Top Secret 9 - Der Anschlag (German Edition)
wie es aussieht. Niemand bekommt nur gelbe und grüne Punkte. Seine schulischen Leistungen sind ausgezeichnet und er spricht gut Arabisch und etwas Urdu. Das sind sehr gefragte Fähigkeiten bei einem Cherub in der derzeitigen politischen Situation.«
»Und wie viele rote Punkte kann sich Fahim noch leisten?«
»Man wird nur disqualifiziert, wenn man einen doppelten roten Punkt hat.«
»Und wie bekommt man den?«
Die Schwester hielt einen Augenblick inne, um sich die Antwort zu überlegen. »Du kannst sehen, dass ich Fahim einen roten Punkt gegeben habe, weil er keine Ausdauer hat. Aber seine potenzielle Fitness ist gut, daher bekommt er in den meisten anderen Kategorien einen gelben Punkt. Es gibt keine fest definierte Grenze, die über Bestehen oder Nicht-Bestehen entscheidet. Letztendlich wird Zara Asker bestimmen, ob seine Punktzahl für die Aufnahme reicht. Einen doppelten roten Punkt würde er nur bekommen, wenn ich einen Herzfehler feststelle oder einen Haltungs- oder Knochenschaden finde, der ihm in der Grundausbildung ernsthafte Schwierigkeiten bereiten würde.«
»Und das hat er bislang nicht?«, fragte Lauren.
Schwester Beckett schüttelte lächelnd den Kopf. »Wir quälen euch nicht zum Spaß, weißt du. Wenn jemand einen doppelten roten Punkt bekommt, ist der Test zu Ende.«
Lauren kreuzte die Finger an beiden Händen und hielt sie hoch. »Ich muss los, sonst bekomme ich vor der nächsten Stunde nichts zu essen. Ich darf ja nicht mit Fahim sprechen, solange er ein orangenes T-Shirt trägt. Aber würden Sie ihm bitte ausrichten, dass ich ihm viel Glück wünsche?«
»Natürlich«, lächelte Beckett. »Er steht ziemlich unter Druck, ich bin sicher, das muntert ihn auf.«
Als die Schwester wieder zwischen den Plastikstreifen verschwinden wollte, fiel Lauren noch etwas ein.
»Augenblick!«, rief sie.
»Was ist?«
»Sie sagten doch, dass Zara die Entscheidungsbefugnis hat, wenn Fahim nirgendwo durchfällt. Meinen Sie, es könnte helfen, wenn ich sie abfange und ein gutes Wort für ihn einlege?«
Die Schwester sah sie zweifelnd an. »Du hast ein schwarzes T-Shirt, daher nehme ich an, dass deine Meinung etwas zählt. Schaden kann es auf keinen Fall.«
»Genau«, sagte Lauren und nahm ihre schmutzigen Turnschuhe wieder in die Hand. »Versuchen kann ich es ja.«
»Schicke Socken übrigens«, kommentierte Schwester Beckett, bevor sie wieder im Untersuchungsraum verschwand.
37
James und Kerry waren immer noch dabei, ihre Strafe für den unnötigen Gewalteinsatz gegen Danny zu verbüßen. Am Dienstag hatte James seine fünfzig Strafrunden bereits hinter sich gebracht und sechs von zwanzig Stunden Renovierungsdienst. Kerrys Strafe von dreihundert Runden und einhundert Renovierungsstunden war da schon wesentlich beeindruckender und würde sie während der nächsten fünf oder sechs Wochen in ihrer Freizeit ziemlich auf Trab halten.
Der Juniorblock war eine umgebaute viktorianische Schule, die CHERUB als Hauptquartier gedient hatte, bis in den frühen 70er-Jahren das Hauptgebäude errichtet worden war. James und Kerry hatten das Höhenhindernis auf dem Campus schon oft genug bewältigt, sodass ihnen das Gerüst zum dritten Stockwerk kein Problem bereitete.
Vor Kurzem waren alle alten Schiebefenster des Gebäudes durch neue doppelverglaste Fenster mit Kunststoffrahmen ersetzt worden. Die musste man zwar nicht streichen, aber der Austausch hatte drinnen und draußen Spuren hinterlassen. Der Putz an der Außenseite wartete darauf, gesandstrahlt, versiegelt und gestrichen zu werden, während der Bereich um die Fenster im Inneren neue Tapeten und ebenfalls einen Anstrich brauchte.
Die neue Innenfarbe passte nicht zu der verblassten alten Farbe. Eine ideale Gelegenheit also, das gesamte Gebäude zu renovieren – fand Zara. Anstatt das Risiko einzugehen, Maler auf das Gelände zu lassen, wurden die Arbeiten Cherubs zur Strafe aufgebrummt, die sie unter Aufsicht eines dreiköpfigen Gebäudewartungsteams ableisten mussten. Ältere wie James und Kerry übernahmen dabei die Arbeiten im Außenbereich und kompliziertere Aufgaben wie das Tapezieren, während jüngere Übeltäter Dispersionsfarbe und Farbrollen bekamen und die einfacheren Malerarbeiten im Inneren erledigten.
Nach Unterrichtsschluss stiegen deshalb über ein Dutzend kleiner Missetäter in blaue Overalls und leisteten zwei bis drei Stunden Arbeitsdienst, bevor sie sich wuschen und ein spätes Abendessen einnahmen.
»Du hast da was ausgelassen«,
Weitere Kostenlose Bücher