Top Secret - Der Ausbruch
auch die nächsten Minuten bleiben würde. Lauren riss ihm die Pistole aus der erschlafften Hand und feuerte damit über den Ford hinweg. Die Polizistin hörte mittlerweile wieder genug, um in Deckung zu gehen. Lauren preschte zu ihr und verpasste auch ihr eine Ladung mit dem Elektroschocker.
Dann nahm sie die Munition aus den Pistolen der Polizisten, warf die Waffen in die Wüste und öffnete die Fahrertür.
»James!«, schrie sie.
Durch das hohe Pfeifen in seinen Ohren konnte James Lauren kaum verstehen, aber die weißen Schlieren vor seinen Augen verschwanden langsam.
»Wie viele Betäubungsgranaten waren das denn?«, fragte er.
»Alle«, erwiderte Lauren grinsend und kletterte
über ihren Bruder hinweg auf den Beifahrersitz. »Siehst du genug, um zu fahren?«
»Wird schon besser«, erklärte James und startete den Motor.
Er rieb sich die Augen, während Lauren sich nach Curtis umsah. Der lag tränenüberströmt auf dem Rücksitz.
»Was zum Teufel ist hier passiert?«, fragte er und starrte ungläubig in den Lauf des Revolvers.
»Ich mag keine Waffen«, erklärte Lauren. »Ich hab die Magnum nicht geladen, weil ich nicht will, dass jemand erschossen wird. Sie ist nur zur Abschreckung da.«
»Du bist ja bescheuert!«, schrie Curtis. »Die Bullen haben echte Kugeln in ihren Waffen, Kleine!«
»Nur damit sich solche Idioten wie du erschießen können!«, schrie Lauren zurück.
»Ich wünschte, ich wäre tot!«, jammerte Curtis.
»Haltet gefälligst beide die Klappe!«, verlangte James nervös. »Ich muss mich konzentrieren!«
Er wartete eine Lücke im Verkehr ab, manövrierte zwischen den beiden angeschlagenen Polizeiwagen hinaus und durch die Lücke in der Leitplanke zurück auf die Straße nach Kalifornien.
Als James aufs Gas trat, begann das Steuer in seiner Hand heftig zu vibrieren. Erst als er etwas vorsichtiger Gas gab, wurde der Wagen langsam schneller.
»Was ist los?«, fragte Lauren.
»Keine Ahnung«, gestand James und hatte Mühe, den Wagen auf der Straße zu halten. »Aber als ich das letzte Mal durch die Leitplanke gefahren bin, hat irgendetwas geknirscht.«
Sie fuhren keine dreißig Meilen die Stunde und von hinten kam ein Lastwagen mit doppelter Geschwindigkeit an. Der Fahrer hupte und schwenkte auf die mittlere Spur, um sie zu überholen. James versuchte erneut, zu beschleunigen, doch diesmal hätte ihm das Steuer fast den Arm ausgerissen, und sie schleuderten gefährlich dicht an den vorbeifahrenden Laster heran.
»Wenn ich langsam fahre, geht es, aber ich kann nicht beschleunigen.«
»Was machen wir denn jetzt?«, fragte Lauren.
»Weiß der Himmel«, erwiderte James kopfschüttelnd. »Aber mit dieser Schleuder kommen wir garantiert nicht bis Los Angeles.«
24
Die Autobahn führte durch die offene Wüste, wo ein abgestelltes Auto schnell bemerkt werden würde, doch alle paar Meilen standen ein paar Häuser: Läden, Restaurants, Imbissbuden, die zu dieser frühen Morgenstunde noch geschlossen waren. Bei der erstbesten Gelegenheit fuhr James von der Autobahn
ab. Die Arme taten ihm vom Kampf mit dem Lenkrad weh.
Er machte das Licht aus, schaltete auf Leerlauf und bog im Schein einer riesigen pinkfarbenen Eistüte über der Autobahn auf den leeren Parkplatz einer Eisdiele ein. Auf der Rückseite des Gebäudes hielt er neben ein paar Mülltonnen an und schaltete die Innenbeleuchtung ein.
Dann sah er sich nach Curtis um, der ein um das andere Mal den Abzug des Revolvers betätigte und vor sich hin lachte, während ihm die Tränen übers Gesicht liefen.
»Was glaubst du, ob ich wohl eines Tages mal eine Kanone erwische, die funktioniert, wenn ich mir das Hirn rauspusten will?«
James war erschrocken, wie sehr sich Curtis in ein emotionales Wrack verwandelt hatte. Die Szene wirkte erbärmlich, aber im Grunde genommen war es furchterregend. Zum ersten Mal spürte James, dass er es mit einem Menschen zu tun hatte, der nach einer kleineren Auseinandersetzung mit einem Erwachsenen drei wildfremde Menschen erschossen hatte.
»Wo sind wir jetzt genau?«, fragte James mit einem Blick auf die Karte in Laurens Schoß.
»Wenn ich das auf der Karte richtig verfolgt habe, dann führt die Autobahn in ein paar Meilen durch die Kleinstadt Nix.«
»Da laufen wir hin!«, entschied James. »Die Bullen
wissen nicht, dass unser Auto kaputt ist. Solange den Ford hier niemand entdeckt, sind wir für die nächsten ein bis zwei Stunden vor Verfolgung sicher.«
»Und was machen wir, wenn wir in Nix
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