.
    Chamberlain hatte Brookhouse das Hemd aufgeknöpft und langte zum Nachtkästchen. Das Gerät, nach dem sie griff, hing an einem roten Verlängerungskabel, das wiederum in einer Steckdose in der Ecke eingesteckt war. Sie warf das Kabel zur Seite und trat ans Bett. »Schon witzig«, sagte sie, »normalerweise hasse ich Bügeln.«
    Brookhouse fluchte wie verrückt. Er strengte sich richtig an, keine Furcht zu zeigen, seine Angst als Zorn erscheinen zu lassen. Und seine Vorstellung war nicht schlecht. Vielleicht wäre es ihm schwerer gefallen, wenn Thorne das Bügeleisen gehalten hätte. Denn sosehr Brookhouse kämpfte, eine Frau Mitte fünfzig, die den Amateurfolterknecht gab, wirkte doch etwas lächerlich für ihn.
    Thorne fand nur lächerlich, dass Brookhouse nicht mehr Angst hatte. Er sah etwas in Carol Chamberlains Augen, das er noch nie zuvor gesehen hatte. Oder vielleicht fehlte auch etwas, das sonst da war …
    »Erzählen Sie uns vom X-Man«, sagte Thorne.
    Brookhouse kniff die Augen zu. »Kann ich nicht …«
    Chamberlain senkte den Arm. Das Bügeleisen schwebte keine Handbreit über Brookhouse’ Brust. »Das ist schwer«, sagte sie.
    Thorne sah zu Chamberlain. Sie improvisierten hier. Er hatte keine Ahnung, ob sie es ernst meinte. Also hatte Brookhouse erst

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