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Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes

Titel: Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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und die zum Tod eines jungen Mädchens und eines alten Mannes führten. Nun saß Thorne hier im Mantel eben dieses alten Mannes und haderte mit den Entscheidungen, die er getroffen hatte, mit der Reihe von Einschätzungen, wohl überlegt oder nicht ganz so wohl überlegt, die zwischen diesen Bränden lagen.
    Er zog das Golfkriegsprotokoll heraus und betrachtete es. Der abgedruckte Dialog und die Beschreibungen riefen Schreckliches in Erinnerung. Die Bilder des Videos standen sofort vor ihm, als er zu lesen begann: die Gruppierung der Männer, der auf den Sand wie schwarzes Wachs prasselnde Regen und das helle Entsetzen, das wie ein Katzenauge in der Dunkelheit leuchtete.
    Ein Soldat, der mit Papieren herumfuchtelte, die sie den Irakern abgenommen hatten. Als nichts darauf hindeutete, was kommen würde. »Die behalten wir. (LAUTER) Versteht ihr?«
    Während auf Band Entscheidungen fielen, fragte Thorne sich, ob die Met wohl auch eine Entscheidung wegen des Videos getroffen und eine Kopie an die Army weitergeleitet hatte. Und er fragte sich, ob ungeachtet der zu erwartenden Häkeleien zwischen Met und RMP die Army davon überrascht wäre. Hatten Eales und seine Kameraden aus der Panzercrew 1991 ihre Spuren gut verwischt?
    »Woher hast du’s?«
    »Noch mal?«
    (LAUTER)
    »Woher hast du’s?«
    »Das hier?(SOLDAT HEBT SPECK HOCH.) Mitgebracht.«
    Oder war diese Belobigung im Kriegstagebuch nichts weiter als ein Versuch, die Scheiße unter den Teppich zu kehren?
    »Dabei fällt mir ein, ich könnte ein Rührei mit Speck wegputzen …«
    »Das Zeug stinkt, Ian …«
    Thorne las die nächste Zeile …
    Und hielt die Luft an, während er auf die Seite starrte. Auf drei Worte, die im Off gesprochen wurden. Ein Satz, der alles verriet.
    Er wusste, wer der Mann hinter der Kamera war.
    Thorne schloss die Augen und lehnte sich mit aller Kraft gegen den Stuhl. Das plötzliche Gefühl, sich absolut sicher zu sein, raubte ihm den Atem. Er hatte ganz vergessen, wie sich das anfühlte: wie einem ganz schlecht wurde, wenn die Gewissheit über einen hereinbrach.
    Und dann traf ihn, einem Schlag in die Magengrube gleich, eine weitere Erkenntnis: Der Mann, der Ryan Eales mit den Morden beauftragt hatte, würde damit genauso davonkommen wie Eales selbst. So sicher Thorne sich über die Identität dieses Mannes und seine Taten war, so sicher war er, dass es nichts auf Gottes Erdboden gab, was dies beweisen könnte.
    Fünf Minuten, vielleicht auch zehn, vergingen, in denen Thorne überlegte.
    Er starrte in sein glühend heißes Herz und begann, Entscheidungen zu treffen. Jede davon hing von den Entscheidungen anderer ab, doch als Thorne aufstand und seine Sachen zusammensuchte, fühlte er sich so energiegeladen wie lange nicht mehr. Möglich, dass er nicht über die Ziellinie kam, aber zumindest wusste er jetzt, wo sie verlief.
    Er kam aus dem Büro und lief ein Stockwerk tiefer. Wenn Spike noch da war, konnte er sich mit ihm unterhalten, während sie Pool spielten. Sie hatten einiges zu besprechen.
    Thorne hatte beschlossen, dass er, falls er aufhörte, auf der Straße zu leben, reinen Tisch machen musste … in jeder Hinsicht. Er wollte Spike alles erzählen.

Sechsunddreißigstes Kapitel
    Er hörte ihn kommen, lange bevor er ihn sah.
    Die Schritte klangen zögernd. Der Gang eines Mannes, der nicht vertraut war mit dem Gewirr der Tunnel. Dieses Echo hatte er schon häufig gehört: das Klick-Klack langsamer werdender Absätze, das sich wieder beschleunigte, je nachdem, wie das Zutrauen kam und ging. Das Scharren der Ledersohlen auf dem Beton, wenn ihr Träger sich dreht und wendet, um die Richtung zu überprüfen, oder überlegt, welche er einschlagen möchte. Oder ob er überhaupt weiterlaufen soll …
    Als er schließlich den Mann um die Ecke biegen sah, stand Spike auf. Er lehnte sich gegen die Mauer und wartete. Versuchte, unbeteiligt zu wirken, während sich der Abstand zwischen ihnen verringerte, während der Mann durch Pfützen und noch tiefere Schatten näher kam.
    »Bin ich hier richtig?«, fragte er. Da war er noch immer mindestens zehn Meter entfernt.
    Die Angst hätte ihm ohnehin jede Stimmkraft geraubt, aber da Geräusche sich im Untergrund wie von selbst verbreiteten, brauchte Spike seine Stimme nicht über ein Flüstern zu erheben. »Hängt davon ab«, sagte er, »ob Sie die Taschen voll Kohle haben …«
    Als der Mann stehen blieb, war er drei oder vier Armlängen von Spike entfernt. Er sah sich rasch um. Sondierte seine

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