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Tony Mendez 01 - Schwärzer als der Tod

Tony Mendez 01 - Schwärzer als der Tod

Titel: Tony Mendez 01 - Schwärzer als der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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unterscheiden wollen von den Kollegen der BSU, die mit der eigentlichen Verhaltensforschung betraut waren, aber die Leute in seiner Abteilung bezeichneten sich nach wie vor als BSUler.
    BSU. ISU. Ein weiteres Akronym in dem Topf mit der Buchstabensuppe, der Federal Bureau of Investigation oder kurz FBI genannt wurde. Mit jedem neuen Abteilungsleiter
schienen sich auch die Abteilungsnamen zu ändern, und jeder neue Abteilungsleiter schien unbedingt seine eigene Unterabteilung bilden zu müssen. IRDU (Institutional Research and Development Unit). SOARU (Special Operations and Research Unit). NCAVC (National Center for Analysis of Violent Crime). NCIC (National Crime Information Center). VICAP (Violent Criminal Apprehension Program).
    Auch wenn John sich etwas anderes erhofft hatte, die Verhaltensforschung war und blieb die Visitenkarte des FBI.
    Nachdem Vince den Besprechungsraum betreten hatte, ging er erst einmal an dem langen Tisch vorbei zu der Kaffeemaschine, um mit einer Tasse Kaffee den Geschmack von Erbrochenem in seinem Mund loszuwerden.
    Die Besprechung von Kens Fall war schon voll im Gang. Tatortfotos wurden herumgereicht und kommentiert. Was bedeutete dies, und was bedeutete das? Wenn es eine Verbindung zwischen den Kindern gab, dann bedeutete es dieses. Wenn jedes der Kinder einzeln entführt worden war, dann bedeutete es das. Wie sollte man bei der Identifizierung der Leichen vorgehen? Wie viele Kinder waren im letzten Jahr in einem Umkreis von dreihundert Kilometern als vermisst gemeldet worden?
    Vince setzte sich auf einen Stuhl und enthielt sich jeden Kommentars. Er brauchte ein paar Minuten, um sich zu sammeln und wieder zu Kräften zu kommen. Der Kaffee war bitter und säuerlich, er brannte in seinem Magen.
    »In der Datenbank vom NCIC läuft eine Suche nach vermissten Kindern, die sich in derselben Altersgruppe wie die Opfer befinden«, sagte Ken.
    »Sobald VICAP voll funktionsfähig ist, werden wir die Datenbank nach dem Modus Operandi des Täters durchgehen können«, warf ein Agent ein.
    »Und ich werde mir Baseballspiele auf meiner Armbanduhr
ansehen, wenn nur endlich die Technik so weit ist«, erwiderte jemand. »Was irgendwann mal möglich sein wird, hilft uns heute nicht weiter.«
    Hatte schon mal jemand von einem gewalttätigen Sexualverbrecher mit einem solchen Modus Operandi gehört? Warum eine Schrotflinte? Warum die Gesichter unkenntlich machen? Deutete das auf einen Mord durch einen Verwandten oder sonst jemanden hin, der die Kinder kannte? Oder gehörte die Schrotflinte zur Signatur des Täters, mit der er ein Statement über seinen seelischen Zustand abgeben wollte?
    Ken stand an der riesigen weißen Tafel und notierte auf der einen Seite Ideen und auf der anderen wichtige Fragen, die aufgeworfen wurden.
    Vince registrierte alles ganz genau. Während er über den Fall nachdachte, musterte er seine Kollegen. Sie waren in Hemdsärmeln, allerdings hatte bisher keiner seine Krawatte abgelegt, der Tag war ja noch jung.
    Die meisten der Männer kannte er schon lange. Sie hatten bei vielen Fällen zusammengearbeitet, und sie hatten alle einen ähnlichen beruflichen Werdegang bei der Polizei und beim FBI hinter sich. Drei der fünf Anwesenden waren bei den Marines gewesen, unter anderem Vince. John hatte bei der Air Force gedient. Sie alle hatten versucht, ihr Ehe- und Familienleben mit dem Beruf unter einen Hut zu bringen - und die meisten waren daran gescheitert.
    »Du bist so still, Vince.« Die Stimme kam vom Kopfende des Tischs.
    Vince fing den Blick seines alten Freundes John Douglas auf - er schien kein bisschen überrascht zu sein, ihn hier zu sehen. Vince breitete die Hände aus und zuckte die Achseln.
    »Tut mir leid, Ken«, sagte er zu dem Agent an der Tafel. »Aber solange wir nicht wissen, wer diese Kinder sind, bewegen
wir uns nur im Kreis. Es sei denn, du erstellst zwei Fallanalysen: eine für einen Fremden und eine für jemanden, den die Kinder kannten. Das ist eine Menge Arbeit, wenn man wie viele Fälle am Laufen hat? Zehn? Zwölf?«
    Ken machte den Eindruck, als wäre er am Ende seiner Kräfte.
    »Aber was weiß ich schon«, sprach Vince schnell weiter. »Ich bin nur ein alter Cop aus Chicago. Ich könnte eine Bekannte um Hilfe bitten, die in der landesweiten Vermisstenstelle für Kinder arbeitet. Diese Institution gibt es zwar erst seit einem Jahr, aber sie erhalten sehr viel mehr Informationen über die einzelnen Fälle als wir. Ich kann sie gleich anrufen.«
    Ken nickte.

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