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Tom Thorne 04 - Blutzeichen

Titel: Tom Thorne 04 - Blutzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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mir ein: Man hat den Fahrer Ihres Lastwagens gefunden.«
    Memet zuckte verwirrt die Achseln. »Unseres Lastwagens?«
    Hassan beugte sich zu ihm und sagte etwas auf Türkisch. Memet nickte.
    »Die Polizei von Thames Valley hat mich deshalb gestern Morgen angerufen«, sagte Hassan. Er sprach mit Memet und Tan, als informiere er sie über ein unbedeutendes geschäftliches Problem. »Der Lastwagen war nicht beschädigt, und der Spediteur wird sich wegen der verlorenen Ladung melden, daher hab ich die Versicherung erst gar nicht benachrichtigt.« Er sah zu Thorne auf. »Ich hatte noch keine Gelegenheit, mit meinen Brüdern darüber zu reden, aber es ist keine große Sache.«
    »Sagen Sie dem Polizisten, der den Lastwagen gefunden hat, dass wir uns bei ihm bedanken möchten«, erklärte Memet.
    Thorne musste zugeben, ihre Vorstellung war nicht ohne. »Für den Fahrer war es allerdings eine große Sache«, sagte er. »Ihm fehlte der halbe Kopf, als sie ihn fanden.«
    Dem vierschrötigen Schrank entwischte ein Lächeln. Er blickte nach unten und begann die Geldscheine zu ordnen, als er merkte, dass Thorne dieser Ausrutscher nicht entgangen war.
    Hassan rieb sich mit der Hand über das vorstehende Kinn. Die Stoppeln ratschten an seiner Handfläche. »Damit ist zumindest eines klar«, meinte er. »Wir können jetzt davon ausgehen, dass der Fahrer mit den Dieben nicht unter einer Decke steckte.«
    Memet gab überzeugend den Schockierten und Trauernden, doch Thorne wusste sehr gut, dass die Neuigkeit für ihn eine Erleichterung brachte. Ein toter Fahrer konnte der Polizei nichts erzählen. »Sie haben ihn umgebracht?«, sagte er und drehte sich zu Hassan. »Warum? Was hatte dieser Lastwagen geladen?«
    Eine sehr gute Vorstellung. Alles andere als blöd …
    »Die Polizei geht von CD-Spielern aus«, sagte Hassan.
    Thorne korrigierte ihn. »DVD-Spieler, um genau zu sein. Die gute Nachricht ist, die Diebe haben nicht die ganze Ladung.«
    Der Schrank fuhr fort, die Banknoten zu ordnen, aber die drei Brüder schauten Thorne nun direkt an. Memets Gesicht war ausdruckslos, Hassan gab sich zu große Mühe, unschuldig-neugierig dreinzuschauen, Tan kultivierte weiter seinen Harter-Kerl-Blick.
    »Tatsächlich«, sagte Thorne. »Offensichtlich wurden ein paar DVD-Spieler erschossen, als sie zu fliehen versuchten.«
    Nur Memet Zarif behielt seinen Gesichtsausdruck bei und wich Thornes Blick nicht aus.
    »Keine Bange, ich melde mich sofort, wenn wir weitere finden«, sagte Thorne. »Ich dachte nur, es interessiert Sie vielleicht, was wir bisher rausgefunden haben.«
    Im Aquarium blubberte es weiter vor sich hin. Aus dem Fernseher drangen Stimmen.
    Als sich Thorne umwandte, um zu gehen, bemerkte er eine weitere Gestalt in der Ecke rechts hinten. Er starrte den Mann an, bis dieser sich langsam vorbeugte und sein Gesicht im Licht zu sehen war. Thorne erkannte den Sohn von Muslum und Hanya Izzigil.
    Er tat einen Schritt auf den Jungen zu. »Yusuf …«
    Vielleicht lag es nur an dem Licht, aber die Augen des Jungen schienen verändert. Vor einem Monat, als seine Eltern tot im Zimmer nebenan lagen, waren sie voller Tränen gewesen. Doch das war nicht der einzige Unterschied, der Thorne auffiel. Da war eine trotzige Herausforderung in seinem leblosen Blick und in der Schulterhaltung, als er den Mann fixierte, der bisher daran gescheitert war, ihm Gerechtigkeit zu verschaffen.
    Es hatte augenscheinlich andere gegeben, die ihm Versprechungen gemacht hatten und diese besser halten konnten.
    »Wir kümmern uns jetzt um Yusuf«, sagte Hassan.
    Thorne konnte den Blick nicht sofort von dem Jungen wenden, suchte nach einem Hinweis, dass er nicht ganz zu ihnen gehörte. Doch der Junge war verloren. Er wandte sich um und ging langsam den Weg zurück, auf dem er hereingekommen war. »Spielen Sie ruhig weiter …«
    »Sind Sie sicher, dass Sie kein Taxi wollen?«, fragte Memet.
    Thorne antwortete nichts darauf, zeigte ihnen nur den Rücken.
    Tan Zarif meldete sich zum ersten Mal zu Wort. »Wir machen Ihnen einen guten Preis«, sagte er. »Von Green Lanes nach Kentish Town für einen Fünfer. Was meinen Sie?«
    Thornes Magen verkrampfte sich bei dieser Routenbeschreibung, der darin enthaltenen Enthüllung. Er wandte sich zu Tan und blickte ihm tief in die Augen, versuchte seinen Schrecken zu überspielen und souverän zu wirken. »Ich dachte, wir hätten das bereits geklärt. Lassen Sie diesen ›Wir wissen wo Sie wohnen‹-Scheiß, oder ändern Sie Ihren

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