Top Secret 2 - Heiße Ware (German Edition)
Büro sehen, und du darfst ihnen verkünden, dass sie euch den Rest der Woche bei euren Gartenarbeiten helfen dürfen.«
5.
Obwohl nach zwei Wochen sein ganzer Körper verlangte, an diesem Morgen im Bett zu bleiben, stand James um halb sechs auf. Er zog seine Laufschuhe an und machte sich auf den Weg zur Aschenbahn, während die Sonne über dem Campus aufging. Für die fünfundzwanzig Runden — das waren zehn Kilometer — brauchte er eine Stunde. Er duschte und besprach beim Frühstück mit Shakeel die Hausaufgaben. Der Unterricht dauerte von halb neun bis zwei, mit einer halben Stunde Mittagspause. Nach der Schule war Karate, anschließend eine Dreiviertelstunde Zirkeltraining. Völlig verschwitzt trank James einen halben Liter Orangensaft und holte sich dann einen der Aufsitzmäher aus dem Lager des Gärtners. Es war nicht anstrengend, den Mäher zu fahren, aber er saß die ganze Zeit in der Sonne und ihm juckten die Augen von den Grassamen.
Erst um Viertel nach sechs konnte James sich das erste Mal entspannen. Das Abendessen war ein gesellschaftliches Ereignis, bei dem alle Spaß hatten und tratschten. Die meisten Cherubs hatten ihre Hausaufgaben zu dieser Zeit schon erledigt und hatten den Abend frei, doch wegen des Rasenmähens hatte James noch nicht einmal damit angefangen. Zwei Stunden täglich waren für Hausaufgaben vorgesehen. Manche Lehrer waren vernünftig, andere aber luden ihnen so viel Arbeit auf, dass es wesentlich länger dauerte.
Erst nach sieben kam James in sein Zimmer zurück. Er setzte sich an den Schreibtisch, breitete seine Bücher aus und öffnete sein Hausaufgabenbuch. In den zwei Wochen, die er wieder auf dem Campus war, hatten sich so viele unerledigte Hausaufgaben angesammelt, dass er keine Sekunde Freizeit mehr hatte.
Da es ein warmer Abend war, ließ James das Fenster offen. Ein leichter Wind ließ die Plastikstreifen seiner Jalousie klappern. James’ Lider wurden schwer und die Worte in seinem Buch verschwammen ihm vor den Augen. Sein Kopf fiel auf den Schreibtisch, und er schlief ein, noch bevor er ein Wort geschrieben hatte.
Kyle wohnte gegenüber. Er war fast fünfzehn, aber kaum größer als James.
»Aufwachen!«, rief er und schnippte gegen James’ Ohr.
James fuhr vom Schreibtisch hoch. Er öffnete die Augen, holte tief Luft und sah auf die Uhr. Es war bereits weit nach zehn.
»Oh verdammt!«, fluchte er erschrocken. »Wenn ich diesen Geschichtsaufsatz nicht bis morgen fertig habe, bin ich tot! Er muss mindestens zweitausend Wörter lang sein und ich habe noch nicht mal die Kapitel im Lehrbuch gelesen.«
»Lass dir einen Aufschub geben«, riet ihm Kyle.
»Ich hatte schon einen Aufschub. Und ich hatte schon einen Aufschub auf den Aufschub. Ich muss morgens vor der Schule Extrarunden drehen und abends Rasen mähen. Der Tag hat einfach nicht genug Stunden! Ich habe schon den ganzen Sonntag nur Hausaufgaben gemacht und hinke trotzdem hinterher.«
»Sprich mit deiner Betreuerin.«
»Hab ich ja versucht«, sagte James. »Weißt du, was Meryl gesagt hat?«
»Was denn?«
»Sie fragte, wie es sein kann, dass ich Zeit dafür habe, in ihrem Büro herumzuhängen und zu jammern, wenn ich doch angeblich so viel zu tun hätte.«
Kyle lachte.
»Ich schwöre, die versuchen, mich umzubringen«, maulte James.
»Unsinn«, widersprach Kyle. »Sie versuchen nur, dir ein bisschen Disziplin beizubringen. Nach einem Monat mit tierisch viel Arbeit denkst du vielleicht das nächste Mal doppelt nach, bevor du die Regeln verletzt. Es ist dein eigener dämlicher Fehler! Du hättest in den Ferien nur halbwegs fit bleiben und die Informationen zur Geiselnahme-Übung aufmerksam lesen müssen. Alle haben dich gewarnt. Ich, Kerry, Meryl, Amy. Aber du glaubst ja immer, du weißt alles besser.«
James wischte ärgerlich mit dem Arm über den Tisch und fegte seine Bücher und Stifte auf den Boden.
»Gute Idee«, grinste Kyle. »Das löst deine Probleme sicherlich.«
»Hör endlich auf!«, schrie James. »Ich bin so müde, dass ich kaum die Augen offen halten kann, und ich bin es leid, dass mir jeder sagt: ›Ich hab’s dir ja gesagt. ‹«
»Um was geht es in dem Geschichtsaufsatz?«, erkundigte sich Kyle.
»Zweitausend Wörter über die Gründung des britischen Geheimdienstes und seine Rolle im Ersten Weltkrieg.«
»Interessant«, fand Kyle.
»Ich würde lieber eine Schüssel Rotz fressen«, brummte James.
»Ich könnte dir vielleicht helfen, Kleiner. Ich habe den Kurs vor zwei Jahren
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