Top Secret 1 - Der Agent (German Edition)
dem Essen ging James zurück in sein Zimmer, um die Schuluniform auszuziehen. Kyle war mit den Hausaufgaben fertig, lag auf dem Bett und las ein Skateboard-Magazin.
»Möchtest du mit PlayStation spielen?«, fragte er. »Es tut mir Leid wegen heute Morgen. Es war nicht nett, dir am ersten Tag so einen Streich zu spielen.«
»Du kannst alleine spielen«, sagte James. »Ich gehe aus.«
»Mit wem?«
»Mit einem Typ namens Rob.«
»Du meinst Robert Vaughn? Der Typ, der ein Heavymetal-T-Shirt unter seinem Blazer trägt?«
»Ja, mit ihm und seinen Kumpels.«
»Mal im Ernst«, sagte Kyle, »du solltest nicht mit diesen Figuren herumhängen. Die sind irre. Die klauen Autos und brechen in Läden ein und so.«
»Ich sitze jedenfalls nicht hier rum und sehe dir bei den Hausaufgaben zu. Fang an zu leben, Mann!«
James zog seine Turnschuhe an und ging zur Tür. Kyle blickte beleidigt drein. »Ich habe dich gewarnt, James. Komm nicht zu mir gekrochen, wenn du in der Scheiße sitzt.«
»Du kannst die PlayStation jederzeit benutzen«, sagte James.
James saß auf einer Backsteinmauer hinter einem Industriegelände. Alle anderen Mitglieder der Gang waren älter als er. Rob und Big Paul waren fünfzehn, Vince war vierzehn. Mit seinem gebleichten Haar und der zerschlagenen Nase sah er am miesesten aus. Little Paul, Vinces kleiner Bruder, war zwölf.
Sie reichten Zigaretten herum. James lehnte ab. Das war vielleicht nicht sehr cool, aber immer noch besser, als wenn er vorgab zu rauchen und sich dann die Lunge aus dem Hals hustete.
»Mir ist langweilig«, sagte Little Paul. »Was könnten wir denn mal unternehmen?«
Sie näherten sich einem Parkplatz mit Fiesta-Transportern und kletterten durch ein Loch im Zaun. Vince und Rob gingen die Reihen der Transporter entlang und probierten die Hecktüren, um zu sehen, ob eine offen war.
»Bingo«, meinte Rob, als eine Tür aufschwang. Er lehnte sich hinein und zog eine Werkzeugtasche heraus, die er abstellte und öffnete.
»Hast du Lust, etwas kaputtzumachen?«, fragte Rob.
James griff in die Tasche und zog einen Hammer heraus. Auch die anderen griffen nach Werkzeug.
James war nervös, aber es war cool, zusammen mit einer Gang, bewaffnet mit Hämmern und Schraubenschlüsseln, die Straße entlangzugehen. Eine Frau, die die Straßenseite wechselte, um ihnen aus dem Weg zu gehen, wurde beinahe überfahren. James hatte keine Ahnung, wonach sie suchten. Bei einem schicken Mercedes hielt Vince an.
»Los!«, rief Rob.
Rob schlug seinen Hammer in die Heckscheibe des Mercedes. Kreischend ging die Alarmanlage los. Die anderen machten mit. James zögerte kurz, dann zertrümmerte er mit seinem Hammer ein Seitenfenster, schlug den Außenspiegel ab und hämmerte zwei große Beulen in die Tür. Innerhalb von zwanzig Sekunden war jedes Blechteil verbeult, die Lampen und die Fenster waren zertrümmert. Vince rannte als Erster weg, die Straße hinauf, und zerschlug auf dem Weg noch einige Autofenster mehr.
Sie liefen über ein öffentliches Gelände und eine schmale Straße entlang auf einen betonierten Platz zwischen Wohnhäusern zu. James war außer Atem, doch die Angst trieb ihn voran. Sie rannten noch ein paar Ecken weiter, sprangen über einen Zaun und fanden sich auf einem Spielplatz wieder. James’ Turnschuhe rutschten im Matsch aus. Sie hielten alle an und ihr Atem stieg in weißen Fahnen in die kalte Luft. Trotz des schrecklichen Seitenstechens begann James zu lachen. Rob legte seine Hand auf James’ Schulter.
»Du bist in Ordnung, James«, sagte er.
»Das war ja supercool!«, lachte James. Die Mischung aus Furcht, Müdigkeit und Aufregung ließ ihn fast schwindlig werden. Er konnte nicht glauben, was sie gerade getan hatten.
8.
James hatte das Gefühl, durchs Leben zu schweben. Jeder Tag war gleich. Aufstehen, zur Schule gehen, nach Hause kommen, Fußball spielen oder mit Rob Vaughn und dessen Gang herumhängen. Er war nie vor Mitternacht im Bett, er wusste, nur wenn er erschöpft genug war, würde er nicht wach liegen und sich wegen Lauren und seiner Mutter schlecht fühlen.
Das einzige Mal, als er Lauren in den drei Wochen seit dem Tod seiner Mutter gesehen hatte, war bei der Beerdigung. Die Telefonnummer auf dem Zettel, den Ron ihm gegeben hatte, war falsch gewesen. Ron hatte Jennifer Mitchum erzählt, dass James einen schlechten Einfluss auf Lauren habe. Er wollte nicht, dass er seiner Tochter nahe kam.
»Du stinkst«, stellte Kyle fest.
James saß auf der Bettkante
Weitere Kostenlose Bücher