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Tony Mendez 01 - Schwärzer als der Tod

Tony Mendez 01 - Schwärzer als der Tod

Titel: Tony Mendez 01 - Schwärzer als der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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schmort.«
    Sie fuhren mit dem Aufzug in den vierten Stock und traten durch die Tür zur Intensivstation. Das einzige Geräusch hier war der Signalton der Monitore und das Zischen von Beatmungsgeräten. Während sie auf das Schwesternzimmer zugingen, fing Mendez unwillkürlich an, nur noch im Flüsterton
zu sprechen, als befände er sich in der Kirche oder in einer Bibliothek.
    Sie zückten beide ihre Dienstmarken. Mendez sagte: »Wir wollten nach Karly Vickers sehen. Ist ihr behandelnder Arzt hier?«
    »Im Augenblick ist er bei einem anderen Patienten.«
    »Dann warten wir.«
    »Ihr Zimmer ist gleich dort drüben. Sie können alle zusammen warten.«
    »Alle zusammen?«, sagte Mendez und dachte sofort an Jane Thomas.
    Als er jedoch in die von der Schwester angezeigte Richtung sah, stellte er fest, dass es sich bei der Person, die Karly Vickers durch die Trennscheibe beobachtete, um Steve Morgan handelte.

67
    »Kein Vertreter irgendeiner Polizeibehörde darf von Rechts wegen mit dem Jungen sprechen, ohne dass ein Elternteil oder ein Betreuer anwesend ist«, sagte Dixon. »Ich habe eine Meldung durchgegeben, dass alle nach Frank Ausschau halten sollen, aber bis jetzt gibt es keine Spur von ihm. Und von Mrs Farman auch nicht.«
    Sie standen vor dem Monitor in der Teeküche und beobachteten Dennis Farman. Seit sie ihn in das Zimmer gebracht hatten, hatte sich der Junge keinen Zentimeter vom Fleck bewegt.
    Anne starrte das Schwarz-Weiß-Bild von Dennis an und dachte, dass er aus der Perspektive der Videokamera hoch oben an der Wand sehr klein aussah. Er saß merkwürdig ruhig da und zeichnete mit dem Finger etwas auf die Tischplatte.

    Vince war gekommen, um sie abzuholen, und hatte sie gerade noch auf dem Weg zum Einkaufen vor ihrem Haus erwischt. Da wollte sie endlich einmal wieder etwas Normales tun, und dann tauchte Vince auf und bat sie, mit ihm zum Büro des Sheriffs zu fahren und mit einem ihrer Schüler zu sprechen, der offenbar im Park zwei Kinder niedergestochen hatte.
    Allmählich hatte sie den Eindruck, dass sie nie mehr etwas Normales tun würde.
    »Ich habe das Jugendamt informiert, aber Vince meinte, dass Sie vermutlich die geeignete Person sind, um mit ihm zu reden,« sagte Dixon. »Auf jeden Fall kennen Sie ihn besser als jeder andere hier.«
    Detective Hicks hatte angerufen und die Namen der beiden Kinder durchgegeben, die Dennis angegriffen hatte: Cody Roache und Wendy Morgan. Cody wurde gerade operiert. Anne konnte sich nur annähernd vorstellen, wie viel Angst er ausgestanden haben musste. Wendy war nicht schwer verletzt. Im Vergleich zu Cody hatte sie Glück gehabt. Andererseits hatte sie bereits mit dem traumatischen Erlebnis fertig werden müssen, dass Dennis versucht hatte, ihr einen abgeschnittenen Finger in den Mund zu stecken. Und jetzt das.
    »Ich bin für so etwas nicht qualifiziert«, sagte sie. »Ich kann mit einer Rauferei auf dem Spielplatz umgehen. Aber das hier…«
    »Du bist besser qualifiziert als jeder von uns hier, Anne«, sagte Vince. »Der Junge braucht jemanden, der es schafft, zu ihm durchzudringen. Zumindest, bis seine Eltern hier sind. Bisher hat er kein Wort gesagt.«
    Anne starrte auf den Monitor, starrte Dennis an. Er war elf Jahre alt und hatte versucht, zwei andere Kinder umzubringen. »Was, wenn ich das Falsche sage? Was, wenn ich es nur noch schlimmer mache?«

    »Er hat einen zehnjährigen Jungen niedergestochen«, sagte Vince. »Wie viel schlimmer könnte es noch kommen?«
    Anne dachte zurück an den vergangenen Donnerstag - großer Gott, war das tatsächlich erst zwei Tage her? -, an Dennis’ Ausbruch und das, was sie zu ihm gesagt hatte, als sie allein im Klassenzimmer saßen. Sie hatte ihm gesagt, sie sei für ihn da. Sie wusste, dass sonst niemand auf seiner Seite stand.
    »Na gut.«
    Sie folgte Vince hinaus auf den Flur und atmete tief durch, bevor er ihr die Tür zum Vernehmungsraum öffnete.
    »Ich bin hier draußen, falls du mich brauchst«, flüsterte er.
    Anne nickte und betrat das Zimmer.
    Dennis sah sie nicht an. Er starrte auf die leere Tischplatte und malte mit dem Finger Muster darauf. Anne betrachtete ihn und fragte sich, ob ihr vorher eigentlich schon einmal aufgefallen war, wie rot seine Haare waren oder dass die Ohren ein bisschen zu tief saßen. Jemand hatte ihm das blutbefleckte Hemd und die Jacke ausgezogen und ihn in ein Männer-T-Shirt gesteckt, in dem er praktisch verschwand.
    »Dennis«, sagte sie leise und ließ sich vorsichtig auf dem

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