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Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht

Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht

Titel: Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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zusammengerolltem Papier.
    »Langford hat es selber getan«, sagte Thorne.
    »Wie bitte?«
    »Er hat sie getötet.«
    »Niemals«, widersprach Fraser. »Sie haben doch selbst gesagt, dass er sich nicht die Finger schmutzig macht.«
    »Schmutzig« war das richtige Wort, um den Schauplatz auf der Straße zu beschreiben, siebzehn Stockwerke weiter unten. Als Thorne sich dort eingefunden hatte, war der Bereich bereits abgesperrt worden und von der Öffentlichkeit nicht mehr einzusehen gewesen, doch die Aufräumarbeiten waren längst noch nicht abgeschlossen. Sie konnten von Glück reden, wenn von Candela Bernal genug für eine Obduktion übrig war.
    »Er ist verunsichert«, sagte Thorne. »Seine Freundin legt ihn rein, und das nimmt er persönlich. Nachdem bereits die Sache mit mir in die Hose gegangen ist, ist er so in Fahrt, dass er es diesmal selber in die Hand nimmt.«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen.«
    Thorne zog Fraser zu dem kleinen Tisch und deutete darauf. »Er hat mit ihr was getrunken, okay? Oder sich selber ein Bier geholt und sich hingesetzt, nachdem er sie umgebracht hat.«
    »Mein Gott …«
    Thorne erinnerte sich an das Entsetzen im Gesicht der jungen Frau, als sie sie zur Rede gestellt hatten, und an das, was sie über Polizisten und Kriminelle gesagt hatte. Wie schwierig es sei, die einen von den anderen zu unterscheiden. Letzten Endes hatte sie kaum eine Wahl gehabt, aber sie hatte sich trotzdem für die falsche Seite entschieden. »Sorgen Sie dafür, dass von dieser Flasche Fingerabdrücke abgenommen werden«, sagte er. »Und vergleichen Sie sie mit den Abdrücken auf dem Glas, das Candela uns besorgt hat.«
    »Spielt doch keine Rolle, wenn hier ohnehin alles voll ist mit seinen Fingerabdrücken«, sagte Fraser. »Das ist schließlich die Wohnung seiner Freundin.«
    »Aber er war nie hier, erinnern Sie sich?«
    »Ja, aber die einzige Person, die das bestätigen kann, ist die junge Frau, und die ist jetzt eine Bodenpizza, also was soll’s?«
    Auf dem Balkon ertönte plötzlich Gelächter.
    »Die Spanier sind in dieser Richtung noch krasser drauf als wir«, sagte Fraser. »Sie sollten mal ihre Witze hören.«
    »Kümmern Sie sich einfach um die Fingerabdrücke.« Thorne drehte sich um und öffnete den Reißverschluss seines Overalls, während er zügig zur Tür ging.
    »Wo wollen Sie hin?«, fragte Fraser, der wieder zwei Schritte hinter ihm war.
    »Ich mache noch ein bisschen Sightseeing«, erwiderte Thorne.
    Die Villa befand sich am Rand eines der zahllosen Golf-Resorts, die am Fuß der Sierra Blanca gebaut worden waren, und sie war exklusiver als die meisten anderen. Vom höchsten Punkt einer kurvenreichen Straße aus sah Thorne keine unmittelbar angrenzenden Anwesen, und obwohl er dem Zaun nicht länger gefolgt war, nahm er an, dass das Grundstück ziemlich groß war. Groß genug, um darauf herumzuspazieren und sich wohl in seiner Haut zu fühlen.
    Wie schwierig das ansonsten auch sein mochte.
    Am Ende der Zufahrt befand sich ein stabiles Metalltor, und soweit Thorne sich an die Luftaufnahmen erinnern konnte, die Samarez ihm gezeigt hatte, war das Haus ungefähr vierhundert Meter vom Tor entfernt. Thorne entdeckte keine Überwachungskameras, aber es war ihm ohnehin ziemlich egal, ob er gesehen wurde.
    Er klingelte und wartete. Klingelte noch einmal, trat dann zurück und ging ein paar Meter am Zaun entlang. Dicht gepflanzte Tannen versperrten die Sicht, deshalb kehrte er zum Tor zurück und wischte sich mit den Handballen den Schweiß aus den Augen. Er drückte noch einmal auf den Klingelknopf, dann beugte er sich zur Sprechanlage hinunter, die in einem Betonpfeiler installiert war. Er hatte keine Ahnung, ob ihm jemand zuhörte.
    »Sie haben noch einen Fehler gemacht, Alan«, sagte er. Abgesehen von dem Summen der Stromleitungen über ihm und dem Zirpen von Zikaden war nichts zu hören. »Ihren letzten …«
    Er drehte sich um, als er das Geräusch eines sich nähernden Fahrzeugs hörte, und sah einen weißen VW Golf um eine scharfe Kurve kommen, die zur Villa führte. Der Wagen wurde langsamer, als der Fahrer ihn entdeckte, dann blieb er ganz stehen. Thorne ging vorsichtig ein paar Schritte auf das Auto zu und erkannte den Mann, der ihn an seinen ersten beiden Abenden in Mijas beobachtet hatte. Den Mann, der vielleicht, vielleicht aber auch nicht, für Alan Langford arbeitete.
    Thorne und der Fahrer sahen sich etwa zehn Sekunden lang in die Augen, bevor Thorne schnell auf den Wagen zuging.

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