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Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht

Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht

Titel: Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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geblieben war, seine eigene Ignoranz demonstrieren zu müssen.
    Während sie auf das Essen warteten, beobachtete Thorne einen alten Mann, der ganz in der Nähe einen großen Tintenfisch aus einem Bottich mit kochendem Wasser hervorholte. Er schnitt mit einer großen Schere Stücke davon ab, legte sie auf einen Holzteller neben wächsern wirkende Tomatenscheiben und beträufelte das Ganze mit Olivenöl, nachdem er es zuvor mit reichlich Salz und Paprika bestreut hatte.
    Pulpo a feira.
    Der Grund, weshalb das Boot auf dem Foto in Benalmádena gewesen war. Der entscheidende Hinweis, der ihnen dabei geholfen hatte, Alan Langford ausfindig zu machen. Falls sie ihn tatsächlich ausfindig gemacht hatten …
    Thorne nickte in Richtung des alten Mannes. »Können wir davon was probieren?«
    »Dazu gibt’s noch jede Menge Gelegenheiten, glauben Sie mir.« Fraser bemerkte, dass Thorne ihn beobachtete, als er sein zweites Bier austrank, und sagte: »Das ist nicht mal ein Drittel von einem Pint.« Er zwinkerte. »Außerdem muss man sich doch anpassen, oder? Muss authentisch wirken.«
    Thorne zuckte mit den Schultern und widmete sich wieder seinem Mineralwasser.
    »Denken Sie bloß nicht, das wäre hier keine Schufterei«, sagte Fraser. »Sie können mir glauben, ich wäre lieber in Tottenham.«
    »Genau.«
    »Ungelogen. Ich sage Ihnen, hier geht’s drunter und drüber.« Er tippte mit einem Finger auf das Fass und zählte eine vorhersehbare Liste von kriminellen Vereinigungen auf. »Wir haben die Albaner, die Russen, die Iren, die Briten … und die Einheimischen sind auch nicht gerade Waisenknaben. Waffenschmuggel, ein Lasterleben, wie man es sich kaum vorstellen kann, und Immobilienbetrug im Multi-Millionen-Pfund-Bereich in jedem Urlaubsort. Von den bewaffneten Räubern hier könnten die Burschen bei uns zu Hause noch das eine oder andere lernen, und von den Drogen brauche ich Ihnen ja nichts zu erzählen.«
    Er tat es nicht, fuhr aber trotzdem fort. Thorne bekam mehr oder weniger dieselbe Lektion zu hören, die er schon von Silcox und Mullenger erteilt bekommen hatte, doch er saß da und hörte höflich zu. Er war bereits zu dem Schluss gekommen, dass es sich bei der Rolle der »Unschuld im Ausland« um eine nützliche Tarnung handelte.
    Fraser deutete aufs Meer. »Afrika ist nur neunzig Meilen von der Küste entfernt und damit so nah, dass man fast hinüberschwimmen kann. Die meisten ertrinken, aber wir haben schon ein paar mit Schwimmwesten erwischt, die mit allem Möglichen vollgestopft waren.«
    »Großer Gott.«
    »Ich schwöre.«
    Thorne glaubte ihm aufs Wort. Er war sich darüber im Klaren, dass manche Leute vor nichts zurückschreckten, um an Drogengeld zu kommen, und er konnte nicht umhin, sich zu fragen, ob einige von denjenigen, die auf solche Weise ihr Leben riskierten, womöglich für Alan Langford arbeiteten. Ihm war bekannt, dass diejenigen, die in der Hierarchie weiter unten standen, ihre Kuriere und Dealer auf den Straßen britischer Städte rekrutierten: Kleinkriminelle, die in Nottingham oder Sheffield vor weniger exklusiven Nachtclubs Koks verkauften und die Gelegenheit, umsonst ein Flugticket zu bekommen und ein paar Monate in der Sonne verbringen zu können, beim Schopf packten. Die sich nicht darüber wundern würden, gefragt zu werden, ob sie gute Schwimmer seien.
    Das Essen kam, und sie fingen beide an, mit großem Appetit zu essen. Dünne, knusprige Shrimp-Tortillas und feurige Padrón-Peperoni. Frittierte Anchovis und riesige Venusmuscheln mit Zitrone und Salz.
    Etwa hundert Meter entfernt, an einer Straßenecke, sah Thorne ein Burger-King-Schild. Er schlürfte eine weitere Venusmuschel und nickte in die Richtung des Schildes. »Warum, zum Teufel, sollte irgendjemand dort hingehen wollen, wenn es das hier gibt?«
    »Um ehrlich zu sein, das einheimische Essen hängt einem irgendwann zum Hals raus«, sagte Fraser. »Manchmal sehnt man sich einfach nach einem ordentlichen Burger.«
    »Genau, nach einem anständigen Kebab zu Hause in Tottenham, zum Beispiel.«
    Fraser setzte seine Sonnenbrille ab und starrte ihn an. Er war sich offensichtlich nicht sicher, ob Thorne ihn auf den Arm nahm, und trotz des Lächelns, das schließlich auf Frasers Lippen erschien, sah Thorne, dass Nennen-Sie-mich-Pete – was auch immer er sonst sein mochte – ganz bestimmt kein Weichling war. Sobald er die Sonnenbrille wieder aufgesetzt hatte, sah Thorne weg, und Fraser folgte seinem Blick zum Strand, wo zwei Frauen oben

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