Tommy King - der Playboy
werden?
Elizabeth führte ihn die Stufen der Veranda empor und stellte ihn zunächst Nathan und Miranda vor. Der Argentinier war nicht so groß und breitschultrig wie Nathan – eher elegant und schlank wie Jared –, aber er wirkte nicht im Mindesten eingeschüchtert von Elizabeths ältestem Sohn, und Miranda begrüßte er mit einem bewundernden Lächeln, als wäre der Anlass seines Besuchs rein geselliger Natur.
Jared begutachtete er mit schärferem Blick, bevor er Christabel zufrieden zunickte. “Christabel, es freut mich, Sie so wohl zu sehen.”
Beim Klang seiner kultivierten Stimme jagte ihr ein Schauder über den Rücken. Schweigend und voller Verachtung sah sie ihn an.
Er zog spöttisch die Brauen hoch. “Alicia ist nicht hier bei Ihnen?”
“Nein, das ist sie nicht!”, stieß sie wütend hervor und machte dieser höflichen Farce ein Ende. “Sie ist außer Ihrer Reichweite, Rafael.”
“Wie ich sehe, ist es zu spät, das Thema ‘Vertrauen’ anzusprechen”, erwiderte er ironisch lächelnd.
“Viel zu spät”, bekräftigte Jared provozierend.
Der kurze Wortwechsel wurde unterbrochen, weil Elizabeth nun Hans Vogel und Pieter Wissmann vorstellte. Dann bat Nathan alle ins Haus.
Jared hielt Christabel einen Moment zurück und sah sie eindringlich an. “Ich weiß, dass du besorgt bist, aber ich weiß auch, dass du das Herz einer Tigerin hast. Zusammen können wir alles schaffen”, sagte er überzeugt.
Das Herz einer Tigerin? Hatte er recht? Im Nebel ihrer Ängste formte sich plötzlich ein Gedanke: Wenn je der rechte Zeitpunkt gekommen war, die Krallen zu zeigen und sich die Freiheit zu erkämpfen, dann jetzt! “Ich werde kämpfen, Jared”, versprach sie ihm, und seine dunklen Augen leuchteten zufrieden auf.
Das große Speisezimmer diente als Konferenzraum für dieses alles entscheidende Treffen. Als Christabel und Jared eintraten, hatten Santiso, Vogel und Wissmann bereits an der gegenüberliegenden langen Seite des großen Mahagonitisches Platz genommen und die Papiere aus ihren schwarzen Aktenkoffern vor sich gestapelt. Nathan saß am Kopf des Tisches mit Miranda zu seiner Linken, Elizabeth am Fuß mit Tommy zu ihrer Rechten. Zwei leere Stühle zwischen Tommy und Miranda warteten darauf, dass Christabel und Jared direkt gegenüber von Santiso Platz nehmen würden.
Jared wies Christabel den Platz zwischen ihm und Tommy zu. Ihr Stolz veranlasste Christabel, dem Blick des Argentiniers nicht auszuweichen, und als Jared demonstrativ ihre Hand nahm, fühlte sie neue Zuversicht. Sie würde ihr Leben nicht von dem Treuhänder des Kruger-Kartells bestimmen lassen. Sie gehörte zu Jared.
“Welche Angelegenheit führt Sie zu uns, Rafael?”, eröffnete Jared die Runde und machte so von Anfang an deutlich, dass Christabel nicht allein dastand.
“Viele ernsthafte Erwägungen”, antwortete Rafael. “Zunächst einmal möchte ich zum Ausdruck bringen, wie sehr es mich freut, auf diese Weise die Familie King fast vollständig kennenzulernen.” Sein Blick schweifte zufrieden in die Runde und verweilte schließlich auf Tommy. “Ich nehme an, Ihre Verlobte Samantha Connelly hat Alicia in ihrer Obhut?”
“Ja, allerdings. Alicia ist bei ihr bestens aufgehoben”, erwiderte Tommy, anscheinend unbeeindruckt davon, wie gut der Argentinier informiert war.
“Alicia weiß nichts von ihrem Erbe, und Christabel möchte das so belassen”, sagte Jared und lenkte damit Rafaels Aufmerksamkeit wieder bewusst auf sich.
“Das wird auf lange Sicht unmöglich sein”, entgegnete der sofort.
“Es ist unser Ziel, sie so lange wie möglich frei davon zu halten”, beharrte Jared.
Christabel wartete gespannt auf die Reaktion des Treuhänders. Was immer wer auch vorbringen würde, es würde vernünftig klingen. In all ihren Verhandlungen mit ihm war er ihr nie unvernünftig begegnet, weshalb es so unmöglich war, gegen ihn anzukämpfen. Seine Argumentation war stets lückenlos und unangreifbar.
“Ein interessanter Vorschlag”, sagte er schließlich in wie erwartet vernünftigem, ja verständnisvollem Ton. “Ein Grund für meine Anwesenheit hier ist, dass ich mich vergewissern möchte, ob Sie in der Lage sind, Christabel und Alicia ein relativ sicheres und glückliches Leben zu garantieren.”
Das war das Letzte, was sie alle zu hören erwartet hatten. Angesichts der Arroganz und Anmaßung dieses Anspruches verschlug es ihnen für einen Moment die Sprache. Welch eine kühne Strategie! Er wich der Frage nach
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