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Tom Thorne 04 - Blutzeichen

Titel: Tom Thorne 04 - Blutzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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Männer, die sich im Dunkeln verzweifelt durch das Unterholz kämpften. Atemlos durch nasses Laub liefen und über modrige Baumstümpfe stolperten. Er sah sie stürzen, bevor das Echo der Schüsse erstarb. Was immer sie als Letztes dachten, bevor die Kugel sie traf, es war sicher nicht Umit. Man hatte ihm einen türkischen Trinkspruch beigebracht, vielleicht sollte er zurückgehen und ein paar türkische Gebete lernen.
    Die Tür ging weiter auf, und Holland trat zur Seite, als Brigstocke und Tughan hereinmarschierten.
    »Das sind jetzt zehn Tote«, sagte Tughan. »Eine zweistellige Zahl. Das muss ein Ende haben.«
    Eine zweistellige Zahl? Das klang bei Tughan, als habe der Bandenkrieg zwischen den Ryans und Zarifs soeben eine unausgesprochene Quote annehmbarer Opfer überschritten. Es gab Merkwürdigeres, aber aus welchem Grund auch immer: Thorne hatte den Eindruck, als habe Tughan in Anbetracht der Neuigkeiten seinen Plan, »den Ryans und Zarifs auf die Füße zu treten«, ad acta gelegt. Er sah ganz so aus, als habe er nun eine direktere Vorgehensweise im Sinn.
    Brigstocke fuhr sich mit der Hand durch die dichten schwarzen Haare und rückte sich die Brille zurecht. »Zehn Tote, und allmählich sind mehr Zivilisten darunter als Soldaten.«
    »Dann hören wir endlich damit auf, uns mit den Affen rumzuschlagen«, sagte Thorne. »Kümmern wir uns lieber um die Männer am Leierkasten …«
    Tughan hob die Hand. »Genau das machen wir.«
    »Gut so«, bemerkte Thorne dazu und dachte: Ich hab später ein Date, aber ich hab noch genug Zeit. Ich muss mich nicht ewig dort aufhalten. Finchley ist ein bisschen mühsam. Einfach reinschneien geht da nicht. Doch Green Lanes ist kein allzu großer Umweg …
    »Wir werden Billy Ryan einlochen«, sagte Tughan. »Wir kriegen ihn mit dem Rooker-Fall dran, und früher oder später kriegen wir auch die Zarif-Brüder. Im Augenblick jedoch ist das oberste Ziel, weitere Morde zu verhindern.«
    »Früher oder später« war ein Ausdruck, den Thorne in diesem Zusammenhang nicht hören wollte.
    »Ich gehe damit zunächst zum Detective Chief Superintendent. Gut möglich, dass es von da an noch weiter nach oben geht. Wir werden Ryan offiziell begegnen. Höchstwahrscheinlich über seinen Rechtsanwalt. Und dasselbe werden wir bei der Zarif-Familie machen. Hier wahrscheinlich über jemanden aus der Gemeinde oder einen Priester.« Tughan nickte vor sich hin, als wolle er sich selbst von etwas überzeugen. »Die Situation hat einen Punkt erreicht, wo uns vielleicht eine Intervention ebenso viel bringt wie die Ermittlung. Uns mit diesen Leuten an einen Tisch zu setzen gehört nicht zu unseren üblichen Vorgehensweisen, aber wenn uns das hilft, dieses Chaos Herr zu werden, dann mach ich das gerne.«
    Thorne überlegte kurz, bevor er das Wort ergriff. Es überraschte ihn nicht allzu sehr, dass Tughan nicht gerade vorschlug, diesen Typen die Tür einzutreten.
    »Müssen wir noch für die Verpflegung sorgen?«, sagte er.
     
    »Wo wollen Sie denn hin?« Der Mann hinter der soliden Holztheke stellte die Frage, wobei er die Augen nur kurz von der Zeitung nahm. Der starke Akzent ließ die fünf Wörter zu einem schrumpfen: »Wowollensdennhin?«
    »Ich will gar nirgends hin«, entgegnete Thorne. »Aber Sie gehen nach hinten und sagen Ihrem Chef, dass jemand sich kurz mit ihm unterhalten möchte.« Dabei fixierte er den Mann hinter der Theke, der ihm nun seine volle Aufmerksamkeit schenkte, und deutete über seine Schulter auf den kaum erhellten Raum dahinter. Er wusste, dass ihn ein zweiter Aufpasser, der auf einem verschlissenen Sessel in der Ecke links hinten saß, ebenfalls nicht aus den Augen ließ.
    Thorne zog seinen Polizeiausweis heraus. »So schnell Sie können.«
    Der Mann klatschte seine Zeitung auf den Tresen, überwand seine Faulheit und verschwand im Halbdunkel.
    Das Minicab-Büro bestand aus nicht mehr als einem schrankgroßen Wartezimmer. Eine ungestrichene Tür rechts von dem Durchgang führte zu weiteren Räumen dahinter. Thorne vermutete, dass die Fahrer selbst nicht weit weg in ihren alten Vauxhalls und Toyotas saßen oder vielleicht in Zarifs Café nebenan warteten. Er wandte sich um und sah sich in dem über der Eingangstür montierten Fernsehgerät ein paar Sekunden lang einen Film an, den er nicht erkannte. Vielleicht liefen die Lokalnachrichten auf dem anderen Kanal und zeigten die drei Tore, die die Spurs gegen Everton in Führung gebracht hatten. Sein Blick wanderte zu dem Mann in dem

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