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Tom Thorne 04 - Blutzeichen

Titel: Tom Thorne 04 - Blutzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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schließlich von Ryans Leuten gefunden worden. Beim Spitznamen war es etwas anderes. Soweit Thorne wusste, war er auf das Becke House beschränkt. Offensichtlich verfügte Ryan über viele Kontakte, und Thorne war nicht so naiv zu glauben, dass darunter nicht der eine oder andere war, der sein Polizistengehalt etwas aufbessern wollte.
    Thorne stellte die Frage, als wäre sie ihm nachträglich eingefallen. »Was sagt Ihnen der Name Gordon Rooker, Mr. Ryan?«
    Ryan reagierte darauf, kein Zweifel. Flüchtig und schwer zu deuten. Wut, Angst, Schock, Überraschung? Alles war möglich.
    »Noch so ein Arschloch«, sagte Ryan schließlich. »Eins, an das ich schon lange keinen Gedanken mehr verschwenden musste.«
    Die drei standen schweigend da, inmitten einer alles betäubenden Duftwolke von Aftershave, bis Ryan sich umwandte und rasch in sein Büro zurückging.
     
    Es hatte bereits gedämmert bei ihrer Ankunft. Nun war es dunkel. Als sie in die unbeleuchtete Seitenstraße einbogen, war Thorne enttäuscht, dass bei dem Rover nicht einmal ein Fenster eingeschlagen war.
    »Wer ist Gordon Rooker?«, fragte Tughan.
    »Ein Name, auf den ich gestoßen bin. War nur ein Schuss ins Blaue …«
    Tughan musterte ihn aus den Augenwinkeln. Er betätigte die Fernbedienung, um den Wagen zu entriegeln, und ging zur Fahrertür. »Es ist schon beinahe fünf, ich habe uns im Büro ohnehin schon abgemeldet. Ich bring Sie nach Hause.«
    Thorne blickte durch das Fenster und sah die leere Kassettenhülle zwischen den Sitzen liegen. Die Vorstellung, auch nur eine Sekunde lang der Litanei eines glatzköpfigen Millionärs über das Schicksal der Obdachlosen zuhören zu müssen, war unerträglich.
    »Ich geh zu Fuß«, sagte er.

Siebtes Kapitel
    Thorne kürzte über die Royal College Street ab, wo eine verblasste Plakette an einer abgeblätterten Ziegelmauer daran erinnerte, dass einst Verlaine und Rimbaud in diesem Haus gelebt hatten. Als er in die Kentish Town Road einbog, hatte es zu nieseln begonnen. Aber er war noch immer froh, Tughans Angebot, ihn im Wagen mitzunehmen, abgelehnt zu haben.
    Auf dem Weg durch die Haupteinkaufsstraße, an einigen der verlotterten Läden vorbei, kehrten seine Gedanken zurück zu Billy Ryan. Wie viele der Besitzer dieser Pubs, Saunas und Internetcafés wohl auf die eine oder andere Weise mit Ryan zu tun hatten? Die meisten hätten wahrscheinlich nicht mal den Namen gekannt, aber, ob gesetzestreu oder nicht, irgendwo kamen sie alle geschäftlich mit Ryan in Berührung.
    Er dachte an die, die zu Ryan aufblickten. Die sich in den äußeren konzentrischen Kreisen bewegten und versuchten, ins Zentrum zu gelangen. Hatten diese Aufstiegsaspiranten, die wild darauf waren, ihre Timberland- und Tommy-Hilfiger-Klamotten gegen Armani-Anzüge einzutauschen, überhaupt eine Ahnung, was man dafür im Gegenzug von ihnen erwartete? Hatten sie auch nur den Hauch einer Ahnung, wozu dieser umgängliche Gesellschaftstänzer einmal – und vielleicht noch immer – fähig war?
    »Ich hab schon ’ne Menge gesehen …«
    Kurz bevor er in die Prince of Wales Road einbog, ging Thorne in einen kleinen Supermarkt. Er brauchte noch Milch und Wein und eine Zeitung. Schließlich wollte er wissen, welches Spiel am Montagabend auf Sky Sports lief. Während er an der Kasse anstand, bekam er mit, wie es am Eingang laut wurde. Nachdem er bezahlt hatte, ging er hinüber. Ein Sicherheitsbeauftragter führte eine Frau um die vierzig zur Tür und versuchte, sie hinauszubugsieren. Er ließ sich nichts gefallen, dennoch hatte er einen freundlichen Unterton in der Stimme. »Wie oft müssen wir das noch machen, meine Liebe?«
    »Es tut mir Leid, ich kann nichts dagegen tun«, sagte die Frau.
    Der Sicherheitsbeauftragte entdeckte Thorne, der auf ihn zukam, und riss die Augen auf. Da kommt ein echter …
    »Kann ich Ihnen helfen?« Schon während er fragte, merkte Thorne, dass er sich gar nicht darüber klar war, wem er seine Hilfe anbot.
    Obwohl die Frau in jeder Hand drei, vier prall gefüllte Plastiktaschen hielt, war sie gut gekleidet. »Es ist wie ein Zwang, gegen den ich nicht ankomme«, sagte sie und zeigte damit, dass sie auch sprachlich gewandt war.
    »Was?«, fragte Thorne.
    Der Sicherheitsbeauftragte hatte noch immer eine Hand auf dem Rücken der Frau und brachte sie zur Tür. »Sie belästigt die anderen Kunden.«
    »Ich erzähle ihnen von Jesus.« Die Frau strahlte Thorne an. »Es scheint sie nicht weiter zu stören. Niemand regt sich

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