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Tom Thorne 04 - Blutzeichen

Titel: Tom Thorne 04 - Blutzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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»Gut?«
    »Stark«, sagte Thorne. »Den Zarif-Brüdern gehören einige Videoläden, ist das richtig?«
    Wieder lächelte er stolz. »Sechs oder sieben, ich glaube. Vielleicht mehr. Sie bringen mir immer neue Filme, neuen James Bond …«
    »Muslum Izzigil war Geschäftsführer in einem dieser Videoläden, einen halben Kilometer weiter oben in der Straße. Er und seine Frau starben durch einen Kopfschuss.«
    Zarif bekam ganz große Augen, als er wieder an seiner Tasse nippte.
    »Haben Ihnen Ihre Söhne das nicht erzählt, Mr. Zarif?«
    Seine Tochter fing von ihrem Platz hinter dem Tresen an, laut auf Türkisch auf ihn einzureden. Zarif hob die Hände, sagte etwas in scharfem Ton zu ihr und wandte sich um, als die Tür sich öffnete. Die Gereiztheit war wie weggewischt. »Hassan …«
    Die Tür schloss sich. Einige Laternen schlugen klirrend gegeneinander. Zwei junge Männer traten entschlossen in das Café. Thorne war sich ziemlich sicher, dass der Kunde, der soeben gegangen war, sie aus dem Laden nebenan geholt hatte. Einer der beiden blieb am Tresen stehen und sprach leise mit Sema. Der andere trat zu ihnen an den Tisch.
    »Mein Vater spricht nicht so gut Englisch«, sagte er.
    Thorne sah ihn an. »Es geht wunderbar.«
    Wieder ein Schwall Türkisch, diesmal vom Sohn an den Vater gerichtet.
    Thorne hob eine Hand und legte die andere Arkan Zarif auf den feisten Unterarm. »Was sagt er?«
    Zarif rollte die Augen und zwängte sich hinter dem Tisch hervor. »Er schickt mich zurück in Küche.«
    Holland fing Thornes Blick auf. Die Kontrolle über das Gespräch drohte ihnen zu entgleiten. »Moment …«
    Zarif wandte sich zu ihnen um. »Möchten Sie noch Kaffee?«
    »Nein, danke«, antworteten Thorne und Holland zugleich.
    Als Arkan die Treppe hinunter verschwand, setzte sich Hassan an seinen Platz. Er winkte seiner Schwester zu, sie solle ihm einen Kaffee bringen. Dann lehnte er sich zurück und reckte das Kinn vor.
     
    Rooker lag auf seiner Pritsche. Er hatte die Augen auf den Bildschirm des an die Wand geschraubten Fernsehers geheftet und schimpfte wüst auf Trisha ein, die Moderatorin der gleichnamigen Talkshow. Die Gäste bei Trisha waren gewöhnlich nicht die Hellsten und neigten dazu, auszurasten und sich aufzuführen.
    Das Thema heute war besonders toll: »Probleme mit Nähe« …
    Irgend so ein Arsch laberte endlos darüber, wie er seinen Kindern nie sagen konnte, dass er sie gern hatte, und eine Frau war da, die es nicht ertrug, wenn ihr Mann auf der Straße den Arm um sie legte. Rooker fand, sie sollten mal versuchen, neben einem Kinderschänder aufs Klo zu gehen oder mit Vergewaltigern zu duschen.
    Er hatte über ein Drittel seines Lebens im Gefängnis verbracht und sich nie daran gewöhnt, wie nahe ihm einige seiner Mithäftlinge auf die Pelle rückten. Irgendwo hatte er mal gelesen, alle Tiere bräuchten ein bestimmtes Territorium – sogar Ratten und Karnickel und so Viehzeug –, ein kleines Stück Platz, das ihnen gehörte, sonst würden sie verrückt und griffen sich gegenseitig an. Karnickel, die durchdrehten! Hier hinter Gittern drehten natürlich jede Menge Leute durch, und zwar gewaltig. Es überraschte ihn geradezu, dass es nicht öfters passierte. Dass nicht mehr Gefängniswärter pro Jahr ins Gras bissen.
    Wenn er so darüber nachdachte – er hatte ja genug Zeit dazu –, war es ihm schon in der Schule unangenehm gewesen, den anderen zu nahe zu kommen. In Umkleidekabinen hatte er sich nie wohl gefühlt. Nach dem Sport war er lieber verdreckt und verschwitzt nach Hause gegangen, statt sich mit den anderen zu duschen. Er fragte sich oft, ob diese unsichtbare Wand, die er zwischen sich und den anderen Kindern empfunden hatte, etwas mit seiner ganz besonderen Berufswahl zu tun hatte …
    Trisha fragte die Frau in der Talkshow, ob sie ihren Mann denn liebe, obwohl sie es nicht ausstehen könne, in der Öffentlichkeit von ihm berührt zu werden. »Klar liebe ich ihn manchmal«, sagte sie. »Aber danach könnte ich ihn wieder umbringen.«
    Rooker lachte mit dem Studiopublikum. Nur dass er sich von den meisten Leuten, die solche Sprüche von sich gaben, darin unterschied, dass es bei ihm wirklich zutraf. Er erinnerte sich gut daran, wie es sich anfühlte, jemandem die Pistole an den Kopf zu setzen, das Messer über die Kehle zu ziehen oder so einem armen Schwein Brennspiritus in die Haare zu schütten …
    Die Sendung war zu Ende, und er trat hinaus auf den Gang. Er konnte das Essen riechen, als er

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