Top Secret - Der Ausbruch
sind?«, fragte Lauren.
James zuckte mit den Achseln. »Entweder suchen wir uns ein Versteck und warten ab, bis sie die Straßensperren wieder abbauen, oder wir klauen ein Auto und versuchen durchzukommen. Wir werden eben improvisieren müssen.«
Lauren faltete die Karte zusammen, während James zum Kofferraum ging und den Rucksack mit ihrem Geld und ihren Sachen holte. Curtis kauerte immer noch, in sich zusammengesunken, auf dem Rücksitz, als James die Tür öffnete.
»Komm schon«, forderte James ihn auf.
»Wozu denn?«, schluchzte Curtis. »Ich hätte nie auf dich hören sollen! Im Gefängnis hat wenigstens jemand auf mich aufgepasst!«
James musste Curtis dazu bringen, dass er sich zusammenriss. Er hatte keine Zeit, ihn zu überreden, also zog er ihn am Kragen seiner Jacke aus dem Auto. Obwohl die Jungen etwa gleich groß waren, war James doch wesentlich fitter und stärker.
»Jetzt hör mir mal zu«, schnauzte er ihn an und stieß ihn gegen ein Auto. »Du hast mich gebeten, mitkommen zu dürfen, und du wusstest, dass es gefährlich
wird. Jetzt ist es zu spät, deine Meinung zu ändern!«
Curtis starrte an James vorbei ins Leere.
»Wir werden in die Stadt laufen und uns ein anderes Auto besorgen. Dann fahren wir nach LA, und du nimmst Verbindung mit deiner Mutter auf, wie wir es geplant haben.«
Erst als James Curtis mit der Faust drohte, sagte der widerwillig: »O.K.«
»Wir sind schon so weit gekommen«, versuchte James es jetzt freundlicher, »wir brauchen uns gegenseitig, und wenn wir einen klaren Kopf bewahren, dann können wir das hier immer noch durchziehen.«
Curtis machte ein Gesicht, als ob er James gerne glauben würde, es aber nicht schaffte. Er wirkte wie ein verängstigtes Kind, das man davon zu überzeugen versucht, dass unter dem Bett wirklich keine Monster leben.
Lauren hatte den Rucksack mit den Waffen geschultert und war abmarschbereit. Im Fenster des Wagens erhaschte sie einen Blick auf ihr Spiegelbild und schrak vor den zerzausten Haaren und sandigen Klamotten zurück. Sie konnte es kaum fassen, dass sie gerade erst zwei Polizisten außer Gefecht gesetzt hatte. Es war die wildeste Nacht ihres Lebens gewesen, aber trotzdem war sie ganz ruhig, als könne sie noch gar nicht realisieren, dass das alles wahr war.
Mit einem Ruck kam sie wieder in der Realität an und sah die beiden Jungen an. »Ihr solltet euch schleunigst umziehen«, riet sie ihnen.
James stellte fest, dass er immer noch Amanda Voss’ schwarzes Gefängnishemd trug. Während er es auszog, sah er erleichtert, dass Curtis ohne besondere Aufforderung aus seiner Jacke schlüpfte. Hoffentlich beruhigte er sich.
Mit dem Rucksack über der Schulter lief er rasch neben Lauren Richtung Autobahn.
»Glaubst du, wir haben noch eine Chance?«, flüsterte Lauren schnell, bevor Curtis sie hören konnte.
James zuckte die Achseln. »Es war eigentlich geplant, dass wir schon in Kalifornien sind, wenn der Alarm ausgelöst wird. Wahrscheinlich sind wir geliefert, aber ich gebe erst auf, wenn es sein muss … Und was immer passiert, pass auf, dass unser kleiner Selbstmörder nicht noch mal eine Waffe in die Finger kriegt.«
Curtis kam zu ihnen gelaufen. »Worüber redet ihr beide?«
»Über dich«, antwortete James direkt. »Bist du wieder auf der Erde angekommen?«
»Tut mir echt leid«, murmelte Curtis. »Aber in den Knast gehe ich nie wieder.«
»Positiv denken«, mahnte James. »Morgen um diese Zeit könntest du schon wieder bei deiner Mutter sein.«
Während sie liefen, fuhr auf der Autobahn ein Polizeiwagen
vorbei, und kurz darauf tauchten sie im Gebüsch unter, weil eine ganze Kolonne davon vorbeiraste. Die drei Kinder hatten weniger als ein Drittel der Strecke nach Nix hinter sich gebracht, als sie einen zerrissenen Draht und Holzpflöcke erreichten, die vor einem Jahrzehnt vielleicht einmal als Zaun durchgegangen wären.
»Trailer-Müll«, stellte Curtis verächtlich fest, als sie ein Gelände mit überdimensionierten Aluminiumwohnwagen entdeckten, die die Amerikaner als Trailer Homes bezeichnen.
Lauren sah James an. »Meinst du, wir können hier ein Auto klauen?«
»Wisst ihr, wie das geht?«, fragte Curtis.
»Die alten Modelle kann ich kurzschließen«, erklärte James. »Aber die neueren haben alle eine Wegfahrsperre an der Zündung. Dafür braucht man spezielles Werkzeug.«
»In diesen Trailerparks wohnen keine reichen Leute«, meinte Curtis. »Das ist also der ideale Ort, wenn man nach alten Autos
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