Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht
quer über sein Kinn lief.
»Denken Sie daran, ich merke, wenn Sie mich verscheißern«, sagte sie.
»Das war eine Frau mit einem Messer, vor ein paar Jahren«, erwiderte Thorne. »Oder ein Mann mit einem Siegelring, der mir eine verpasst hat, als ich seinen Bruder verhaften wollte. Oder ich bin mit fünf gegen einen Couchtisch gelaufen.«
Sie kniff die Augen zusammen. »Messer«, sagte sie. »Ich habe recht, stimmt’s?«
»Ihre Chancen standen eins zu zwei.«
»Ich sollte Ihnen auch sagen, dass mich das zu einer sehr guten Lügnerin macht.« Sie lehnte sich zurück, verschränkte die Arme. »Und zu einer klasse Pokerspielerin.«
»Ist das Ihr Ernst?«
»Das hat mich davor bewahrt, hinter irgendeiner Bar arbeiten zu müssen, während ich studiert habe.«
Thorne nickte, war aufrichtig beeindruckt. Sie war ohne Frage naiv und eine Quasselstrippe.
Aber sie überraschte ihn immer wieder aufs Neue.
Der Gesichtsausdruck, mit dem Kate die Tür öffnete, vermittelte Thorne den Eindruck, dass sie wusste – oder zumindest ahnte –, weshalb er und Anna gekommen waren. Auf jeden Fall wirkte sie nicht allzu geschockt, als er ihr es sagte.
Sie standen zu dritt im Wohnzimmer, und bei jedem von ihnen machte sich Anspannung breit, als von der Treppe Schritte zu hören waren. Donna kam mit einem Handtuch herein, mit dem sie sich die Haare abtrocknete. Niemand hatte sich die Mühe gemacht, sich zu setzen.
»Was ist?«, fragte sie.
Thorne ging für Donna noch einmal alles durch. Dann wandte er sich wieder an ihre Freundin. »Julian Munro hat Ihre Tätowierung gesehen, Kate«, sagte er. »Nicht im Detail, aber der Name hätte ihm vermutlich sowieso nichts gesagt.«
»Uns hat seine Beschreibung allerdings schon etwas gesagt«, fügte Anna hinzu.
Kates Hand bewegte sich zu ihrem Hals, zu den kunstvollen Buchstaben, die sich unter dem Kragen ihrer Bluse kräuselten. Sie nickte. »An diesem Tag war es brütend heiß«, sagte sie. »Ich erinnere mich, dass wir beide schwitzend in diesem Café saßen und dass ich so ein bescheuertes ärmelloses Oberteil anhatte …«
Donna stand einfach nur da, das Handtuch in der Faust, und wurde immer wütender, bis es aussah, als würde sie es jeden Moment benutzen, um die Frau, die sie liebte, zu erdrosseln. »Du hast Ellie gesehen? Warum, zum Teufel, hast du mir nichts davon erzählt? Wie bist du darauf gekommen, dass dich das was angeht?« Sie schrie, spuckte zornig eine Frage nach der anderen aus, während Kate den Blick abwandte und verzweifelt versuchte, etwas einzuwerfen. » Warum hast du dich mit ihr getroffen? Verdammt, warum erfahre ich das erst jetzt ?«
»Entschuldige.«
»Der ganze Müll neulich, als du Stein und Bein geschworen hast, dass du auf meiner Seite wärst. Ich hatte recht, stimmt’s? Dass du eifersüchtig bist. Wolltest du sie abwimmeln?«
»Nein …«
»Hast du ihr etwa gesagt, dass ich sie nicht sehen will?«
»Meine Güte, nein . Warum hätte ich das tun sollen?«
»Woher soll ich das wissen, verdammt? Weil du krank im Kopf bist, vielleicht?«
»Sie sollten versuchen, sich zu beruhigen«, sagte Thorne.
Donna fuhr herum. »Sie können mich auch mal. Ich sehe doch, wie sehr Ihnen das gefällt.«
»Seien Sie nicht albern.«
Donna drehte sich zu Anna und deutete auf Thorne. »Er geilt sich daran auf, sehen Sie ihn sich an.«
»Warum haben Sie sich mit Ellie getroffen, Kate?«, fragte Thorne.
Kate wich zurück, bis ihre Waden das Sofa berührten, dann ließ sie sich auf die Polster fallen. »Das war dumm von mir«, sagte sie. »Das war mir bewusst. Aber mir war auch bewusst, wie sehr du dich darauf gefreut hast, sie zu sehen. Als ich entlassen wurde, wollte ich einfach nur … ich weiß nicht, den Weg ebnen oder so. Wollte sehen, ob ich helfen kann.«
»Was hat sie denn gesagt?«, fragte Anna.
»Was, zum Teufel, hast du gesagt?« Donna ging zu Kate und baute sich vor ihr auf; starrte auf sie hinunter, verlangte Antworten. »Was hast du zu meiner Tochter gesagt? ›Du kennst mich nicht, aber ich habe die letzten paar Jahre im Knast mit deiner Mutter gevögelt‹?«
»Ich habe ihr gesagt, dass ich eine Freundin von dir bin.«
»Eine Scheißfreundin bist du.«
Kate blickte zu Thorne auf. »Es ist nicht besonders gut gelaufen, okay? Wie ich schon gesagt habe, es war dumm von mir, und ich weiß wirklich nicht, was ich mir erwartet hatte.«
»Sie haben sich also nicht gut miteinander verstanden?«, fragte er.
»Ich glaube, ich bin ihr einfach auf die
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