Top Secret 1 - Der Agent (German Edition)
Dutzend Kinder, zumeist in Schuluniform, aufhielten. Rachel zeigte ihm alles.
»Da ist das Besteck, warmes Essen gibt es an der Theke. Müsli und Saft. Toast kannst du dir selber machen, wenn du möchtest.«
»Cool.«
Er fühlte sich alles andere als cool. Der Raum voller fremder, lärmender Kinder war Furcht einflößend.
»Komm in mein Büro, wenn du gegessen hast.«
»Was ist mit meiner Schwester?«, fragte James.
»Ich bringe sie zu dir, sobald sie aufwacht.«
James holte sich ein paar Frosties und setzte sich abseits. Die anderen Kinder ignorierten ihn. Neuankömmlinge waren offenbar nichts Ungewöhnliches.
Rachel telefonierte gerade. Auf ihrem Schreibtisch stapelten sich Papiere und Akten. In einem Aschenbecher brannte eine Zigarette. Rachel legte den Hörer weg und nahm einen Zug. Sie fing James’ Blick auf das Rauchverbotsschild auf.
»Wenn das ein Kündigungsgrund wäre, würden ihnen sechs Mitarbeiter fehlen«, erklärte sie. »Willst du eine?«
Es schockierte James, von einem Erwachsenen eine Zigarette angeboten zu bekommen.
»Ich rauche nicht.«
»Gut«, fand Rachel. »Sie verursachen Krebs, aber wir geben sie euch lieber, als dass ihr sie aus den Läden stehlt. Pack meinen Kram weg und mach es dir bequem.«
James räumte einen Stapel von dem am wenigsten beladenen Stuhl und setzte sich.
»Wie fühlst du dich?«
»Ich glaube, die Schlaftablette, die ich gekriegt habe, macht mich groggy.«
»Das gibt sich. Ich meine, wie fühlst du dich nach dem, was mit deiner Mutter passiert ist?«
James zuckte die Achseln. »Schlecht, denke ich.«
»Es ist wichtig, dass du das nicht für dich behältst. Wir machen einen Termin mit einer Therapeutin aus, aber in der Zwischenzeit kannst du jederzeit mit einem von uns Hauseltern reden. Selbst um drei Uhr morgens.«
»Weiß man, woran sie gestorben ist?«
»Soweit ich weiß, hat deine Mutter Schmerzmittel genommen, wegen eines Geschwürs an ihrem Bein.«
»Sie hätte nicht trinken dürfen«, erklärte James. »Daran lag es, nicht wahr?«
»Der Alkohol und die Schmerztabletten zusammen haben deine Mutter in einen tiefen Schlaf versetzt. Ihr Herz hat aufgehört zu schlagen. Wenn es dir ein Trost ist, deine Mutter hat nicht gelitten.«
»Was passiert mit uns?«, fragte James.
»Du hast keine Verwandten, stimmt’s?«
»Nur meinen Stiefvater. Ich nenne ihn Onkel Ron.«
»Die Polizei hat ihn letzte Nacht ausfindig gemacht.«
»Wahrscheinlich in einer ihrer Zellen«, vermutete James.
Rachel lächelte. »Ich dachte mir schon, dass ihr zwei nicht gut miteinander auskommt, als ich ihn gestern Abend gesprochen habe.«
»Sie haben mit Ron gesprochen?«
»Ja... Kommst du gut mit Lauren aus?«
»Meistens«, antwortete James. »Wir streiten uns zwar zehn Mal am Tag, aber wir lachen auch immer wieder zusammen.«
»Ron war mit deiner Mutter immer noch verheiratet, als sie gestorben ist, auch wenn sie getrennt gelebt haben. Ron ist Laurens Vater, daher erhält er automatisch das Sorgerecht, wenn er es will.«
»Wir können nicht bei Ron leben. Er ist ein Penner!«
»James, Ron will auf keinen Fall, dass Lauren in ein Heim kommt. Er ist ihr Vater. Wir können nichts dagegen tun, es sei denn, es läge Missbrauch vor. Tatsache ist jedoch...«
James konnte es sich selbst ausrechnen.
»Er will mich nicht, stimmt’s?«
»Tut mir Leid.«
James sah zu Boden und versuchte, sich nicht aufzuregen. Im Heim zu sein, war schwer. Aber dass Lauren bei Ron bleiben musste, war schlimmer. Rachel ging um den Schreibtisch herum und legte ihm den Arm um die Schultern. »Es tut mir wirklich Leid, James.«
James fragte sich, warum Ron Lauren überhaupt bei sich haben wollte. »Wie lange können wir zusammenbleiben?«
»Ron meinte, er käme irgendwann am späten Vormittag.«
»Können wir nicht wenigstens ein paar Tage zusammenbleiben?«
»Das ist jetzt vielleicht schwer zu verstehen, James, aber es macht die Sache nur schlimmer, wenn die Trennung herausgezögert wird. Ihr könnt euch immer noch besuchen.«
»Er wird sich nicht richtig um sie kümmern! Mum hat die ganze Hausarbeit gemacht und so. Lauren hat Angst im Dunkeln. Sie kann nicht alleine zur Schule gehen. Ron wird ihr nicht helfen. Er ist nutzlos!«
»Versuch, dir keine Sorgen zu machen, James. Wir werden sie regelmäßig besuchen, um zu sehen, wie sich Lauren in ihrem neuen Zuhause zurechtfindet. Wenn nicht richtig für sie gesorgt wird, wird etwas geschehen.«
»Und was passiert mit mir? Muss ich
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