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Tony Mendez 01 - Schwärzer als der Tod

Tony Mendez 01 - Schwärzer als der Tod

Titel: Tony Mendez 01 - Schwärzer als der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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unwillkürlich lächeln. Das war genau das, was sie jetzt brauchte - eine nette Überraschung.
    Es hatte in etwa die Größe und Form einer dieser Schachteln, in denen man Ringe verpackte. Offensichtlich hatte Tommy sie selbst verpackt. Anne öffnete sie so vorsichtig, als könnte sie ein Fabergé-Ei enthalten.
    In der Schachtel lag zusammengerollt eine dünne Goldkette. Eine Halskette, dachte sie ein wenig verwirrt. Wie kam ein zehnjähriger Junge zu so viel Geld, um seiner Lehrerin eine Halskette zu kaufen? Das war doch sicher ein viel zu wertvolles Geschenk. Es würde ihm das Herz brechen, wenn sie es ihm zurückgab.
    Sie ließ die Kette in ihre Hand gleiten, suchte nach dem Verschluss, hob sie hoch und ließ sie sich entrollen wie einen goldenen Faden.
    An der Kette hing eine stilisierte goldene Figur.
    Die Figur einer Frau mit triumphierend in die Höhe gereckten Armen.

    Die Halskette, die Karly Vickers auf dem für das Suchplakat verwendeten Foto trug.
    Anne gefror das Blut in den Adern.
    Ihr Herz schlug so schnell, dass ihr schwindlig wurde. Ihre Händen zitterten so sehr, dass die kleine goldene Figur hin und her schwang und jedes Mal funkelte, wenn sie das Licht der Lampe einfing.
    Woher hatte Tommy diese Kette? Gab es irgendeine vernünftige Erklärung dafür, wie er an ein Schmuckstück gekommen war, das nur Frauen erhielten, die das Programm des Thomas Center erfolgreich absolviert hatten?
    Ihr Verstand verweigerte ihr den Dienst bei der Suche nach einer logischen Erklärung. Hatte er sie im Wald gefunden? Hatte Lisa Warwick ebenfalls eine solche Kette besessen? Sie hätte auf dem Boden zwischen den Blättern liegen können. Tommy hätte sie aufheben können, als er und Wendy hinter dem gelben Absperrband gesessen und gewartet hatten, bis Anne eingetroffen war.
    Das klang nicht besonders plausibel, aber sie wollte es einfach glauben. Schon komisch, wie bereitwillig sich der Geist verrenkte und irgendwelche Leerstellen füllte, um aus bruchstückhaften Informationen eine sinnvolle Geschichte zusammenzubasteln.
    Wenn Frank Farman der Mörder war, wie die Reporter spekulierten, dann hatte Dennis vielleicht die Halskette gehabt, und Tommy hatte sie irgendwie von ihm bekommen.
    Klar. Als ob Dennis Tommy irgendetwas geben würde. Eher hätte Dennis Tommy verprügelt und ihm die Kette weggenommen. Es war kaum vorstellbar, dass sich die Geschichte andersherum abgespielt hatte.
    Wendys Vater arbeitete sehr viel für das Thomas Center. Vielleicht war die Kette irgendwie in Wendys Besitz gelangt, und Tommy hatte sie von Wendy bekommen.

    Peter Crane hatte ehrenamtlich für das Thomas Center gearbeitet.
    Aber die goldene Halskette bekamen nur Frauen, die das Programm absolviert hatten. Nicht einmal Jane Thomas trug eine aus Gold.
    Aber es gab ganz bestimmt eine logische Erklärung dafür, dachte sie. Es gab keinen Grund, deswegen beunruhigt zu sein … trotzdem war sie es.
    Sie umschloss die Kette mit der Faust und ging damit herum, als würde sie erwarten, dass sie irgendwie zu ihr sprach.
    Sie würde Tommy fragen müssen. Oder vielleicht sollte sie lieber mit seinem Vater sprechen. Es gab bestimmt eine Erklärung.
    Am besten so bald wie möglich, dachte sie, als es an der Tür klingelte. Sie öffnete, und vor ihr stand Peter Crane.

83
    »Sie werden eine Narbe zurückbehalten«, sagte Vince.
    »Bloß eine?«, sagte Mendez.
    »Das werden die Frauen bestimmt sexy finden«, sagte Vince und deutete auf die leuchtend rote Schramme, die sich über die Wange des Detective zog. »Die Narben dagegen, die sie nicht sehen können …«
    Er zuckte die Achseln, ließ sich neben Mendez auf der Bank nieder und stützte die Ellbogen auf die Oberschenkel.
    Sie saßen im Freien, aber keiner von ihnen bemerkte, wie feucht die kühle Nachtluft war. Es roch nach Lavendel und Rosmarin und ein wenig nach Meer vom Pazifik her, der hinter den niedrigen Bergen im Westen lag. Es roch nicht nach Schießpulver oder Tod.
    Presse und Fernsehen waren vorerst abgezogen. Dixon
hatte jeden Kommentar abgelehnt und sie weggeschickt. Was im Büro des Sheriffs passiert war, hätte zweifellos für riesige Schlagzeilen gesorgt, aber dahinter steckte eine Familientragödie. Und für diese Nacht reichte es einfach.
    Ein Krankenwagen war gekommen und wieder weggefahren. Mendez hatte sich geweigert, sich ins Krankenhaus bringen zu lassen. Die kleine Schramme an der Wange, die zurückgeblieben war, nachdem er Blut, Gehirnmasse und Knochensplitter abgewaschen

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