Top Secret 9 - Der Anschlag (German Edition)
stellte er fest.
»Sieht so aus«, nickte Gabrielle.
James blickte aus dem Fenster und erkannte einen weiteren Mini-Van mit Schwarzhemden und dem Trainer Kazakov am Steuer. Dana war als eine der Letzten aus dem Bett gezerrt worden. Sie setzte sich neben James, als McEwen und Dave Moss einstiegen und die Tür hinter sich zuknallten.
»Kann losgehen, Mr Pike!«, rief McEwen fröhlich.
Sie warteten noch ein paar Minuten, bis das letzte Schwarzhemd in den anderen Van gebracht wurde, dann fuhr Pike los, dicht gefolgt von Kazakov. Hinter dem Hauptgebäude bogen sie rechts ab.
Dana band sich die Stiefel zu, sah zu James auf und lächelte ihn erleichtert an. Wenn sie links abgebogen wären, wären sie durch den Garten zum Ausgang gekommen und geradwegs auf eine Übung zugesteuert, die möglicherweise Tage gedauert hätte. Nach rechts abbiegen bedeutete, dass sie auf dem Campus bleiben würden, wo Übungen normalerweise nicht länger als vierundzwanzig Stunden dauerten.
Zunächst fuhren sie über den offenen Teil des Campus mit den verschiedenen Gebäuden, den Leichtathletikbahnen und den anderen Sportfeldern für Fußball und Rugby. Die letzten zwei Kilometer führten einen unbefestigten Weg am Rand des Grundausbildungsgeländes entlang. Es war schwer zu sagen, denn außerhalb des Scheinwerferlichts war es stockdunkel, aber James hatte das Gefühl, dass sie sich in einem ihm völlig unbekannten Bereich des Campus befanden.
Seine Vermutung bestätigte sich, als sie nach rechts abbogen und parallel zur hinteren Umgrenzungsmauer des Campusgeländes fuhren. Auf dem offenen Teil des Campus konnte man bis zur Mauer gehen, aber hier draußen in der Wildnis lag ein zehn Meter breiter Kiesstreifen davor und große, drei Meter hohe Rollen Stacheldraht. Der Kies war mit Bewegungsmeldern gespickt, die jeden Eindringling verraten würden, der über die Mauer wollte. Warnschilder rieten dazu, auf das Sicherheitsteam zu warten, um nicht Gefahr zu laufen, von einem Blindgänger in die Luft gejagt zu werden. Offiziell war das CHERUB-Gelände als Truppenübungsplatz ausgewiesen.
»Hier war ich nicht mehr, seit ich neun Jahre alt war«, sagte Dana leise, da sie den Trainern keine Gelegenheit geben wollte, ihr den Mund zu verbieten.
»Was ist denn da?«, erkundigte sich James.
»Bäume«, antwortete Dana. »Aber als Rothemd habe ich mich gerne dort rumgetrieben und wir durften im Zelt übernachten ... Wir hatten viel Spaß und haben kleine Lagerfeuer gemacht und Würstchen gegrillt und so.«
»Ist es nicht gefährlich, kleine Kinder da draußen allein zu lassen?«
»Wohl kaum«, lächelte Dana. »Der ganze Campus ist voller Überwachungskameras und Sensoren und wir mussten für alle Fälle immer Funkgeräte mitnehmen.«
Der Weg endete auf einer rechteckigen Lichtung. Sie war etwa halb so groß wie ein Fußballfeld und in den Rissen im Asphalt wucherte das Unkraut. Am anderen Ende stand ein Betonschuppen, daneben ein ausgemusterter Schaufelbagger mit platten Reifen und einer zehn Jahre alten Rostschicht und außerdem ein stinkender Misthaufen für die Gärtner.
Als James ausstieg, sah er einen elektronischen Überwachungsmast voller Antennen in der Ecke der Umgrenzungsmauer. Sie befanden sich am hintersten Ende des Geländes, fast drei Kilometer vom Vordereingang und seinem Bett entfernt.
»Mann, ist das kalt geworden«, beschwerte sich Dana und schob die Hände unter die Achseln.
James wandte seine Aufmerksamkeit einer Gruppe von Leuten mit weißen T-Shirts zu, die vor dem Schuppen saßen. Sie waren alle zwischen achtzehn und zweiundzwanzig Jahren alt, trugen Combat-Hosen und Schutzkleidung, und neben ihnen stand eine Reihe von Quads. Ein paar von ihnen kannte er aus seiner ersten Zeit bei CHERUB, darunter auch Arif, der ihm gleich nach seiner Ankunft geholfen hatte, schwimmen zu lernen.
»Ich glaube, das sind unsere Feinde«, sagte Dana, als sich Lauren neben James stellte.
Wie überall verbrachten auch die Kinder bei CHERUB ihre Zeit hauptsächlich mit Gleichaltrigen. Die meisten Schwarzhemden waren mindestens vierzehn, daher befand sich Lauren, die erst in zwei Wochen dreizehn wurde, in einer recht merkwürdigen Lage. Zwar genoss sie es, gewissen Leuten ihren höheren Rang unter die Nase zu reiben. Aber als Schwarzhemd geriet sie häufig in unangenehme Situationen mit älteren Agenten, die im Rang unter ihr standen, und dann wünschte sie sich, dass sie wie ihre anderen Freundinnen Grau oder Dunkelblau tragen
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