Top Secret 9 - Der Anschlag (German Edition)
»Alles klar, James?«
Es fällt ziemlich schwer, etwas zu erkennen, wenn man von einem Psychopathen herumgebeutelt wird wie ein Quietschespielzeug von einem Pitbull, aber James erkannte, dass die zweite Stimme Dave Moss gehörte. Mit dem älteren Dave hatte James zwei seiner CHERUB-Missionen durchgeführt, aber dann war dieser auf die Universität gegangen und James hatte ihn seit fast zwei Jahren nicht mehr gesehen.
»Wie ich sehe, kennst du meinen guten Freund Jake McEwen schon«, sagte Dave. »Allerdings mag er es lieber, wenn man den Vornamen weglässt.«
»Wenn du mich Jake nennst, reiß ich dir die Eier ab und verfüttere sie an deine Schwester«, bestätigte McEwen.
James hatte McEwen nie kennengelernt, da er schon nicht mehr auf dem Campus gewesen war, als James kam. Aber er hatte von ihm gehört. McEwens Name stand auf einem Dutzend Pokalen im Dojo, und der Legende nach hatte er den legendären Trainer Norman Large im Alter von dreizehn Jahren mit einem einzigen Karatehieb zu Boden gestreckt.
»Dave«, stieß James hervor.
Er brachte nur dieses einzige Wort heraus, aber es bedeutete eine ganze Menge. Zum Beispiel: Hallo, Dave, was für eine Überraschung! Oder: Dave, könntet ihr zwei mir bitte mal erklären, was zum Teufel das hier soll? Und vor allem bedeutete es: Dave, ich glaube, dieser Irre McEwen hat vor, mich umzubringen, und ich frage mich, ob du wohl so freundlich sein könntest, ihn daran zu hindern.
Doch bevor er sich noch klarer ausdrücken konnte, hatte ihm McEwen einen Gummiknebel in den Mund gepresst, ihn umgedreht, ihm ein riesiges Knie in den Rücken gedrückt und ein paar Handschellen aus dem Gürtel gerissen. James wehrte sich immer noch und versteckte eine Hand unter dem Bauch.
»Gib mir die Hand, Blümchen, sonst renk ich dir die Schulter aus und trete dir so tief in den Hintern, dass du Schuhcreme im Mund schmeckst!«
James sah, dass ihm Heldenmut nichts nutzen würde, also stöhnte er nur und ließ sich von McEwen die Handschellen anlegen und auf die Füße stellen.
»Ein schwarzes T-Shirt, ein paar Shorts und die Stiefel«, befahl McEwen.
James sah zu, wie Dave Moss das Licht anschaltete und die geforderten Sachen vom Boden aufhob. Erst jetzt erkannte er, dass sich Dave die Haare bis auf den Rücken hatte wachsen lassen und einen langen Bart trug. Mit den Armeestiefeln und seinem weißen CHERUB-T-Shirt sah er aus wie eine Mischung aus Hell’s Angels und Jesus.
»Auf dem Campus geht das Gerücht um, dass du ein bisschen weich wirst«, erklärte Dave ruhig. »Deshalb hat Mr Kazakov beschlossen, dass du zur Auffrischung ein kleines Extra-Training bekommst.«
»Genug geschwätzt, du lollilutschender Blümchenpflücker«, fand McEwen und stieß James in den Rücken. »Raus mit dir aufs Trainingsgelände, wo dich niemand schreien hört!«
10
Eine Stunde später lag Fahim immer noch wach und hörte, wie sich seine Eltern unten wieder stritten. Da er vom Bett aus nicht richtig verstehen konnte, was sie sagten, schlich er sich leise zur Tür und öffnete sie einen Spalt.
»Der Junge braucht Disziplin«, behauptete Hassam entschlossen. »Ich werde mit meinem Vater sprechen.«
Als er das hörte, erhöhte sich Fahims Herzfrequenz schlagartig.
»Er soll mir eine Schule empfehlen«, fuhr sein Vater fort, »irgendwo in der Nähe meiner Familie.«
»Wir waren uns immer einig, dass unser Sohn hierbleibt und eine gute Ausbildung in England bekommt«, erwiderte Yasmin bestimmt. »Ich will, dass er hier ist und nicht Tausende von Meilen entfernt in Abu Dhabi.«
»Ich kann seinen Anblick nicht mehr ertragen!«, schrie Hassam. »Mit seinen Nikes und seiner Playstation, wie er sich mit Rolos und Schokoladenkeksen vollstopft. Er weiß gar nichts von seiner eigenen Kultur oder seinem Volk.«
Yasmin lachte auf. »Und? Sind seine Nikes und die Playstation etwas anderes als deine Rolex und die BMWs? Du tust immer so, als wärst du ein guter Muslim, wenn du deinen Vater besuchst, aber du hast nicht mal einen Gebetsteppich, du hältst den Ramadan nicht ein und du hast in diesem Land noch nie eine Moschee betreten.«
»So kannst du nicht mit mir reden!«, donnerte Hassam wieder und schlug sich mit der Faust in die Hand, sodass Fahim erschrocken zusammenzuckte. »Bisher habe ich dir die Erziehung unseres Sohnes überlassen, aber dabei ist nur ein verwestlichter Weichling herausgekommen.«
»Du willst doch nur, dass er in Abu Dhabi zur Schule geht, damit du bei deinem Vater Pluspunkte
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