Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tom Thorne 04 - Blutzeichen

Titel: Tom Thorne 04 - Blutzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
Vom Netzwerk:
vor ein paar Jahren die Lastwagentüren aufgemacht und auf einen Berg ausgemergelter Leichen geblickt hatte? Achtundfünfzig chinesische Immigranten, die wie Sardinen in einen versiegelten Lastwagen gepfercht waren und erstickt aufgefunden wurden, als dieser an einem drückend heißen Sommernachmittag geöffnet wurde. Ihre zusammengelegten Kleider ordentlich gestapelt. Ihre Leichen weitaus weniger …
    Natürlich hatte es damals einen gewaltigen Aufschrei gegeben. Rufe nach härteren Kontrollen waren laut geworden, nach neuen Ansätzen, diesem barbarischen Gewerbe Einhalt zu gebieten. Thorne war sich darüber im Klaren, dass mehr hätte erreicht werden können, wenn es sich bei den Leichen um tote Esel oder Welpen oder Kätzchen gehandelt hätte …
    »Wie ist es möglich, dass so viele durchkommen?«, fragte Stone. »Werden diese Lastwagen denn nicht durchsucht?«
    »Manchmal schon«, sagte Tughan. »Sie verstecken sich in verborgenen Abteilen oder hinter Paletten mit falscher Ladung.«
    Stone schüttelte den Kopf. »Man könnte meinen, nach der Sache in Dover würden sie diese Transporte etwas gründlicher durchsuchen.«
    Thorne wusste, dass die Durchsuchung nicht einmal so gründlich hätte sein müssen, um diese chinesischen Immigranten zu finden. Ihnen das Leben zu retten. Sie hatten versucht, sich hinter ein paar Kisten Tomaten zu verstecken …
    »Die Schmuggler sind nicht dumm«, sagte Tughan. »Sie versuchen die Häfen zu umgehen, die mit Scannern ausgestattet sind, aber selbst die mit Scannern sind zu überlaufen.
    Sie können unmöglich mehr als eine Hand voll überprüfen, wenn sie nicht fünfzig Kilometer lange Schlangen vor den Fähren haben wollen.«
    Natürlich hatte Tughan Recht. Thorne hatte, als er gestern Abend nicht schlafen konnte, seinen selten benutzten Computer eingeschaltet und ein paar Stunden im Internet gesurft. Er war auf der Seite des NCIS, des National Criminal Intelligence Service, gewesen – ein Crashkurs in Sachen türkische Mafia. Er hatte sich angesehen, wie die Gangs und Familien in Großbritannien und der Türkei arbeiteten, zusammenarbeiteten, und war dem Link des NCIS auf die Seiten über Menschenschmuggel gefolgt.
    Eine harte Lektüre, die seinem Schlaf nicht gerade förderlich war.
    Die Zollbehörde war immer noch mehr mit dem Aufspüren geschmuggelter Alkohol- und Tabakwaren beschäftigt als mit Menschenschmuggel und, schlimmer noch, Menschenhandel. Zwar waren ein paar Scanner installiert worden, doch das reichte an den meisten Häfen nicht für mehr als ein paar kleine Stichproben. Siebentausend Lastwagen passierten täglich Dover. An einem guten Tag wurden höchstens fünf Prozent davon durchsucht. Daher überraschte es nicht, dass man sich meist gar nicht die Mühe machte, die geschmuggelten Menschen zu verstecken. Die Schmuggler wussten sehr wohl, dass sie darauf keine Rücksicht zu nehmen brauchten.
    Tughan redete noch über das hoffnungslose Unterfangen, den zunehmenden Handel mit verzweifelten Menschen eindämmen zu wollen; er unterstrich die tatkräftigen Anstrengungen seitens der Polizei, der Einwanderungsbehörden, des NCIS und der Zollbehörde; er beschrieb ein Projekt, dessen Ergebnisse noch abgewartet werden müssten, bei dem MI5- und MI6-Agenten in die entsprechenden Firmen eingeschleust würden …
    Thorne hörte zu und überlegte, ob er ihn bei seinen Ausführungen unterstützen sollte. Schließlich hatte er nicht oft Fakten und Zahlen parat. Hausaufgaben zu machen war nicht seine Sache. Doch dann entschied er sich, es dabei zu belassen. Für einige hier wäre es einfach zu früh am Morgen, um mit dem Schock fertig zu werden.
    Yvonne Kitson hatte eine Thermosflasche Earl Grey dabei. Sie schenkte sich eine Tasse ein. »Solange wir also diese Leute nicht finden und nicht wissen, was Ryan mit ihnen gemacht hat, werden wir nicht wissen, wer sie sind oder wie sie hierher kamen.«
    Brigstocke deutete auf das weiße Brett, auf das ein einziges Wort mit rotem Stift gekritzelt worden war: Hoffnung.
    »Na ja, wir können ziemlich sicher davon ausgehen, dass zumindest einige von ihnen Türken sind«, sagte Brigstocke. »Wahrscheinlich Kurden.«
    Thorne ergänzte: »Wahrscheinlich ging die Route von der Türkei und dem Mittleren Osten durch den Balkan.« Er ignorierte Brigstockes überraschten und Tughans erstaunten oder entsetzten Blick und fuhr fort: »Weiter über die Adria nach Italien.«
    Tughan übernahm. »Die Schmuggler haben eine Reihe von Optionen. Sie

Weitere Kostenlose Bücher