Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht
etwa nicht für eine Nervensäge gehalten, als sie ihm zum ersten Mal auf die Pelle gerückt war?
Vielleicht würde Fraser ihn ebenfalls überraschen.
Der Mann vom Organisierten Verbrechen beobachtete ihn, als er seine klebrigen Handflächen vor die Belüftungsdüsen hielt. »Das ist noch kühl , mein Freund«, sagte Fraser. »Sie sollten mal im August herkommen. Ich verspreche Ihnen, Sie würden schwitzen wie ein Vergewaltiger.«
Vielleicht auch nicht …
Auf der Straße, die vom Flughafen wegführte, staute sich der Verkehr. Alle paar hundert Meter verengten Baustellen die Fahrbahn. Der Mittelstreifen bestand aus einer anscheinend endlosen Reihe von Palmen, und während der ersten zwanzig Minuten schlängelte sich die Straße langsam durch dicht bebaute Vororte von Málaga, eingepfercht zwischen trostlosen Wohnblöcken und Einkaufszentren, Möbelhäusern, Baumärkten und Restaurants, wobei genauso viele englische Schilder zu sehen waren wie spanische.
Fraser nahm einen Anruf entgegen und teilte seinem Gesprächspartner in zunehmend affektiert klingendem Londoner Dialekt mit, dass Thorne neben ihm im Auto säße. Er sagte, sein Mitfahrer habe mit der Hitze zu kämpfen, und lachte über die Antwort, die er darauf bekam. Dann murmelte er seine Zustimmung zu ein paar Dingen und versprach, später zurückzurufen. Nachdem er aufgelegt hatte, schaltete er das Radio ein und suchte einen englischsprachigen Sender. Irgendein bei Radio Essex ausgemusterter Moderator kündigte stolz eine Sendung mit Nonstop-Hits aus den Achtzigern an.
Spandau Ballet wurde von Kajagoogoo abgelöst.
»Sie sollten sich wahrscheinlich ein oder zwei Tage Zeit nehmen, um sich einzugewöhnen.«
»Ich brauche keine ein oder zwei Tage«, erwiderte Thorne.
Fraser zuckte mit den Schultern. »Ich wollte damit nur sagen, dass Sie sich vielleicht erst mal ein bisschen akklimatisieren möchten. Heute steht sowieso nicht viel auf dem Programm.«
»Haben Sie noch was für mich, das ich lesen kann?«
»Oh, ja, das besprechen wir alles heute beim Abendessen. Aber Sie wissen ja, mit Geduld und Spucke und so weiter …«
»Bei Alan Langford ist weit mehr als das nötig«, sagte Thorne.
Fraser sah ihn an und legte einen Finger an die Lippen. » Wenn er derjenige ist, für den wir ihn halten, und Sie den Namen zu laut sagen, können wir gleich mit Zipfelmützen herumlaufen.«
Thorne nickte. Wie Brigstocke richtig vermutet hatte, ging die SOCA davon aus, dass es sich bei dem Mann, der seit geraumer Zeit beobachtet wurde, um Alan Langford handelte. Seit den Schüssen waren häppchenweise Informationen über ihn nach London gefaxt worden. Details über das neue Leben, das sich Langford in Spanien eingerichtet hatte. Über einige seiner netten neuen Freunde und weniger netten Geschäftspartner.
Sein neuer Name.
Der Verkehr hatte sich wieder entspannt, und obwohl sich in der Ferne Torremolino auftürmte, war die Aussicht auf die Küste – die eine Kurve nach Südwesten Richtung Gibraltar beschrieb – spektakulär. Links von ihnen glitzerte das Meer und brandete mit Wellen, die weitaus größer waren, als Thorne erwartet hatte, auf die Strände.
»Schön, nicht wahr?«, fragte Fraser.
»Sieht zumindest schön aus«, entgegnete Thorne.
Fünf Minuten später ordnete sich Fraser auf die rechte Spur ein, und Thorne sah das Schild der Ausfahrt.
Benalmádena.
»Wo die Fotos gemacht wurden«, sagte Thorne.
Fraser nickte und sagte: »Scheint mir zum Mittagessen ebenso gut geeignet zu sein wie jeder andere Ort. Haben Sie Hunger?«
Thorne war es leichtgefallen, der Verlockung des easyJet-Catering an Bord zu widerstehen. Doch selbst wenn ihn im Flugzeug irgendetwas angesprochen hätte, wäre es für ihn nicht zu rechtfertigen gewesen, für eine Tasse Kaffee und ein Sandwich seine Spesen für zwei Wochen zu verbraten.
»Ich könnte schon was essen«, erwiderte er.
Sie entschieden sich für ein kleines, unmittelbar am Strand zwischen mehreren Geschäften und Bars gelegenes Restaurant, in dem Gäste an großen umgedrehten Fässern standen und sich Tapas teilten. Fraser sagte Thorne, dass er den Gastgeber spielen werde, und nachdem er ein kleines Bier hinuntergekippt und ein zweites geordert hatte, bestellte er für sie beide in fließendem Spanisch das Essen. Thorne ließ ihn machen. Zum einen hatte er nichts dagegen – zumindest vorerst nicht –, den Agenten seine Spielchen spielen zu lassen, zum anderen war er ein wenig erleichtert, dass es ihm erspart
Weitere Kostenlose Bücher