Top Secret - Der Ausbruch
sind etwa viertausend Dollar«, nickte Lauren.
»Wenn du uns fährst, bekommst du die Hälfte von unserem Geld«, bot James an. »Denk doch nur, wie viel Eis du schaufeln müsstest, um zweitausend Kröten zu verdienen. Tausend bleiben hier im Trailer und die andere Hälfte bekommst du in LA.«
Curtis schüttelte den Kopf. »Wozu denn das? Elwood
hat’s ja immer gesagt, dass du ein Weichei bist.«
Ärgerlich machte James einen Schritt auf Curtis zu und starrte ihn böse an. »Was nützt uns Paula, wenn sie ausflippt, sobald sie ein Polizist mit einer Taschenlampe anleuchtet? Wenn ich auf dich hören würde, wären wir schon längst auf der Autobahn erschossen worden.«
Lauren setzte sich neben Paula auf das Sofa und schniefte vernehmlich.
»Willst du uns nicht doch helfen?«, bat sie. »Mein Onkel schlägt mich immer so … Bitte lass nicht zu, dass ich zu ihm zurückmuss!«
Bei diesen Worten änderte sich Paulas Gesichtsausdruck völlig. Lächelnd sah sie Lauren an. »Als ich so alt war wie du, hat mich mein Stiefvater krankenhausreif geschlagen.«
»Dann weißt du ja, wie das ist«, schnüffelte Lauren. Sie drückte mächtig auf die Tränendrüse und hatte insgeheim ein schlechtes Gewissen, weil sie Paula so manipulierte.
Widerstrebend sah Paula zu dem vor ihr stehenden James hoch. »Ich habe ein paar Probleme«, sagte sie, »und da würden mir zweitausend Dollar schon sehr helfen.«
25
Curtis ging freiwillig in den Kofferraum. Seine Stimmung war für James schwer einzuschätzen: In einer Sekunde war er aufgeweckt und hilfsbereit, in der nächsten stark selbstmordgefährdet. Es ist ganz normal, dass Kinder ohne CHERUB-Ausbildung mit gefährlichen Situationen schlechter zurechtkommen, aber Curtis schien überhaupt keiner Stresssituation gewachsen zu sein, und James machte sich Sorgen. Wenn sie bis Los Angeles kamen, dann würde es von ihm abhängen, einen klaren Kopf zu bewahren und sie zu seiner Mutter zu führen.
Um halb fünf Uhr morgens trafen sie etwa eine Meile vor der kalifornischen Grenze auf eine große Straßensperre. Fünf Polizeiwagen blockierten die linken Spuren und auf der rechten bewegte sich eine lange Schlange von Rücklichtern langsam vorwärts. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite parkten noch mehr Polizeiwagen, bereit, die Verfolgung aufzunehmen, und über der Szene kreiste ein Hubschrauber. Wie James wusste, verfügte der Helikopter über Wärmebildkameras, mit denen man jeden entdecken konnte, der versuchte, aus einem Auto auszusteigen und durch die Wüste zu fliehen.
Wenn man bedachte, was Paula durchmachte, hielt sie sich eigentlich sehr gut. Lauren saß neben ihr auf dem Beifahrersitz und tat, als ob sie
schliefe. James hatte die Kapuze über seinen kahlen Kopf gezogen und saß auf dem Rücksitz neben Holly, Paulas dreijähriger Tochter, die fest schlummerte.
Sie brauchten eine Viertelstunde, um sich ans vordere Ende der Schlange vorzuarbeiten. Die Polizisten checkten kurz jedes Auto, leuchteten mit einer Taschenlampe hinein und stellten dem Fahrer ein paar kurze Fragen. Die meisten Autos wurden durchgewinkt, aber die, die verdächtig aussahen, wurden für eine gründlichere Untersuchung in eine zweite Reihe an der Seite gewiesen. Dann mussten alle aussteigen, und ihre Papiere wurden vom Polizeicomputer geprüft, während das Auto gründlich durchsucht wurde.
James war klar, dass alles aus war, wenn sie herausgewunken würden. Mit Paula am Steuer und dreißig gut bewaffneten Polizisten in der Nähe würde jeder Fluchtversuch kurz und blutig enden.
Als sie den Polizisten erreichte, ließ Paula das Fenster herunter.
»Führerschein und Wagenpapiere, bitte.«
Ein Polizist warf einen Blick auf die Papiere, während ein anderer mit einer Taschenlampe um den Wagen herumging.
»Sind das Ihre Kinder?«
»Das kleine Mädchen auf dem Rücksitz ist meine Tochter, die anderen beiden sind meine Geschwister.«
Der andere Polizist klopfte an James’ Fenster. »Lass dich mal ansehen, Junge.«
James ließ das Fenster herunter, als ihm die Taschenlampe ins Gesicht leuchtete.
»Wie alt bist du?«, fragte der Polizist.
»Dreizehn«, antwortete James.
»Würdest du bitte mal die Kapuze absetzen?«
James’ Herz klopfte heftig, als er die Kapuze herunterzog und die fünf Millimeter langen Stoppeln auf seinem Kopf zum Vorschein kamen.
Der Polizist sah seinen Kollegen an. »Ich habe hier einen blonden Skinhead. Das Alter passt auch.«
Der andere wandte sich an Paula. »Tut mir
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