Tony Mendez 02 - Eine verräterische Spur
idyllischen Gegend einem Mord zum Opfer gefallen war, erschien vor dem Hintergrund der aufsehenerregenden Taten des Sekundenklebermörders und des bevorstehenden Prozesses gegen Peter Crane umso interessanter.
Um noch mehr Öl in ein sowieso schon hell loderndes Feuer zu gießen, hatte jemand die Geschichte von dem Paket mit Marissa Fordhams Brüsten, das Milo Bordain erhalten hatte, an die gierige Pressemeute durchsickern lassen.
Vince beneidete Dixon nicht um die Öffentlichkeitsarbeit, die er in diesem Fall zu leisten hatte. Es war, als müsste er versuchen, einen Haufen Zweijähriger zu bändigen. Keiner gab sich mit der Antwort zufrieden, dass der Fall nicht über Nacht gelöst werden konnte.
»Und niemand hat ihr Auto gesehen«, stellte Dixon fest.
»Nein, Sir.«
Dixon sah einen Moment lang aus dem Fenster. »Was halten Sie davon, Vince?«
»Sie war gestern ziemlich durcheinander«, sagte Vince. Er hatte einen Platz auf dem Sideboard erobert, das eine Wand des Büros einnahm. Mendez und Hicks standen, keiner wollte sich auf einen der Stühle vor dem Schreibtisch setzen und damit zu den anderen aufsehen. Typisch Männer.
»Sie weiß definitiv mehr über Marissa und darüber, was zu ihrer Ermordung geführt hat, als sie uns verraten wollte«, fuhr er fort. »Mein Gefühl sagt mir, dass sie gemeinsam in irgendetwas verwickelt waren. Die Initiative ging vermutlich von Marissa aus, und Gina hat sich mit reinziehen lassen.«
»Wir denken an Erpressung«, sagte Mendez. Die Wirkung der Betäubungsspritze hatte endlich nachgelassen, so dass er wieder halbwegs normal sprechen konnte. Aber seine Oberlippe war unter dem Schnurrbart immer noch ziemlich geschwollen. »Es muss einen Grund geben, warum niemand zu wissen scheint, wer Haleys Vater ist. Und wir haben bis jetzt auch keine Geburtsurkunde gefunden.«
»Das würde erklären, wie sie so viel Geld in einem Treuhandfonds für ihre Tochter anlegen konnte«, sagte Dixon.
»Es ergäbe auch Sinn im Hinblick auf das Verbrechen selbst«, sagte Vince. »Der persönliche Aspekt dieser Tat, die Wut, die darin zum Ausdruck kommt, die Häufung von Stichwunden in ihrem Unterleib, das Entfernen der Brüste …«
»Nicht zu vergessen das Messer in ihrer Vagina«, fügte Mendez hinzu.
»Genau«, sagte Vince. »Die Wut des Täters richtete sich gegen alles, was Marissa zu einer Frau machte – jeder Teil ihres Körpers, der etwas mit Fortpflanzung zu tun hat.«
»Und wir haben eine Menge Anwärter auf den Titel Dad, nicht wahr?«, sagte Dixon.
»Die Liste hört gar nicht mehr auf«, sagte Hicks. »Und das sind nur die Männer, von denen wir wissen. Es könnte genauso gut jemand sein, mit dem sie sich nicht in aller Öffentlichkeit getroffen hat, stimmt’s? Ich meine, die Männer, die uns bekannt sind, waren alleinstehend. Es wäre vielleicht peinlich für einen von ihnen, wenn es da plötzlich ein Kind gäbe, aber es würde niemandem ernsthaft schaden.«
»Steve Morgan ist kein alleinstehender Mann«, wandte Mendez ein.
Dixon sah ihn stirnrunzelnd an. »Nein, er ist ein Mann, der das Department verklagen wird.«
Mendez hob die Hände. »Er hat mich angegriffen!«
Vince mischte sich ein. »Wenn sie sich heimlich mit Steve Morgan getroffen hat, dann könnte sie auch andere verheiratete Liebhaber gehabt haben.«
»Darüber weiß vermutlich Gina Kemmer Bescheid«, sagte Hicks.
»Aber Marissa Fordham ist erst nach der Geburt des Kindes hierhergezogen, richtig?«, sagte Dixon.
»Richtig«, bestätigte Hicks. »Bis jetzt wissen wir nicht genau, woher sie kam. Den Leuten hat sie erzählt, aus Rhode Island, aber soweit wir wissen, könnte sie auch aus Las Vegas gekommen sein – ein Fehltritt an einem alkoholgeschwängerten Wochenende.«
»Eine Bedrohung ist erst dann eine Bedrohung, wenn man damit konfrontiert wird«, sagte Vince. »Ihr Auftauchen in dieser Gemeinde hier wäre in diesem Fall eine ständige Mahnung, dass eine versäumte monatliche Zahlung zur Bloßstellung reicht.«
»Hat das kleine Mädchen irgendetwas über ihren Vater gesagt?«
»Nein. Sie spricht immer von ›Daddys‹, im Plural«, sagte Vince. »Sie hat mich gefragt, ob ich ›der Daddy‹ bin.«
»Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Gina weiß, wer der Vater ist«, sagte Mendez. »Wenn sie die Stadt nicht freiwillig verlassen hat …«
»Wir brauchen einen Hubschrauber, der nach ihrem Auto sucht«, sagte Dixon.
»Wir müssen ihr Haus auf den Kopf stellen«, sagte Vince. »Falls Gina die
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