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Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes

Titel: Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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wachte nicht mehr richtig auf.« Er schaltete den Lichtkasten aus, nahm das Röntgenbild ab und reichte es Thorne. »Das können Sie behalten, wenn es Ihnen hilft.«
    Thorne betrachtete die drei Aufnahmen von Raymond Garveys Gehirn und den Tumor, der darin herangewachsen war. Garvey hatte sieben Frauen auf brutale Weise umgebracht und war selbst eines friedlichen Todes gestorben, wenn auch vielleicht früher, als er sich das gewünscht hatte. Jetzt, drei Jahre später, war wieder jemand unterwegs und brachte Menschen um. Aber warum? In seinem Auftrag? In seinem Namen? Jemand hinterließ Teile ebendieses Bildes für die Polizei, und sie wussten immer noch nicht, wie dieses Bild in seinen Besitz gelangt war oder was ihn mit Raymond Garvey verband.
    »Wissen Sie, mit wem er gesprochen hat?«, fragte Thorne. »Wer diese Menschen waren, die ihm nahestanden?«
    Kambar überlegte und kaute dabei auf seinem Stift. »Da waren ein paar andere Häftlinge, denk ich. Auch welche, die im Hochsicherheitstrakt saßen.«
    »Ich nehme nicht an, dass Sie sich noch an Namen erinnern?«
    »Tut mir leid.«

    Thorne drehte sich um zu Holland. »Vielleicht sollten wir heute Nachmittag rüber nach Whitemoor fahren.«
    Holland grinste. »Haben Sie’s auf eine weitere Übernachtung abgesehen?«
    »Und der Sohn natürlich«, sagte Kambar.
    »Heute Abend geht’s nach Hause …« Thorne hielt inne. Er sah, wie Holland zu Kambar blickte, sah die Verwirrung in seinem Blick und drehte sich in seinem Stuhl herum. »Entschuldigen Sie, wer?«
    »Ja, wenn ich so darüber nachdenke, war es wahrscheinlich der Sohn, der Garveys Sachen bekam«, sagte Kambar. »Die MRT-Aufnahmen und so weiter, nach der Beerdigung.«
    »Garvey hatte keine Angehörigen«, sagte Thorne. »Bis auf einen älteren Onkel irgendwo, aber einen Sohn hatte er mit Sicherheit nicht.«
    Kambar verzog das Gesicht, als kämpfe er mit einer besonders kryptischen Kreuzworträtselfrage. »Also da war definitiv jemand, der behauptete, sein Sohn zu sein, und der mir das Leben in den Wochen nach Garveys Tod zur Hölle machte, mich mit Mails bombardierte und mich auf dem Anrufbeantworter wüst beschimpfte. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es dem Direktor von Whitemoor nicht anders erging. Er hat den armen Kerl eine halbe Ewigkeit drangsaliert.«
    »Wie hieß er?«
    »Anthony Garvey.«
    »›Anthony‹ war Ray Garveys zweiter Vorname«, sagte Thorne. »Klingt verdächtig, finde ich.« Er lehnte sich kopfschüttelnd zurück. »Nein … Das kann nicht sein.« Er sah zu Holland, der nur die Hände hob.
    »Also Garvey dachte, er sei sein Sohn«, sagte Kambar.
»Dieser Mann besuchte ihn über Jahre hinweg mehrmals die Woche. Er hatte auch Hunderte von Briefen von Garvey.«
    »Was meinten Sie damit, er habe Ihnen das Leben zur Hölle gemacht?«, fragte Holland. »Gab er Ihnen die Schuld, dass sein Vater gestorben ist?«
    »Das war es weniger«, sagte Kambar. »Obwohl er natürlich über die Folgen der Operation nicht glücklich war. Nein, er war der Meinung, der Prozess müsste neu aufgerollt werden …«
    Thorne setzte sich auf. »Was?«
    »Er wollte, dass ich zu Gunsten seines Vaters aussage.«
    »Warum, um Himmels willen, sollte man den Prozess neu aufrollen? Es bestand doch nie der geringste Zweifel an Garveys Schuld.«
    »Nicht daran, dass er die Morde begangen hat, gewiss.«
    »Ich kann Ihnen nicht ganz folgen.«
    »Anthony Garvey war überzeugt davon, dass im Fall eines neuen Prozesses die Verurteilung seines Vaters aufgehoben würde. Das diskutierten sie, seit Garveys Diagnose feststand.« Er tippte mit seinem Stift auf die MRT-Aufnahme, die auf Thornes Beinen lag. »Sie waren überzeugt davon, dass der Tumor zu einer Persönlichkeitsveränderung geführt hatte und dass er letztlich nicht er selbst gewesen war, als er diese Frauen umbrachte. Er wollte den Namen seines Vaters reinwaschen.«
    Thorne suchte den Blick Hollands, der wie verrückt mitschrieb. Der sah auf, zuckte die Achseln und wandte sich wieder seinem Notizblock zu. Diese Informationen mussten sich erst setzen. Die einzelnen Stränge verwirrten sich im selben Maße, wie er sie zu trennen suchte.
    »Sie haben noch immer nicht gesagt, worum es hier
geht«, meinte Kambar. »Raymond Garvey ist seit über drei Jahren tot.«
    Holland hörte auf zu schreiben. »Sie verstehen sicher, dass wir nicht in die Details gehen können.«
    »Natürlich.« Kambar wirkte verlegen und begann die Unterlagen auf seinem Schreibtisch zurechtzurücken.

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