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Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes

Titel: Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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am Samstagnachmittag alles hochging, hab ich mir gedacht, das kann noch warten.« Er deutete auf das Blatt. »So sind sie damit durchgekommen. Erinnern Sie sich, wie wir darüber sprachen, was sie wohl mit den Leichen der toten irakischen Soldaten gemacht haben? Als wir nach Taunton fuhren, erzählten sie uns von diesen Kriegstagebüchern, und damals fand ich, es war die Mühe nicht wert, sich darum zu kümmern, weil unsere Jungs ohnehin nur erwähnt wurden, wenn sie verwundet oder belobigt worden waren …«
    Thorne begriff, worauf er hinauswollte. »Sie verscheißern mich …«
    »Ich habe es gerade noch mal gegengecheckt.«
    Thorne las laut vor. »Rufzeichen 40 von B-Trupp, Befehl Corporal Ian Hadingham, Kampfberührung mit Feindpanzer. Feindpanzer zerstört, Besatzung, vier Mann, tot …«
    »Die irakische Panzercrew ergab sich«, sagte Holland, »oder wurde gefangen genommen oder was auch immer. Dann, als sie sie erschossen hatten, steckten Eales und die anderen die Leichen einfach wieder in den Panzer und jagten ihn in die Luft. Ob das nun ans Licht kam oder nicht …«
    »Sie wurden belobigt ?« Thorne sah aus, als sei er den Tränen nahe. Aus welchen Gründen, blieb dahingestellt. Holland kramte erneut in seiner Aktentasche. »Noch etwas ist gerade reingekommen. Wir haben endlich die Abschrift von dem Labor in Kalifornien. Die Eierköpfe, die den Ton auf der Videokassette verstärkt haben.« Er reichte ihm den Packen und schloss die Aktentasche.
    Thorne nahm, was Holland ihm gab, ohne es sich richtig anzusehen, und legte es zu den anderen Unterlagen auf dem Schreibtisch. Er angelte sich den Drehstuhl, der hinter ihm stand, und nahm etwas linkisch darauf Platz. »Wieder ein paar offene Fragen geklärt. Läuft wohl alles in die richtige Richtung …«
    »Doch nichts davon bringt uns weiter, stimmt’s?«
    Das Schweigen, das sich in den nächsten Sekunden zwischen ihnen breit machte, war Antwort genug.
    »Und wie läuft’s in der Firma?«
    »Jeder reißt sich den Arsch auf«, sagte Holland. »War nicht anders zu erwarten, aber …«
    »Wir suchen im Nebel«, sagte Thorne.
    »Die Leute von der Intel Unit sitzen dran. Sie hoffen, in dem Papierberg eine Spur zu finden. Eine Adresse, wo Eales vielleicht unterschlüpft.«
    Thorne winkte ab. »Der ist längst über alle Berge.«
    Holland widersprach nicht. Er vermutete, dass die Verantwortlichen bereits entschieden hatten, die Überwachung in den Häfen und Flughäfen herunterzufahren.
    Tatsache war, dass Mackillops Tod und Eales’ Flucht die Ermittlung lahm gelegt hatten. Und jeder wusste es. Unter anderen Umständen hätte das dem Team zu Geschlossenheit und frischer Energie verholfen, aber nun war es eher ein Sargnagel als ein Ansporn. Obwohl sie versessener denn je darauf waren, Eales zu fassen, mussten sie der Tatsache ins Auge blicken, dass sie ihn, zumindest im Moment, wohl kaum finden würden. Trotz ihrer bisherigen Kenntnisse bestand ohne Eales kaum eine Chance, den Mann zu fassen, der über ein, zwei Jahre hinweg mindestens ein halbes Dutzend Morde finanziert hatte. Überstrapazierte Budgets waren immer ein entscheidender Faktor, so wie begrenzte Ressourcen oder Zeitmangel, aber sobald ein Team den Biss verloren hatte, wurde alles andere zweitrangig.
    »Was hat Brigstocke gesagt?«, fragte Holland. Er konnte es sich natürlich vorstellen und war sich nicht ganz sicher, ob er mit dieser Frage nicht eine Grenze überschritt. Aber er hatte richtig vermutet, Thorne hatte längst vergessen, wo diese Grenzen verliefen, oder aufgehört, sich darum zu scheren.
    »Er hat mir »offiziell« mitgeteilt, dass die Undercoverermittlung beendet ist. Dass ich nach Hause gehen und ein Bad nehmen soll …«
    Thorne versuchte offensichtlich, es herunterzuspielen, aber Holland war unsicher, ob er lächeln sollte. »Wann?«
    »Ich glaube, ich bleibe noch eine Nacht auf der Straße.«
    »Okay …«
    »Da sind ein paar Leute, von denen ich mich verabschieden möchte.«
    »Und dann?«
    »Dann ein ordentliches Curry, ein ordentliches Bett und wahrscheinlich eine tödlich beleidigte Katze …«
    »Das hab ich nicht gemeint«, sagte Holland.
    Thorne grinste. »Weiß ich doch.«
    Brigstocke hatte am Abend zuvor angerufen, als sich der Staub zu legen begann, den der Mord an Mackillop aufgewirbelt hatte. Er duldete keinen Widerspruch, was Thornes Rückkehr von der Straße anging, da gab es keinen Zweifel. Also verschwendete Thorne auch keine Zeit damit. Eales war verschwunden. Mit

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