Tommy King - der Playboy
Jared nicht ewig hinhalten, wie sie es seit Sonntagnacht getan hatte. So oder so musste sie sich entscheiden und handeln. Nach dem, was sie und Jared miteinander geteilt hatten, war es nicht fair, einem Treffen mit ihm noch länger auszuweichen oder gar, ihn wieder auf Distanz zu halten, wie sie es zuvor getan hatte.
Die Nacht mit ihm bereute sie nicht. Niemals!, dachte sie leidenschaftlich. Es war die schönste Nacht ihres Lebens gewesen, und sie würde von der Erinnerung noch lange zehren. Aber es war so schwer, das alles hinter sich zu lassen. Sie wollte nicht von bloßen Erinnerungen leben, sondern das fortführen, was sie mit Jared begonnen hatte.
Würde sie das Schicksal versuchen, wenn sie hierbliebe, um einfach nur die Frau zu sein, die Jared King liebte? War es möglich, dass sie und Alicia hier ein ganz normales Leben führen konnten, unbeeinträchtigt von einem Erbe, das alles verzerrte? Wenn sie vorsichtig genug war … Immerhin hatte man sie bislang hier im Outback nicht aufgespürt. Konnte sie das Risiko eingehen?
Sie sehnte sich danach, noch länger bei Jared bleiben zu können. Er hatte ihr eine ganz neue Welt der Zärtlichkeit und Sinnlichkeit eröffnet. Wenn sie nur gemeinsam einen Stück des Weges weitergehen könnten … Vielleicht würden sich dann die Antworten auf ihre Probleme mit der Zeit von selber finden und die Last auf ihren Schultern geringer werden.
Das Rauschen von Flügeln lenkte ihre Aufmerksamkeit auf einen Vogelschwarm, der gerade hinter ihr zum Himmel aufflog. War es ein gutes Omen? Doch ihr Herz setzte für einen Schlag aus, als sie bemerkte, was die Vögel aufgeschreckt hatte. Ein Mann kam mit schnellen Schritten zielstrebig auf die Schulklasse zu. Der Mann, den sie zuletzt nackt gesehen hatte: Jared King.
Wie es aussah, wollte er ihre Entscheidung nicht abwarten, sondern er war gekommen, um sie, Christabel, für sich zu fordern.
Christabel stand wie angewurzelt da und spürte wider alle Vernunft erregende Freude in sich aufsteigen. Jared sollte nicht hier sein … aber er war es, und selbst über die Entfernung strahlte er eine unwiderstehliche Kraft und Energie aus, die sie gefangen hielt. Christabel blickte ihm gebannt entgegen.
Er trug seine Geschäftskleidung – ein Sporthemd, Shorts, Strümpfe und Schnürschuhe –, kam also direkt aus dem Büro, und seine grimmig entschlossene Miene verriet, dass er sich nicht abweisen lassen würde. Doch plötzlich wurde Christabel von Panik gepackt. Sie hatte sich eine Nacht mit Jared gestohlen. Konnte sie wirklich ernsthaft damit rechnen, sich weitere Zeit mit ihm stehlen zu können, ohne nicht schließlich eine schreckliche Strafe für sie beide heraufzubeschwören?
“Christabel …”
Jared war bei ihr angelangt und winkte sie energisch von der Gruppe mit Kindern weg. Sein Ton und sein Blick duldeten keinen Widerspruch. Christabel folgte ihm außer Hörweite der Klasse und versuchte, sich gegen das zu wappnen, was er ihr sagen würde. Doch was er dann sagte, kam so unerwartet, dass der Schock nicht größer hätte sein können.
“Was sagen dir die Namen Santiso, Vogel und Wissmann?”
Ihr stockte der Atem. Sie waren also gekommen. Zu lange hatte sie sich hier in Broome in Sicherheit gewiegt, und jetzt hatten sie sie gefunden. “Alicia …”, flüsterte sie und blickte sich instinktiv suchend nach ihrer Tochter um.
Jared legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter. “Sie ist dort bei ihrer Lehrerin. Keiner der Männer, von denen ich gesprochen habe, weiß, wo ihr seid. Sie glauben, Alicia sei in der Schule und du seist mit mir auf der Perlenfarm. Ich habe dir etwas Zeit erkauft, wenn es das ist, was du willst.”
Sie sah ihn benommen an. “Wo sind sie jetzt?”, fragte sie heiser.
“Als ich zuletzt von ihnen hörte, waren sie im Büro meiner Mutter bei ‘Picard Pearls’. Ich war gerade auf dem Weg zur Perlenfarm, als meine Mutter mich anrief, und habe ihr gesagt, ich würde dich dort treffen.”
“Warum hast du dich zwischen mich und sie gestellt?”, rief Christabel angstvoll aus. Das war das Letzte, was sie wollte, dass Jared die Aufmerksamkeit eines Mannes wie Rafael Santiso auf sich lenkte! Gerade das hatte sie ja davon abgehalten … Jetzt war es zu spät. Verzweifelt versuchte sie, ihm die Lage zu erklären. “Du verstehst nicht …”
“Ich weiß, dass du Angst vor diesen Männern hast”, unterbrach er sie energisch. “Du bist vor ihnen davongelaufen, Christabel. Ich weiß zwar nicht, wie
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