Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht
war Jack«, sagte Alison.
Holland und Kitson nickten; die Rechnung war ziemlich einfach. Chris Talbots Sohn.
»Verdammte Computerspiele«, schimpfte Hobbs.
Es herrschte betretenes Schweigen, bis Alison aufstand, »oh« sagte, als habe sie sich soeben an etwas erinnert, und einen Karton holte, den Holland beim Betreten des Hauses am Fuß der Treppe hatte stehen sehen.
»Das habe ich vom Speicher geholt«, sagte sie. »Da sind ein paar von Chris’ Sachen drin. Ich dachte mir, die helfen Ihnen vielleicht weiter.« Sie stellte den Karton vor Holland auf den Teppich, und er beugte sich hinunter, um einen Blick darauf zu werfen. »Es sind ein paar Fotos drin und verschiedene andere Sachen. Nicht besonders viel. Wenn man bedenkt …«
»Das ist toll«, sagte Kitson. »Danke.«
Holland hob die Klappen des Kartons an und gab sich Mühe, seine Frage möglichst beiläufig klingen zu lassen. »Sie wissen nicht zufällig, ob Chris eine Blinddarmoperation hatte?«, sagte er.
Alison wirkte überrascht, dann nickte sie langsam. »Ich glaube schon. Ich meine, er hatte eine Narbe, aber Sie sollten wahrscheinlich bei Chris’ Mum nachfragen. Ich kann Ihnen ihre Nummer geben, aber wir haben mittlerweile nicht mehr viel miteinander zu tun.« Sie zuckte mit den Schultern, zwang sich zu einem Lächeln. »Sie war nicht gerade begeistert, als Stuart und ich geheiratet haben.«
Kitson sagte: »Das ist schwierig.«
Alison drückte die Hand ihres Mannes.
»Hatte er irgendwann eine Operation, bei der ihm Stifte ins Bein eingesetzt wurden?«, erkundigte sich Holland.
»Ja, Chris hat sich beim Rugbyspielen das Bein zertrümmert, der Idiot.« Alison lächelte. »Er war ziemlich gut. Hat ein paar Mal für die Auswahl der Metropolitan Police gespielt.«
Holland nickte beeindruckt. Er griff nach unten und fing an, in dem Karton zu wühlen, konnte es sich aber nicht verkneifen, Stuart Hobbs einen Blick zuzuwerfen.
»Ich spiele Fußball«, sagte Hobbs.
Holland blickte zu Alison auf und sah, ihr war bewusst, dass sie Chris Talbot gefunden hatten. Er hatte keine Ahnung, was sie noch für den Mann empfand, mit dem sie einst verheiratet gewesen war und von dem sie jetzt wusste, dass er tot war, doch die Woge von Mitgefühl, die ihn überkam, hatte nicht nur etwas mit ihrem Verlust zu tun. Er sah, dass die Frau einfach nicht wusste, wie sie reagieren sollte, da sie zehn Jahre später als Ehefrau und Witwe neben ihrem neuen Ehemann mit dem festen Händedruck saß.
Alison lachte leise, erinnerte sich. »Er hatte jede Menge Probleme mit Röntgengeräten an Flughäfen …«
»Heutzutage wäre das noch viel schlimmer«, sagte Hobbs.
Holland nahm das gerahmte Foto einer Rugbymannschaft aus dem Karton. Er suchte unten nach Chris Talbots Namen und fand ihn in der Mitte der zweiten Reihe. Er hatte die Arme weit oben vor der Brust verschränkt, und seine Ohren standen ab. Holland konnte keine große Ähnlichkeit mit dem Jungen feststellen, den er ein paar Minuten zuvor gesehen hatte.
Kitson sagte irgendetwas über Jack und DNA , doch Holland hörte ihr nicht mehr zu.
Er starrte auf das Foto.
Das übernächste Gesicht neben Chris Talbot war ein Gesicht, das Holland wiedererkannte.
Zehn Minuten später gingen er und Kitson zurück zum Auto.
»Wir müssen Thorne benachrichtigen«, sagte Kitson.
Holland hob die Hand. Er hatte bereits sein Handy hervorgeholt und lauschte einer Nachricht. »Sonia Murray«, sagte er. »Ich soll sie dringend zurückrufen.« Er schüttelte den Kopf, da er den Namen nicht einordnen konnte.
»Ich habe ihren Namen irgendwo gelesen«, sagte Kitson.
Dann erinnerte sich Holland an eine attraktive Schwarze und an das Trommelfeuer von Schimpfwörtern.
Sonia Murray war die Polizei-Kontaktbeamtin im Gefängnis von Wakefield.
Zweiundvierzigstes Kapitel
Thornes Laune war schon schlecht gewesen, bevor er den Anruf von Fraser bekam …
Es war ihm gelungen, eine Ausgabe der Daily Mail vom Vortag zu ergattern, und nachdem er seine Wut hinuntergeschluckt hatte – er hatte nur nach einem Bericht über das Spiel zwischen den Spurs und Villa gesucht –, hatte er die Zeitung mit in ein Café genommen, um sie beim Frühstück zu lesen. Der Spielbericht war kurz und wenig informativ gewesen, was vermutlich daran lag, dass es keine Gelegenheit für Kommentare über illegale Einwanderer oder Sozialschmarotzer gab, doch beim Durchblättern der Zeitung war Thorne auf einen doppelseitigen Artikel gestoßen, den Adam Chambers’ Freundin
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