Top Secret. Der Clan: Die neue Generation 1 (German Edition)
Asthmaanfall gebracht hatte.
Mr Oldfield war kahl und trug einen Schnurrbart. Die Notiz, dass enge Sporthosen völlig out waren, hatte er offenbar nicht bekommen, daher sah er immer aus, als käme er geradewegs von einer Schwulenparade.
»Gang-Erlaubnis«, verlangte Oldfield und riss sie Ryan aus der Hand. Dann sah er auf die Uhr. »Hier steht 10.48 Uhr. Wo warst du die letzten elf Minuten, mein Junge?«
»Ich musste ganz vom Verwaltungsgebäude hierherlaufen, Sir.«
Oldfield schnalzte ärgerlich mit der Zunge.
»Du meinst wohl, wenn du trödelst, musst du nicht mitmachen, was?«, vermutete er und deutete durch die Sporthalle auf die innere Tür zur Umkleide. »Da hast du dich aber verrechnet. Und ich will, dass du in vier Minuten hier draußen bist, sonst sehen wir uns Montag nach der Schule zum Nachsitzen wieder.«
»Ja, Sir«, antwortete Ryan widerwillig.
Damit sein Plan funktionierte, musste Ryan in den Umkleideraum, aber er tat beleidigt, als er durch die Halle trottete. Er hatte seit seiner Ankunft wenig Begeisterung für den Sportunterricht gezeigt, da es ihm kaum Pluspunkte bei einem Streber wie Ethan bringen würde, den Sportfreak heraushängen zu lassen.
Während Oldfield die Jungen für die nächste Übung aufstellte, traf Ryan der Geruch der Jungen. Der Umkleideraum war für einen ganzen Jahrgang von hundertfünfzig Jungen ausgelegt. Es gab einen schicken Mittelbereich mit Tafeln und in Hufeisenform aufgestellten gepolsterten Bänken, wo die Trainer Diagramme zeichnen und vor einem großen Spiel den Teamgeist anfeuern konnten. Auf einer Seite lagen die Büros der Trainer und die Duschen, im übrigen Teil standen vom Mittelteil ausgehend Reihen von Holzbänken und Schließfächern.
Da in der Sporthalle nur vierzig Jungen waren, standen die meisten Schließfächer leer. Die Cliquen der siebten Klasse hatten alle feste Plätze. Ethan war nicht stolz auf seinen Körper und zog sich daher am äußersten Ende zusammen mit Yannis und ein paar anderen Nobodys um.
Ryans Plan war leicht zu erklären, aber schwierig durchzuführen. Er musste dafür sorgen, dass einer der Schulschläger wütend auf Ethan wurde, um dann eingreifen zu können und Ethan zu retten, bevor er verprügelt wurde. Die Schwierigkeiten bei diesem Plan bestanden darin, dass niemand wissen durfte, dass Ryan für den Ärger verantwortlich war und dass es in seiner Klasse eigentlich keine Schläger gab.
Es gab ein paar taffe Kids, aber die Twin-Lake-Mittelschule lag in einer grundsoliden Nachbarschaft, wo die Siebtklässler für gewöhnlich nicht mit Messern aufeinander losgingen oder Strebern den Kopf ins Klo steckten.
Die einzige Quelle für Spannungen an der Schule war, soweit Ryan es mitbekommen hatte, die Rasse. Von den vierzehn Jungen in der Klasse 7G waren neun weiß, einer kam aus Indien und die anderen vier waren Latinos. Von den Weißen waren die meisten reich. Sie wohnten in den teuren Vierteln am Strand und blieben meist unter sich. Die Latinos waren fast alle ärmer. Viele ihrer Eltern hatten untergeordnete Jobs in Restaurants, an Tankstellen oder sogar als Hausmädchen oder Diener in den reichen Familien.
In Ryans und Ethans Klasse gab es keinen Schläger, aber immerhin einen Jungen, der grob und jähzornig war. Guillermo war untersetzt, zehn Zentimeter größer als Ryan und nicht allzu helle. In den drei Wochen, die Ryan nun an der Twin-Lakes-Schule war, hatte er gesehen, wie Guillermo aus dem Klassenzimmer gestürmt war, auf die Schließfächer eingehämmert und einen Wutanfall bekommen hatte, als er einmal seine Hausaufgabe nicht finden konnte.
Ryans erste Aufgabe war es, Guillermos Schließfach zu finden. Er zog sich immer zusammen mit den anderen Latinos in der Reihe um, die am weitesten vom Trainerbüro entfernt lag. Nachdem Ryan in der Toilette und der Dusche nachgesehen hatte, ob er allein war, ging er dorthin, stellte seinen Rucksack auf die Bank und öffnete den Reißverschluss, um eine Werkzeugkiste mit durchsichtigem Deckel herauszunehmen. Sie hatte dreißig kleine Fächer, in denen jeweils mehrere Schlüssel lagen.
CHERUB-Agenten lernen, wie man Schlösser knackt, aber es dauert lange, und Ryan würde mehrere Fächer öffnen müssen, um Guillermos Sachen zu finden. Glücklicherweise sind die Schließfachschlösser nur zum Schutz vor Gelegenheitsdieben konstruiert. Es gibt immer Hauptschlüssel, damit Trainer, Schwimmlehrer oder sonst jemand einen verlorenen Schlüssel ersetzen können. Nach einem Gespräch
Weitere Kostenlose Bücher