Tommy King - der Playboy
wenn sie sich später am Vormittag treffen würden. Vergangene Nacht hatte er ihr Vertrauen gewonnen. Mehr als nur ihr Vertrauen. Sie hatten sich Stunden geliebt. Es musste ihr mehr bedeutet haben als nur eine Nacht voller Sex.
Es wurde elf Uhr. Der Termin mit Christabel kam und verstrich. Die Fotos lagen ausgebreitet auf Jareds Schreibtisch, aber die Minuten tickten vorbei, ohne dass Christabel auftauchte. Jareds Anspannung wuchs, und seine ursprünglichen Zweifel kehrten wieder.
Er dachte daran, wie er gestern Abend mit Christabel auf die Freiheit angestoßen hatte. “Für diese eine Nacht”, hatte sie geantwortet.
Eine Nacht. Er war sich so sicher gewesen, mehr daraus machen zu können. Irgendwie musste er es immer noch schaffen!
Ein Klopfen an der Tür ließ ihn erfreut zusammenzucken. Sie war doch gekommen. Etwas spät, aber …
Seine Mutter betrat das Büro. Jared lehnte sich enttäuscht zurück.
“Wie war die Reise?”, fragte Elizabeth King.
Er riss sich zusammen. “Großartig!” Dann fiel ihm ein, dass seine Mutter das Wochenende bei den Connellys verbracht hatte, um die Hochzeit zwischen Samantha Connelly und seinem Bruder Tommy zu planen. In dem Fall hatte die wahre Liebe am Ende doch gewonnen. Nicht ohne Neid fragte er: “Habt ihr die Hochzeit unter Dach und Fach?”
“Sie haben sich jetzt entschieden, sie in Kununurra auszurichten.” Elizabeth trat an den Schreibtisch ihres jüngsten Sohnes. “Sind das Fotos von Christabels Entwürfen?”
“Ja. Sie sind bei den Händlern in Hongkong ganz groß eingeschlagen.”
Elizabeth blätterte die Fotos durch. “Sie sehen fantastisch aus. Du hattest recht, was ihr Talent betrifft, Jared.” Sie blickte auf und sah ihn forschend an. “Wird sie weitere Aufträge für uns annehmen?”
Er lächelte spöttisch. “Wer kann das bei Christabel schon sagen?”
“Sie fällt in deinen Aufgabenbereich, Jared.”
Er zuckte die Schultern. “Ich hatte vor, heute Vormittag einen neuen Vertrag mit ihr auszuhandeln. Sie ist nicht gekommen … noch nicht.”
“Und wenn sie gar nicht kommt?”
“Ich habe kein Recht, über ihre Zeit zu bestimmen, das weißt du. Die Wahl liegt allein bei ihr.”
“Es hat sich also nichts geändert?”
Das war natürlich eine dezente Andeutung auf die vergangene Nacht. Seine Mutter war sicher schon zu Hause gewesen und hatte sich umgezogen, bevor sie ins Büro gekommen war. Und Vikki hatte ihr sicher alles brühwarm erzählt.
“In dieser Hinsicht nicht”, antwortete Jared bewusst ausweichend.
Elizabeth blinzelte ärgerlich, wahrte jedoch wie stets äußerlich die Fassung. Jared wusste, dass ihr die Situation mit Christabel Valdez gar nicht gefiel. Zu viele unbekannte Faktoren verursachten ihr Unbehagen, und Jared konnte das sogar verstehen. Aber das würde ihn nicht aufhalten. Manche Dinge ließen sich nicht aufhalten.
Seine Mutter lächelte plötzlich. “Nun ja, eigentlich wollte ich dir nur schnell hallo sagen. Ich muss jetzt gehen und meine Post durchsehen. Wir können deine Hongkong-Geschäfte ja nach dem Mittagessen besprechen.”
“Gut”, stimmte Jared zu.
Ein taktvoller Rückzug … falls Christabel ja an diesem Vormittag doch noch auftauchen sollte. Obwohl es inzwischen schon zwanzig vor zwölf und die Aussicht darauf höchst unwahrscheinlich war.
Jared blickte seiner Mutter nach, als sie sein Büro verließ. Sie bewegte sich immer noch mit Würde und Anmut. In den Kimberleys galt sie überall als “die große Lady” – Elizabeth Picard-King, die Herrin von “King’s Eden” und “Picard Pearls” in Broome. Sie war inzwischen zweiundsechzig, aber der einzige Tribut an dieses Alter war ihr weißes Haar, das in elegantem Schnitt ihr immer noch schönes, fast faltenloses Gesicht umrahmte – ein Gesicht, das von dunklen Augen dominiert wurde, deren Blick Entschlusskraft und Charakterstärke verriet.
Er liebte und bewunderte seine Mutter. Mochte sein Vater den Haupteinfluss auf das Leben seiner beiden älteren Brüder gehabt haben – auf jeden Fall auf Nathans, der der Älteste war, aber vielleicht auch auf Tommys. Lachlan King war schon zu seinen Lebzeiten eine Legende gewesen wie alle Kings vor ihm, die die große Rinderfarm “King’s Eden” geführt hatten. Jared hatte seinen Vater geliebt und respektiert, aber er hatte nie den Wunsch verspürt, in seine Fußstapfen zu treten. Ob es daran gelegen hatte, dass er der jüngste der drei Söhne gewesen war, oder daran, dass er sich von jeher mehr
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